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Schwimmen mit Elefanten - Roman

Schwimmen mit Elefanten - Roman

Titel: Schwimmen mit Elefanten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlagsbuchhandlung Liebeskind GmbH & Co. KG
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bloß gekränkt, wie ein Kleinkind behandelt zu werden? Auf jeden Fall fühlte er sich von dem Mann, der so unüberlegt mit seiner Dame gezogen hatte, herausgefordert.
    »Hier!« sagte er und zog den Einkaufsgutschein, den er für seinen Turniersieg im Kaufhaus erhalten hatte, aus der Hosentasche. Er hatte ihn die ganze Zeit über bei sich getragen, um ihn bei Gelegenheit einlösen zu können.
    Schallendes Gelächter ertönte. Die umstehenden Männer waren höchst erfreut über das Angebot und drängten den Spieler, es anzunehmen. Der Wert des Gutscheins war sicher geringer als ihr Wetteinsatz, aber der Mann erklärte sich einverstanden.
    So ergab es sich, dass die beiden gegeneinander spielten, wobei der Junge wie üblich unter dem Tisch Platz nahm. Das erheiterte die Männer nur noch mehr.
    »Na, Kleiner, du bist wohl etwas schüchtern, was?«
    »Kannst du nur Schach spielen, wenn du Käsefüße riechst?«
    Die Männer konnten sich gar nicht mehr einkriegen vor Lachen. Und paradoxerweise wurden sie immer aufgekratzter, je besser der Junge spielte.
    Für Blitzschach erwies sich seine übliche Position zwar als umständlich, aber ihm war es wichtiger, seine bewährte Spielweise beizubehalten, als sich dem Stil des Gegners anzupassen. Egal, wie schnell sein Gegner seine Figuren setzte, der Junge konnte das Geräusch deutlich unter dem Tisch hören und hatte die jeweilige Spielsituation sofort vor Augen.
    Die aggressive Spielweise des Mannes, der nicht eher ruhte, bis er alles aus einer Figur herausgeholt hatte, mochte zwar kraftvoll anmuten, aber der Junge entdeckte schnell ihre Schwachstellen. Obwohl die anderen Männer den Jungen zunächst wegen seines Versteckspiels als Feigling verhöhnt hatten, pfiffen sie begeistert durch die Zähne, als ihnen klar wurde, wie gekonnt dieser sein Spiel aufzog. Die Attacken des Mannes, der immer hastiger an seiner Zigarette zog, wurden von Mal zu Mal unkontrollierter.
    Der Junge achtete darauf, dass er nicht gegen den Tisch stieß und dabei die Figuren umwarf, und ließ sich von seinem Gefühl leiten. Wie immer galt es, einen Mittelweg zu finden, egal, ob es sich nun um eine Partie handelte, die er wahrscheinlich gewinnen würde, oder um eine, bei der ihm nicht der geringste Fehler unterlaufen durfte. Sobald man übermütig spielt oder den Gegner vorführen will, kann es passieren, dass man selbst in Probleme gerät, und zwar schneller, als man denkt. Im Gefühl des sicheren Sieges sollte man darauf achten, der natürlichen Harmonie des Spiels zu vertrauen.
    Mit diesem Wissen verharrte der Junge unter dem Tisch. Vom Kanal her wehte eine frische Brise, und seine vom harten Boden aufgescheuerten Knie brannten. Aus der Ferne hörte man das Hupen der Autos, die die Brücke überquerten. Aber auf der Unterseite des Tisches, wo ebenfalls ein Abzeichen der Grundschule klebte, hatte der Junge deutlich den besten Weg vor Augen. Der Mann schmiss die Zigarette auf den Boden und trat sie aus. Er hatte kapituliert.
    Das Geld, das der Junge gewonnen hatte, war eine beträchtliche Summe, reichte aber nicht aus, um den Modellbaukasten zu kaufen, den sein kleiner Bruder sich so sehr wünschte. Am Samstagmittag ging er stattdessen mit ihm zusammen in das Restaurant des Kaufhauses.
    Seiner Großmutter hatte er gesagt, er würde mit seinem Bruder zusammen den Meister besuchen. Natürlich hatte er Gewissensbisse wegen dieser Lüge. Aber wenn er zwei Kinderteller und das Fahrgeld bezahlte, würde das Geld nicht reichen, um auch sie einzuladen. Das redete er sich zumindest ein. Doch in Wirklichkeit sollte sie nichts davon erfahren, weil er sich nicht sicher war, ob die Verwendung als Spieleinsatz das war, was der Großmutter vorschwebte, als sie ihm empfahl, den Gutschein erst nach reiflicher Überlegung einzulösen. Der Geldschein, den er von dem Mann erhalten hatte, war schmutzig und roch nach Schnaps. Die ganze Zeit über hatte der Junge das Gefühl, durch diesen Schein vom rechten Weg abzukommen. Aber die ausgelassene Stimmung seines Bruders vertrieb schnell seine Bedenken.
    »Oh, ist das toll!« rief der Kleine immer wieder und hielt seine Hand fest umklammert. Vor der Vitrine konnten sie sich nicht sattsehen an all den ausgestellten Speisen und überlegten hin und her, was sie bestellen sollten. Schließlich entschieden sie sich doch für das Kindermenü. Zum ersten Mal in ihrem Leben betraten sie das Kaufhausrestaurant. Es herrschte ein furchtbares Gedränge, vor der Kasse für die Essensmarken

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