Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13
Ich bin ziemlich sicher, dass wir es mit Dredge zu tun haben.« Als ich aufblickte, merkte ich, dass Camille mich mit einem seltsamen Gesichtsausdruck beobachtete. »Du bist dir bei mir auch nicht ganz sicher, oder?«
Sie stammelte: »Nein, nein, das ist es nicht – ich wollte nicht andeuten, dass... «
Delilah wurde blass und ließ ihre Serviette auf den Boden fallen. Seufzend legte ich den Kopf in den Nacken und starrte an die Decke. »Ist schon gut. Wirklich. Ich weiß, dass du mir gegenüber immer noch misstrauisch bist. Das ist auch gut so. Ich würde euch beide niemals verletzen... nicht, solange ich weiß, was ich tue. Aber wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen. Ich bin jetzt ein Dämon. Manchmal... passieren eben Dinge... « Ich reckte den Kopf hoch, denn ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen. Verfluchte Gefühle – sie waren zwar verändert, aber immer noch da.
Camille beugte sich vor und schob mit ernster Miene ihren Teller von sich. »Was sollen wir tun, falls du je... «
»Falls ich je die Kontrolle verliere? Falls das Raubtier mich ganz und gar übernimmt?« Ich starrte sie an, ohne mit der Wimper zu zucken. »Tötet mich, ganz egal, wie. Ich weigere mich, Dredge gewinnen zu lassen. Ich weigere mich, zu einer Kopie dieses geisteskranken Sadisten zu werden. Lieber kehre ich zu unseren Ahnen zurück, ehe ich als Monster weiterlebe.«
Delilahs Unterlippe bebte, und sie begann zu zittern. Ich gab Camille einen Wink, die sofort um den Tisch herum zu ihr eilte. »Delilah«, sagte sie, »Schätzchen, ist schon gut. Alles ist okay... «
»Das war doch nur hypothetisch, Kätzchen. Mach dir keine Sorgen... «
Ich hatte noch nicht ausgesprochen, als ein goldener Lichtschein um Delilah aufschimmerte und sie sich zu verwandeln begann. Scheiße. Camille und ich hätten es besser wissen müssen – so ein schwieriges Thema anzusprechen, ohne sie vorher zu warnen! Obwohl Delilah als Todesmaid gebrandmarkt war und damit in Diensten des Herbstfürsten stand, obwohl sie sich neuerdings in einen schwarzen Panther verwandeln konnte, wenn er es ihr befahl, war sie tief im Herzen immer noch dieses empfindliche goldene Tigerkätzchen.
Camille erreichte sie zuerst. Delilah blickte vom Boden auf und miaute, und Camille streckte die Arme aus. Mit einem kräftigen Satz sprang Delilah auf ihre Arme und begrub den Kopf zwischen Camilles üppigen Brüsten.
»Das war gedankenlos von mir«, sagte sie. »Ich hätte dich unter vier Augen fragen und Delilah dann schonend darauf vorbereiten sollen.« Sie setzte sich auf Delilahs Stuhl, streichelte zärtlich das lange Fell und küsste die Katze auf den Kopf. »Ach, Kleines, so forsch du auch auftrittst, du bist immer noch viel zu weichherzig.« Camille warf mir einen traurigen Blick zu. »Ich mache mir Sorgen, was der bevorstehende Krieg ihr antun wird. Schattenschwinge hat bisher nur ein paar unbedeutende Gefolgsleute gegen uns in den Kampf geschickt. Was wird passieren, wenn ganze Horden durchbrechen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Damit befassen wir uns, wenn es so weit ist. Delilah wird es überleben. Das Mal auf ihrer Stirn sichert ihr einen Verbündeten, der stärker ist als jeder Dämon. Niemand kann den Tod besiegen... oder seine Schergen. Und ob es uns gefällt oder nicht, unsere Schwester ist jetzt mit dem König der Ernte vermählt. Sie wird noch ihre Zeit brauchen, aber was wetten wir, dass sie am Ende stärker und härter ist als wir beide?«
Iris hatte während dieser Unterhaltung geschwiegen. Jetzt rutschte sie von ihrem Barhocker, ging um den Tisch herum, nahm Camille Delilah ab und legte sich unser Kätzchen auf die Schulter. Delilah ließ sich das ohne Protest gefallen und starrte aus großen, runden Augen mit diesem katzentypischen, vollkonzentrierten Blick die Wand an.
»Ihr Mädchen seid alle stärker, als ihr glaubt«, erklärte Iris. »Das müsst ihr sein. Und ich werde für euch da sein, ganz gleich, was geschieht. Ich bin ziemlich sicher, dass ihr morgen Abend bei der Übernatürlichen-Versammlung merken werdet, wie viele Verbündete ihr bereits gewonnen habt. Euer Ruf hat sich herumgesprochen.«
»Wie meinst du das?« Ich starrte Iris an.
Sie neigte den Kopf zur Seite, und ein verschmitztes Lächeln breitete sich über ihr Gesicht. »Denk doch mal darüber nach. Der Jägermond-Clan – einer der meistgefürchteten Werclans weit und breit –, ausgelöscht.« Sie schnippte mit den Fingern. »In einer einzigen Nacht dezimiert. Alle
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