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Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13

Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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interdimensionalen Portal versteckt.«
    »Ich wünschte, das hätte ich gleich getan, als mein Herr es mir anvertraute«, entgegnete der Pixie errötend. Seine Haut war eigentlich mintgrün, und mit dem Rot auf seinen Wangen erinnerte er an einen Weihnachtsbaum. »Ich habe einen äußerst peinlichen Fehler gemacht und kann nur hoffen, mir das Vertrauen Seiner Hoheit erneut verdienen zu dürfen.«
    Ich blinzelte verblüfft. Er hörte sich nicht pompös an, obwohl er so altmodisch sprach.
    »Warst du denn schon einmal erdseits, Mistelzweig?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe die englische Sprache gelernt, als ein Sterblicher sich unglücklicherweise durch ein Portal verirrte. Er betrat vor weit über hundert Erdwelt-Jahren das Windweidental, und Seine Hoheit gewährte ihm Schutz.
    Er war ein angehender Poet, und er blieb eine Weile bei uns, bis es uns gelang, ihn in seine Heimat zurückzuschicken. Seither habe ich nur mit wenigen Feen Englisch gesprochen, die zwischen den Reichen hin- und herreisen.«
    Ich sah ihn erstaunt an. Vor hundert Jahren war ein Mann durch die Schleier spaziert, in der Anderwelt gelandet und hatte seinen Platz neben dem Kronprinzen der Dahns-Einhörner eingenommen. »Das muss für den armen Kerl ein ziemlicher Schock gewesen sein.«
    »Mitnichten«, meldete sich Feddrah-Dahns zu Wort. »Er war weder schockiert, noch hatte er Angst. Nein, er war hocherfreut, und es hat uns große Anstrengung gekostet, ihn zur Rückkehr in seine Heimat zu überreden. Ich hätte ihn bei uns bleiben lassen, aber Arachnaese, die Weberin, bestand darauf, dass er in die Erdwelt zurückkehren müsse. Anscheinend hatte William Butler hier eine für das Schicksal bedeutsame Rolle zu spielen und durfte deshalb nicht in der Anderwelt bleiben -sonst wäre das Gleichgewicht gestört worden.«
    »Hier«, sagte Mistelzweig und überreichte mir das Samtkästchen. »Seid vorsichtig, wenn Ihr es öffnet. Das Horn ist machtvoll und könnte Euch leicht verschlingen, wenn Ihr nicht auf die ungeheure Energie vorbereitet seid.«
    Ich starrte das Kästchen an. Hier in meinen Händen lag eines der seltensten, wertvollsten magischen Artefakte der Anderwelt. Viele Schatzsucher hatten im Lauf der Jahre danach getrachtet, und manche hatten bei der Jagd nach dieser legendären Kostbarkeit ihr Leben gelassen. Tausend Magi würden alles dafür geben, jetzt an meiner Stelle zu sein, und ein paar von denen waren nicht besonders freundlich. Genau genommen würden eine Menge von denen, wenn sie wüssten, dass ich das Horn besaß, mich kurzerhand in Stücke sprengen, um es mir zu stehlen.
    Ich holte tief Luft, legte mir das Kästchen in den Schoß und öffnete langsam den Deckel. Schimmernder Stoff kam zum Vorschein, aus fein gesponnenem Gold gewoben. Dieses Tuch allein war ein kleines Vermögen wert, hier wie auch in der Anderwelt. Delilah schnappte nach Luft und lehnte sich vor, um es genauer zu betrachten. Morio riss die Augen auf und legte mir eine Hand auf den Rücken, um mir Kraft zu geben.
    Während ich stumm den Stoff auseinanderfaltete, begannen meine Finger zu kribbeln.
    Dann meine Hand. Schließlich bebte mein ganzer Körper so heftig, als wollte er mir die Zähne aus dem Kiefer rütteln. Zitternd starrte ich auf das Horn hinab, das in den Falten des Tuchs ruhte. Es war gut fünfundvierzig Zentimeter lang und bestand aus purem, diamanthartem Kristall, in den goldene, schwarze und silberne Fäden eingeschlossen waren wie Venushaar in einer Kristallkugel aus Quarz. Es summte mit einem tiefen, leisen Ton, und zögernd griff ich danach - ich rechnete damit, dass es aufflammen und mir die Hand verkohlen würde.
    »Nehmt es«, sagte Feddrah-Dahns. »Es ruft nach Euch.«
    Ich schloss die Augen und lauschte. Da - eine schwache Stimme im Wind. Die Worte konnte ich nicht verstehen, sie klangen fremdartig und fern, aber eine Einladung hallte in meinem Herzen wider, in meiner Seele, im silbrigen Schimmer der Tätowierung auf meinem linken Schulterblatt, wo ich während des Einweihungsrituals als Kind der Mondmutter gezeichnet worden war. Das Horn wollte mich ebenso sehr.
    Als ich die Finger um den spitz zulaufenden Stab schloss, brach die Erinnerung an die Nacht meiner Initiation mit aller Macht über mich herein. Plötzlich stand ich wieder in der Grotte, wo ich meinen Eid geschworen und meine Seele fürs ganze Leben der Mondmutter anvertraut hatte.
    Der Mond stand hoch, golden und voll am Himmel, erfüllt vom Versprechen der Magie. Ich

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