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Schwimmen mit Elefanten - Roman

Schwimmen mit Elefanten - Roman

Titel: Schwimmen mit Elefanten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlagsbuchhandlung Liebeskind GmbH & Co. KG
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hatte sich eine lange Schlange gebildet. Die beiden setzten sich ans Fenster, von wo aus man die Gedenktafel für Indira sehen konnte. Die Augen des Kleinen leuchteten, als das Essen serviert wurde. Vor lauter Ehrfurcht traute er sich zunächst gar nicht anzufangen.
    »Oh, ist das toll!« rief er abermals.
    Zuerst zog er das Fähnchen heraus, das in seinem Reis steckte, und verstaute es andächtig in seiner Hosentasche.
    »Meins kannst du auch haben«, sagte der Junge und schob ihm seinen Teller hin.
    »Oh, danke!« Der Kleine lachte vergnügt, während er die kleine Fahne vom Teller seines Bruders pickte und zwischen den Fingern drehte.
    »Das schmeckt gut, oder?« sagte der Junge nach jedem Bissen, woraufhin sein Bruder eifrig mit dem Kopf nickte. Insgeheim wurde er aber noch immer von seinem schlechten Gewissen geplagt.
    Auf dem Dach tummelten sich eine Menge Kinder, aber Indiras Gedenkschild wurde von niemandem beachtet, und auch die Bank, auf der sie sonst immer saßen, war leer.
    »Du darfst niemandem verraten, dass wir hier waren«, beschwor der Junge seinen Bruder. »Das nächste Mal, wenn ich noch mehr Geld gewinne, lade ich auch unsere Großeltern ein. Aber solange bleibt das unser Geheimnis, versprichst du mir das?«
    »Versprochen!« rief der Kleine vergnügt und spießte mit seiner Gabel eine frittierte Garnele auf.
    »Du hast also um Geld Schach gespielt.«
    Am Tonfall seines Meisters hörte der Junge sofort, dass es sich um etwas Anstößiges handelte, worauf er sich mit den Männern im Park eingelassen hatte.
    »Ja, das stimmt.« Er nickte freimütig.
    »Und, hast du gewonnen?«
    »Ja.«
    »Hm.«
    Der Meister rieb sich das stoppelige Kinn und stieß einen tiefen Seufzer aus. Verärgert wirkte er nicht, eher ratlos. Sein Anblick betrübte den Jungen sehr. Seitdem er seinen Gutschein als Einsatz beim Schach hergegeben hatte, plagte ihn sein schlechtes Gewissen. Es war, als laste eine schwere Bürde auf ihm. Und jetzt quälte ihn der Gedanke, wie der Meister von der Sache erfahren haben konnte. Ob sein kleiner Bruder doch alles verraten hatte? Ihm wurde richtig schwer ums Herz.
    Der Meister kratzte sich am Kopf, zog seinen Gürtel hoch und stocherte dann mit dem Löffel in der Zuckerdose herum. Nachdem er einige Sekunden gezögert hatte, begann er endlich zu sprechen:
    »Ich bin dir nicht böse, weil du Geld gewonnen hast.«
    Er sah immer noch die Zuckerdose an.
    »Wenn ein berühmter Großmeister Schach spielt, bekommt er dafür auch Geld. Daran ist nichts auszusetzen. Die Zuschauer kommen schließlich auf ihre Kosten, wenn sie dabei sein dürfen, wenn auf einem Schachbrett Gemälde entstehen, wenn Verse geschmiedet oder Sinfonien komponiert werden. Sie sind dafür dankbar, verstehst du?«
    »Ja, ich verstehe.«
    Die Stimme des Jungen zitterte.
    Der Meister rührte weiter in der Zuckerdose herum.
    »Aber wenn diese Männer im Park um Geld spielen, hat das nichts mit Dankbarkeit zu tun. Ihnen geht es nur ums Geld. Für sie ist Schach ein Mittel, um sich zu bereichern. Sie kümmern sich nicht um die Schönheit des Spiels, sondern wollen nur gewinnen. Das ist ihr einziges Ziel.«
    Zuckerkrümel rieselten vom Rand der Dose auf den Tisch herab.
    »Und deshalb …«
    Der Meister las die Kristalle mit der Zeigefingerkuppe auf und leckte sie ab, bevor er den Blick hob und dem Jungen in die Augen schaute.
    »… möchte ich dir sagen, dass es mir missfällt, wenn du auf solchen Brettern spielst. Diese Kerle sind bloß auf ihren Vorteil aus. Aber denk daran, dass man Schach immer zu zweit spielt. Beide Gegner musizieren gemeinsam. So makellos deine Züge auch sein mögen, wenn der andere trübe Klänge erzeugt, ist das Spiel verdorben. Es wäre schwer zu ertragen, wenn du dich für so etwas hergeben würdest. Du bist zu Größerem fähig. Deine Bestimmung ist es, auf einem Schachbrett Gedichte zu schreiben, davon bin ich überzeugt. Und deshalb solltest du nicht …«
    »Ich habe verstanden.«
    Der Junge hielt es nicht mehr aus und warf sich dem Meister in die Arme.
    »Ich werde so etwas nie wieder tun! Nie wieder! Bitte verzeih mir. Ich wollte dich nicht enttäuschen. Wieso war ich nur so dumm, mich darauf einzulassen? Es tut mir so leid.«
    Der Junge vergrub sein Gesicht in der Brust des Meisters und schluchzte laut. Der gewaltige Druck, der die ganze Zeit seine Seele belastet hatte, entlud sich in einer Flut von Tränen.
    »Du bist nicht dumm, mein Junge.«
    Der Meister drückte ihn fest an sich.
    »Doch, das

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