Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13
beäugte.
»Sogar in Stereo«, stöhnte er. »Camille, bitte hol deine Sachen, du musst unbedingt mit dieser Frau auf meinem Land sprechen. Sie macht mich wahnsinnig, und wenn du nicht mitkommst und feststellst, was sie will, dann schwöre ich, ich werde sie grillen und mich dann auf die Reste setzen, bis sie flach ist wie eine Wanze. Sie weiß, was ich bin, und sie löchert mich ständig, ob ich nicht wüsste, wo Titania steckt...«
Feddrah-Dahns schauderte. »Lasst Euch nicht von ihr täuschen. Sie mag lästig erscheinen, aber sie ist eine gefährliche Gegnerin, falls Ihr von Morgana sprecht. Im Tal trauen wir ihr nicht über den Weg.
Deshalb haben wir sie verjagt.«
»Trillian hat mir erzählt, dass König Vodox sie sogar aus Svartalfheim verbannt hat«, sagte ich und warf Morio einen Blick zu. Er lehnte sich zurück, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und wartete. Ich ging langsam auf Smoky zu und legte ihm sacht eine Hand auf die Schulter.
»Lass mich zu Mittag essen. Dann muss ich jemanden anrufen. Und danach komme ich mit dir. Delilah, wie wäre es, wenn du dir heute Nachmittag mit Morio dieses Teppichgeschäft vornimmst? Schau einfach, was du herausfinden kannst.«
»Ist gut«, sagte Delilah mit vollem Mund. Sie reichte mir ein Sandwich, und als ich danach griff, schlang Smoky einen Arm um meine Taille und zog mich auf seinen Schoß.
»Du stehst darauf, mich auf dem Schoß zu haben, was?«, fragte ich.
Er lächelte. »Das ist anregend. Iss schnell auf«, sagte er. »Delilah, sei ein braves Mädchen und pack deiner Schwester ein paar Nachthemden ein. Camille, da ihr offensichtlich mit etwas Wichtigem beschäftigt seid, habe ich beschlossen, mir einzelne Tage und Nächte mit dir auszusuchen, wie es mir passt. Betrachte heute Nacht als die erste. Ich lasse es dich wissen, wenn eine volle Woche zusammengekommen ist.«
Ich starrte ihn an. Oh, das alles war ja so wunderbar, dass ich mich einfach nur noch hätte übergeben mögen. Konnte denn nicht ein einziges Mal irgendetwas klappen, ohne dass etwas ins Getriebe geriet?
»Du wirst es mich wissen lassen, wenn ich eine volle Woche mit dir verbracht habe?
O nein, so läuft das nicht. Trillian wird das nicht mitmachen ...« Ich verstummte, als Delilah mir ein Schinkensandwich in die Hand drückte. Automatisch hob ich es zum Mund und begann zu kauen.
»Trillian hat in dieser Angelegenheit nichts zu sagen«, erklärte Smoky, und seine hellen Augen wurden eisig. »Dein Freund ist mir weder verhasst, noch mag ich ihn, aber eines kann ich dir sagen: Er wird sich nicht einmischen. Unsere Abmachung gilt zwischen uns beiden, nicht zwischen ihm und mir. Das sollte Trillian lieber schnell begreifen, ehe er meine Geduld erschöpft.« Er holte tief Luft und fügte hinzu: »Im Gegensatz zu deinen früheren Spekulationen bin ich nämlich sehr wohl in der Lage, jemanden zu töten und zu fressen, der mir in die Quere kommt.«
Ein eisiger Stachel bohrte sich in mein Herz. Unter diesem kultivierten, gewinnenden Äußeren lauerte das Herz eines Drachen, nicht das eines Menschen. Und Drachen spielten nach ihren eigenen Regeln, in ihrem eigenen Tempo. Das vergaß ich immer wieder, und dieser Fehler könnte sich als tödlich erweisen. Wenn nicht für mich, dann eben für Trillian.
»Hick!« Ein japsendes Rülpsen durchbrach die plötzliche Stille und löste die Spannung. Ich wirbelte herum und sah Mistelzweig auf einem der Beistelltischchen landen. Sein Schluckauf und der darauffolgende Rülpser hatten ihn wie einen ange-stochenen Luftballon durch den Raum katapultiert.
»Mistelzweig!« Feddrah-Dahns trat nervös von einem Huf auf den anderen und versuchte, sich zwischen den Möbeln zu dem Pixie durchzuschieben.
Delilah war schneller und kniete sich neben den Tisch. »Geht es dir gut? Mistelzweig?
Bist du verletzt?«
Der Pixie kam taumelnd auf die Füße. »Meine Güte, welch ein Flug«, brummte er.
»Was für ein Gift ist in diesem Gebräu, das Ihr mir gegeben habt?«
Ich befreite mich aus Smokys Umarmung und eilte hinüber, um zu helfen. »Pixies vertragen wohl keine Kohlensäure. Was macht dein Magen? Spürst du einen Druck im Bauch? Hast du Blähungen?«
Delilah warf mir einen angewiderten Blick zu. »Warum fragst du ihn so etwas?«
»Wenn er Blähungen hat, könnte das wieder passieren. Er ist eine kleine Rakete.« Ich schnaubte. »Gratuliere. Nur du könntest eine Möglichkeit finden, einen Pixie in den Weltraum zu schleudern, Delilah. Wir müssen uns
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