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Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13

Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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mich, durch die Schleier aufzusteigen, die meine Gedanken einhüllten. Schließlich konnte ich die Augen offen halten. Verwirrt blickte ich in die Runde besorgter Gesichter.
    »Wo warst du?«, fragte Morio. »Dein Körper war hier, aber dein Geist hatte offenbar den Expresszug genommen. Wieder einmal.« Er kniete neben mir, die Hand dicht über meiner, in der ich das Horn hielt. »Und woher kommt auf einmal dieser Umhang?«
    Ich blickte an mir hinab. Der Umhang war um meine Schultern geschlungen, vollkommen real und materiell. Das war also weder ein Traum noch eine Vision gewesen. »Das ... ist eine lange Geschichte«, antwortete ich. »Ich habe mit dem Hüter des Horns gesprochen. Und ich habe das Recht erworben, es zu benutzen.«
    Als ich mich aufsetzte, kam Feddrah-Dahns langsam zu mir herüber, wobei seine Hufe leicht auf dem Parkettboden klapperten.
    Er neigte den Kopf und schnupperte an der Brosche. »Dann ist es also wahr. Wer das Horn besitzt, trägt auch den Umhang des Schwarzen Einhorns.«
    Steif stand ich auf, und der Umhang bewegte sich auf meinen Schultern, als führte auch er ein Eigenleben. »Ihr hättet mir doch sagen können, dass ich um mein Leben würde kämpfen müssen.«
    »Was? Wovon sprichst du?« Delilah berührte den Umhang, und wo ihre Finger ihn streiften, blitzten Funken auf.
    Morio legte nur eine Fingerspitze daran und erschauerte. »Ihr Götter, der ist ja vielleicht geladen.«
    Ich scheuchte sie ein Stück zurück. »Ich brauche einen Schluck Wasser oder Saft oder so. Ich bin am Verdursten.« Ein schwacher Nachgeschmack des Blitzes hing in meiner Kehle fest, und ich hatte immer noch das Gefühl, um Haaresbreite einem Schicksal als Dessert entronnen zu sein - flambierte Camille. Lecker.
    »Ich hole dir was«, erbot sich Delilah und eilte in die Küche.
    »Ihr habt nicht zufällig Met im Haus?«, rief Mistelzweig, flatterte hoch und folgte ihr mit schwirrenden Flügelchen.
    Langsam wandte ich mich wieder Feddrah-Dahns zu. »Ihr wusstet Bescheid, nicht wahr? Ihr wusstet, dass der Dschindasel mich prüfen würde.«
    Er blinzelte, und seine langen Wimpern bebten. »Ich wusste es, ja. Und ich wusste, dass Ihr bestehen würdet. Königin Asterias Wort genügt mir. Sie hat noch nie ein falsches Spiel mit uns getrieben, und ich habe vollstes Vertrauen in ihre Seher.«
    Ihre Seher? »Dann hat sie Euch also dazu angestiftet, ja?«
    »Sagen wir einfach, wir sind in dieser Angelegenheit zu einer Einigung gelangt. Aber das Schwarze Tier selbst hat die endgültige Entscheidung getroffen.«
    Ich schürzte die Lippen. »Aber warum ich? Warum hat sie nicht einen ihrer stärksten Magi ausgewählt? Oder es sich selbst genommen?«
    Feddrah-Dahns wieherte. »Weil Euer wertvollster Verbündeter Eure Unberechenbarkeit ist. Ihr und Eure Schwestern seid halb Feen, halb Menschen. Elfen folgen altbekannten Methoden und ändern ihr Vorgehen nur in größter Not. Ihr jedoch und Eure beiden Blutlinien -
    Ihr seid wild, Eure Handlungen spontan und unvorhersehbar. Das ist eine Eigenschaft, die oft dazu verhilft, den Feind unvorbereitet zu treffen. Und Ihr habt Wurzeln in beiden Welten, also eine starke Motivation, auch beide Welten zu schützen. Eure Makel sind zugleich Eure stärksten Vorteile. Versucht nicht einmal, alles im Voraus planen zu wollen; es gibt viel zu viele Variablen. Nutzt die Strömungen des Universums, Camille. Lauscht den Gezeiten des Wandels.«
    »Mit anderen Worten, sei im Fluss, schwimm mit dem Strom«, sagte ich leise.
    »Ja, lasst Euch von der Strömung tragen und betet darum, dass sie Euch nicht an den Felsen zerschmettert«, entgegnete er.
    Ein Klopfen unterbrach uns, und in Gedanken immer noch mit seinem Ratschlag beschäftigt, öffnete ich die Haustür. Smoky lehnte am Türrahmen und blickte auf mich herab. Irgendetwas war anders an ihm, aber ich konnte es nicht benennen. Er wirkte intensiver, konzentrierter, als ich ihn je erlebt hatte. Und ich konnte ihn riechen: Begehren und Lust, Gier und Leidenschaft wirbelten um ihn her und rollten auf mich zu wie ein gewaltiger Felsbrocken.
    »Du hättest längst bei mir sein sollen«, sagte er. »Komm jetzt. Und bereite dich darauf vor, die Nacht bei mir zu verbringen.« Damit spazierte er an mir vorbei. Auf dem Weg ins Wohnzimmer warf er über die Schulter zurück: »Du hast eine Viertelstunde, und dann nehme ich dich mit, ob du willst oder nicht.«

 
Kapitel 13
     
    Du kannst nicht einfach hier hereinplatzen und mich so herumkommandieren. Ich

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