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Schwindel

Titel: Schwindel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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Die-Welt-in-Scherben-Schreien!
    Etliche Minuten vergingen. Julian schwieg hilflos. Schließlich – ich hatte mich etwas beruhigt – reichte er mir ein Taschentuch
     und ich putzte mir die Nase, streifte meine Schuhe ab, setzte mich im Bett auf, den Rücken gegen die sanft wackelnde Wand
     gelehnt.
    Mein Freund tat es mir gleich. »Was meinst du, wer das gemacht hat?«, fragte er möglichst sachlich. »Auf jeden Fall muss der-
     oder diejenige wohl schon einen guten Grund haben. Kopien machen, den Brief mit anonymen Druckbuchstaben beschriften, das
     passiert nicht spontan, das macht man nicht als Kinderstreich.«
    »Nee, ganz sicher nicht. Da will mich jemand fertigmachen. Ich soll hier verschwinden.« Bei diesen Worten überlief mich ein
     Frösteln. Ich griff nach der Decke und zog sie über meine Jeans bis zum Kinn.
    Julian legte einen Arm um mich. »Aber wer und warum? Meine Freunde wissen, dass du sie nicht verpfeifst! Und Dustin und Mickey
     haben zum Beispiel gar keinen Führerschein, für die wär’s extrem schwierig,allein herzukommen, bei dem Wetter steigt auch keiner freiwillig aufs Rad! Laura könnte sie natürlich gefahren haben oder
     Chris   … aber den haben wir ja gerade noch getroffen!«
    »Bei Chris kann ich mir das schlecht vorstellen«, warf ich ein.
    »Du stehst auf ihn, stimmt’s? Hab ich schon mitgekriegt.« Er klang traurig und gereizt zugleich.
    »Das ist Unsinn!« Ich fauchte und verdrehte die Augen.
    »Chris könnte es aber gewesen sein«, beharrte Julian und zählte an den Fingern die Argumente auf. »Er hat ein Auto und wusste,
     dass wir noch im Einkaufszentrum bleiben würden und er daher unbemerkt zur Mühle kommen konnte. Außerdem war er gestern nicht
     dabei, als wir Alina gefunden haben, und ist daher nicht so angeschlagen wie wir.«
    Ich öffnete den Mund, um Chris instinktiv zu verteidigen, ließ es aber bleiben. Zum einen wollte ich Julian nicht weiter verärgern,
     zum anderen kam mir Chris’ letzte Bemerkung wieder in den Sinn. Warum hatte er mich auf Esras Knutscherei angesprochen? Wollte
     er meine Zweifel an Julians Treue schüren, wollte er mir die Augen öffnen oder einfach nur ein bisschen sticheln? Was ging
     ihn das überhaupt an?
    »Was mich so wurmt, ist: Es
kann
praktisch nur jemand aus meiner Clique gewesen sein!«, sagte Julian. »Kein anderer hätte ein Motiv! Kein Mensch kennt dich
     hier! Oder warst du früher schon mal in Munkelbach?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ist auf der Zugfahrt irgendwas passiert?«
    Ich dachte kurz an die elend lange Hinfahrt und das Mädchen mit den vielen Piercings. Wie lange war das schon her! Knappe
     zwei Tage und es kam mir vor wie Wochen. »Nein«, sagte ich heftig. »Ich denke, ich habe das Buch erst im Wald verloren.«
    »Die Frage ist nur, wie sind meine Freunde an das Buch gekommen?«
    »Bevor sie wegfuhren und Mirko liegen ließen, hat sich einer von ihnen aus dem Fenster gebeugt. Ich weiß nicht mehr, was er
     genau gesagt hat, aber sinngemäß ging es darum, dass er später eventuell nachsehen wollte, ob sein Opfer die Schläge überstanden
     hat.«
    Julian verzog das Gesicht. »War das denn echt so schlimm? Ich hab Dustin angerufen, gleich am Donnerstagabend, als du geduscht
     hast, und er hat mir gesagt, alles sei ganz soft abgelaufen.«
    Ich stieß ein verächtliches Schnauben aus. Sie waren mir letztendlich alle zuwider: der selbstgerechte Dustin, der hohle Mickey
     und die zickige Laura.
    »Wer hat das denn gesagt, dass sie zurückkommen wollen?«, fragte Julian.
    »
Er
wollte allein zurückkommen. Vielleicht, hat er gesagt.«
    »Und wer?«
    »Der Fahrer: Chris.«
    »Ah.«
    »Ja.« Ich fühlte, wie mein Misstrauen gegen den Einzigen aus der Clique, den ich sympathisch fand, gegen meinen Willen wuchs.
     Gab es denn außer Chris keinen möglichen Verdächtigen? Was war mit Bernd Vollmer und seinem Sohn? Mirko schien für alles als
     Sündenbockherhalten zu müssen, er war für die Clique das Ekelpaket schlechthin, wenn ich seinen Namen nannte, würde Julian mir sofort
     beipflichten. Ich dachte an Mirkos zerschlagenes Gesicht. Musste ich denn auch sofort in die gleiche Kerbe schlagen?
    »Was ist mit Bernd Vollmer?«, fragte ich. »Er hat an dem Abend unseren Streit auf der Terrasse gehört und ist kurz darauf
     weggefahren, erinnerst du dich? Ich glaube, er hat Mirko aus dem Wald geholt. Vielleicht hat er dabei das Buch gefunden?«
    Julian überlegte. »Ich weiß nicht, Eva. Was hätte der für einen

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