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Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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dass man ihn in solchen Augenblicken nicht stören durfte. Mitten im Gehen blieb Joß stehen und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. Er schnaufte einige Male und flüsterte: »Ich fürchte, dass Ulrich Recht hat.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Kilian.
    Joß wandte sich dem Freund zu und ließ die Schultern hängen. »Ich habe an Einfluss verloren.«
    Kilian öffnete den Mund, um zu widersprechen, schloss ihn aber sofort wieder. Als Joß das sah, lächelte er müde. »Nicht einmal mein bester Freund versucht mich vom Gegenteil zu überzeugen«, flüsterte er. »Auch du bist der Ansicht, dass ich mich dem Wunschbild hingegeben habe, noch immer der junge, starke und geachtete Anführer Joß Fritz zu sein. Doch heute haben wir beide verstanden, dass diese Zeit hinter mir liegt.«
    »Du jammerst wie ein Weib!«, schimpfte Kilian. »Es mag sein, dass wir mit zu großen Erwartungen nach Mömpelgard gekommen sind. Wir haben nicht damit gerechnet, dass du hier in der Gegend nicht den Rückhalt bekommst, den du gewohnt bist. Du weißt, dass es im Reich anders aussieht.« Kilian überlegte und schlug Joß vor: »Wir könnten von hier aus in die nahe Schweiz gehen und dort um militärische Unterstützung der Bauern durch die Eidgenossen bitten.«
    »Du hast den Herzog gehört! Glaubst du, dass er uns einfach ziehen lassen würde? Ulrich ist ein Mistkerl, dem die Bauern einerlei sind. Er will seine Besitztümer zurück, und dafür ist
ihm jedes Mittel recht. Selbst vor einer organisierten Brandstiftung scheut er nicht zurück. Erkenne endlich, Kilian: Statt den Menschen im Land zu helfen, stürze ich sie in den Untergang.«
    »Die Schweizer sind angesehene Kämpfer«, versuchte Kilian erneut, seinen Gefährten umzustimmen.
    Joß lehnte sich gegen die Tischkante und sah von einem Augenblick zum anderen wie ein alter Mann aus. »Es ist vorbei!«, flüsterte er. »Es wird keinen neuen Aufstand unter Joß Fritz geben!«
    Kilian sprang auf und stellte sich wütend vor ihn: »So einfach geht das nicht, Joß! Du kannst nicht sagen, dass alles vorbei ist. Wer gibt dir das Recht, darüber zu entscheiden?«
    »Ich allein gebe mir dieses Recht, Kilian, und du musst es akzeptieren«, forderte Joß mit ernstem Blick.
    »So einfach geht das nicht!«, wiederholte Kilian. »In dem Augenblick, als du dich entschlossen hattest, für die Rechte der Bauern zu kämpfen, hast du dein Ich aufgegeben und dafür ein Wir erhalten. Du musst an die Menschen denken, die neue Hoffnung und neue Kraft geschöpft haben, weil Joß Fritz zurückgekehrt ist.«
    »Kilian, willst du mich nicht verstehen?«, schrie Joß und blickte ihn an. »Ich werde nicht gehen, weil ich die Menschen im Stich lassen will. Ich werde gehen, weil Ulrich sein Versprechen wahr machen und die Häuser anzünden lassen wird. Er selbst wird sich dabei nicht die Hände schmutzig machen, auch nicht seine Soldaten. Wir werden die Schuldigen sein und dafür bluten! Deshalb muss ich mich zurückziehen. Um die Menschen zu retten, nehme ich gerne in Kauf, dass sie mich verachten! Das wird der letzte Dienst sein, den ich ihnen erweise.«
    »Glaubst du, dass Ulrich von seinem Plan ablässt, wenn du verschwindest?«, fragte Kilian erregt.
    »Sobald die Bauern hören, dass Joß Fritz fort ist, werden sie Ulrich nicht mehr unterstützen, und das weiß auch er.«

    »Was willst du machen? Wieder als Bauer nach Mehlbach gehen?« Kilian konnte nicht vermeiden, dass seine Frage spöttisch klang.
    »Ich habe dir gesagt, dass ich eines Tages als Bauer sterben möchte …«
    »Du verdammter Hurenbock«, schimpfte Kilian laut. »Ich erlaube nicht, dass du mir meine Träume nimmst.«
    In diesem Augenblick klopfte es an der Tür. Joß gab Kilian ein Zeichen, sich zu beruhigen, und blickte ihn fragend an. Doch der zuckte nur mit den Schultern und flüsterte: »Vielleicht sind es Ulrichs Männer.«
    Kilian erhob sich von dem Schemel und griff nach seinem Schwert. Joß ging zur Tür, öffnete sie einen Spalt und blickte auf den Gang.
    »Ihr zwei streitet wie in den besten Zeiten«, sagte eine bekannte Stimme. Als Joß den Besucher erblickte, traute er seinen Augen nicht und brachte keinen Ton heraus.
    »Wer ist da?«, fragte Kilian, der mit erhobenem Schwert hinter Joß getreten war. Wortlos zog dieser die Tür auf.
    Kilians Augen weiteten sich ungläubig, und er stammelte: »Jacob Hauser!«
    Hauser grinste, als er in die ungläubigen Gesichter seiner alten Weggefährten blickte. »Wollt ihr mich draußen

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