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Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Titel: Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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flachen Stein all die kleinen Krüge und Becher und winzigen Amphoren, die sich in der Truhe befunden hatten.
    Fafhrd reichte ihm schließlich den Kelch des Sokrates. Herumhüpfend und vor sich hin summend schüttete der Mausling das Mumienpulver hinein, fügte den sauren Wein hinzu und rührte um – dann tanzte er in phantastischen Figuren auf Ahura zu und reichte ihr das Gefäß.
    Als sie keine Bewegung machte, hielt er ihr den Kelch an die Lippen, sie trank gierig, ohne den Blick vom Grab zu nehmen.
    Schließlich näherte sich Fafhrd mit dem Ast vom babylonischen Baum des Lebens, der sich noch immer wunderbar frisch anfühlte, als hätte ihn der Mausling eben erst abgeschnitten. Sanft öffnete er Ahuras geballte Faust, schob den Ast hinein und drückte die Finger wieder zusammen.
    Nun war alles bereit, und sie warteten.
    Der Himmel rötete sich am Horizont und schien im ersten Augenblick dunkler zu werden, als die Sterne verblaßten und der Mondschein blasser wurde. Die aufgestellten Aphrodisiaka erkalteten und dufteten nicht in der nächtlichen Brise. Und die Frau starrte weiter auf das Grab. Hinter ihr, anscheinend ebenfalls das Grab beobachtend, erhob sich der menschenförmige Monolith wie ein phantastischer Schatten. Der Mausling sah sich ab und zu nervös nach dem Gebilde um und wußte nicht recht zu sagen, ob die Statue das Produkt einer urzeitlichen Kunst oder ein Wesen von solch abgrundtiefer Bosheit war, daß man sein Abbild später bewußt entstellt hatte.
    Der Himmel hellte sich auf, bis der Mausling schließlich einige unheimliche Reliefdarstellungen an den Flanken des Sarkophags ausmachen konnte – Menschen wie Steinsäulen und Tiere wie Berge –, und bis Fafhrd das Grün der Blätter in Ahuras Hand erkannte. Dann bemerkte er etwas Erstaunliches. Im Handumdrehen verwelkten die Blätter, der Ast wurde schwarz und rollte sich ein. Im gleichen Augenblick zitterte Ahura und wurde womöglich noch bleicher. Ihre Haut wurde schneeweiß, und der Mausling hatte den Eindruck, als bilde sich eine durchsichtige schwarze Wolke um ihren Kopf, als ergieße sich die rätselhafte Fremde, die er haßte, wie der Geist aus einer Flasche als nebelhafte Schwade aus ihrem Körper nach oben.
    Der massive Steindeckel des Sarkophags knirschte und begann sich zu heben. Ahura näherte sich dem Sarkophag. Der Mausling hatte den Eindruck, als ziehe die Wolke sie wie ein schwarzes Segel vorwärts.
    Der Deckel bewegte sich nun schneller, wie der Oberkiefer eines Steinkrokodils. Die schwarze Wolke schien triumphierend auf den breiter werdenden Schlitz zuzuhalten und die bleiche Gestalt mitzuziehen. Der Deckel öffnete sich weit. Ahura erreichte die Kante und starrte dann entweder hinab oder wurde, wie dem Mausling scheinen wollte, zusammen mit der Wolke fast hineingesogen. Sie zitterte konvulsivisch. Dann sank ihr Körper wie ein leeres Kleidungsstück zusammen.
    Fafhrd knirschte mit den Zähnen, das Handgelenk des Mauslings knackte. Die Griffe ihrer Schwerter, die sie ohne eigenes Zutun gezogen hatten, schmerzten in ihren Handflächen.
    Dann erhob sich eine schmale Gestalt aus dem Grab – wie ein Müßiggänger nach einem Tag der Ruhe, wie ein indischer Prinz nach der Mühsal einer Audienz, wie ein Philosoph nach anstrengendem Diskurs. Die Glieder der Gestalt waren in Schwarz, sein Körper in silbriges Metall gehüllt. Haar und Bart waren seidig und pechschwarz. Doch was sofort wie das Symbol auf dem Schild eines Maskierten den Blick auf sich zog, war der schillernde Glanz seiner olivenfarbenen Haut, ein silbriger Schimmer, der unwillkürlich an Fischbäuche und Lepra denken ließ – und auch an eine gewisse Vertrautheit.
    Denn das Gesicht des schwarzsilbrig schimmernden Fremden hatte eine unverwechselbare Ähnlichkeit mit Ahura.
     

5. Anra Devadoris
    Der Neuankömmling stützte die Hände auf den Rand seines Grabs, musterte freundlich die beiden Männer und nickte, als wären sie bestens bekannt. Dann sprang er leichtfüßig heraus und kam mit großen Schritten die Treppe herab, wobei er auf Ahrimans Leichentuch trat, ohne auch nur einen Blick an Ahura zu verschwenden.
    Er musterte die Schwerter.
    »Ihr vermutet Gefahr?« fragte er und strich sich höflich über den Bart, der, wie der Mausling meinte, nur in einem Grab so buschig und sogleich so seidig hatte werden können.
    »Bist du ein Adept?« gab Fafhrd zurück, und die Worte kamen etwas hastig über seine Lippen.
    Der Fremde ignorierte die Frage und betrachtete

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