Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13
weggetreten, das war offensichtlich, und ich fürchtete, er würde uns keine große Hilfe sein, bis der Zauber der Wiese gebrochen wurde oder wir Chase weit genug fortschafften, um ihn wirkungslos zu machen. Wir hätten ihn gleich zu Hause lassen sollen.
»Was machen wir jetzt mit ihm? Wenn wir ihn hier draußen lassen, ist sein Hirn völlig aufgelöst, bis wir wiederkommen. Wenn wir ihn mitnehmen, muss eine von uns ständig auf ihn aufpassen.« Ich starrte Chase an und überlegte, was das Beste für alle wäre.
»Ich passe auf ihn auf und sorge dafür, dass ihm nichts passiert. Kommt, weiter«, sagte Delilah. »Ich bin stärker als Chase, ich kann ihn schützen.«
»Es geht also nicht anders.« Ich deutete auf den Höhleneingang. »Also gut, ich gehe zuerst rein, weil ich diejenige bin, die gerufen wird. Ich kann hier keine Dämonen riechen - was auch immer hier geschieht, hat also vermutlich nichts mit ihnen zu tun.
Hoffe ich.«
Smoky und Morio nickten und nahmen neben mir Aufstellung, dahinter folgte Delilah mit Chase. Menolly wandte sich seitwärts ab und schlich durch die Schatten weiter.
Sie war unsere unsichtbare Wächterin. Besser als unsichtbar, denn sie machte außerdem keine Geräusche und hinterließ nichts als ihre Witterung.
Ich starrte den Eingang an, der nur noch wenige Schritte entfernt lag, und hielt das Horn bereit, aber noch in den Falten meines Umhangs verborgen.
Schließlich rannte ich auf den Eingang zu, Smoky und Morio mir dicht auf den Fersen. Als meine Füße die ersten Lichtstrahlen berührten, die aus der Höhle drangen, spießte mich die Macht der Mondmutter auf wie ein eisiger Speer, der mit einem melodischen Klirren wie von tausend kleinen Glöckchen bis in mein Herz drang.
Ich brach durch den Eingang und taumelte in die Höhle hinein.
Morgana und Titania standen neben einem Wald aus Kristallen und bewachten eine Frau, die in einem riesigen Stalagmiten gefangen war. Mit wildem, feenmächtigem Grinsen winkten sie mich heran.
Titania trat vor, und in ihren Händen lag ein Kurzschwert mit einem facettierten Amethyst im Heft, der im wechselhaften Licht der Höhle glitzerte. Das Geistsiegel.
Genau wie Benjamin es beschrieben hatte.
»Wir haben auf dich gewartet, Camille«, sagte sie. »Du wirst uns helfen, Aeval zu befreien. Dir bleibt keine andere Wahl.«
»Was, wenn ich mich weigere?« Ich starrte die beiden an. Während sie sich zuvor gestritten hatten, arbeiteten sie nun offensichtlich zusammen, und Titania hatte viel von ihrer früheren Macht wiedergewonnen.
Morgana trat vor. »Camille, du bist der Kernpunkt, um den sich diese Tagundnachtgleiche dreht. Du allein kannst uns helfen, die Dunkle Königin auferstehen zu lassen. Wir werden sie wieder zum Leben erwecken und das Gleichgewicht wiederherstellen, das vor so langer Zeit bei der Trennung der Welten zerstört wurde.«
»Das Gleichgewicht wird heute Abend kippen. Morgen ist die Tagundnachtgleiche, und die Balance muss wiederhergestellt werden. Was vor langer Zeit aus dem Lot geriet, kann heute Nacht geradegerückt werden. Die Mächte, die einst herrschten, werden sich von neuem erheben. Du musst dabei sein, um Zeugnis abzulegen, und du musst tun, was du kannst, um den Ruck herbeizuführen.«
Großmutter Kojotes Worte hallten in meinen Ohren wider wie von einem verrückten Paukisten vertont. Und dann begriff ich. Sie hatte mir damit befohlen, Titania und Morgana zu helfen. Den Feenhöfen war es bestimmt, wieder aufzuleben, und ich war diejenige, auf deren Schultern die endgültige Entscheidung lastete.
Wenn ich ihnen nicht half, würde alles noch mehr aus dem Gleichgewicht geraten.
Wenn ich ihnen half ... wer konnte wissen, was ich damit ins Rollen brachte ?
Außerdem blieb mir keine Zeit, Entscheidungen lange abzuwägen. Die Dämonen nahten aus der einen Richtung. Benjamin war aus der anderen Richtung hierher unterwegs. Feddrah-Dahns und Mistelzweig kamen aus der Richtung von Georgios Haus, wo sie sich versteckt hatten.
Und sie alle würden hier in dieser Höhle zusammentreffen, ehe die Nacht noch halb vergangen war.
All diese Bilder drängelten sich in meinem Geist, während ich zu den anderen zurückschaute. Sie beobachteten uns stumm.
Smokys Gesicht hatte einen gefährlichen Ausdruck angenommen, Menolly blickte ungläubig drein. Morio nickte mir kaum merklich zu. Delilah stand neben Chase und hielt ihn am Arm fest. Sie waren nahe genug am Eingang stehen geblieben, um notfalls fliehen zu können.
Ich drehte
Weitere Kostenlose Bücher