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Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Titel: Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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durchdringende Stimme eines Vogels auf. Eine Spottdrossel, irgendwo in der Finsternis über seinem Kopf … Rein und klar ertönte ihr Zwitschern, und sie sang ein Dutzend kleiner Lieder, eins nach dem anderen, ohne Pause dazwischen – ließ kurze, eindringliche Rufe erschallen, tschirpende Laute, lockende Melodien, bezaubernde Frühlingsliebeslieder. Und dann verstummte die Vogelstimme so plötzlich, wie sie erklungen war.
Wenn eine Invasionsarmee aus dem Schiff gequollen wäre, Cliffs Staunen wäre nicht größer gewesen. Es war Dezember, und die Spottdrosseln hatten nicht einmal in Florida zu singen begonnen. Wie war der Vogel in das fest verschlossene, düstere Museum gelangt? Warum sang er da oben in den Schatten?
Er wartete neugierig. Dann entdeckte er plötzlich Gnut, der vor der Luke stand, ganz still. Die glühenden Augen blickten in Cliffs Richtung. Sekundenlang schien sich die Stille im Museum zu vertiefen, dann wurde sie durchbrochen von einem leisen Aufprall auf dem Boden, in Cliffs Nähe.
Das Licht in Gnuts Augen veränderte sich, und er kam mit seinen geschmeidigen Schritten auf Cliff zu. Nur wenige Fuß von dem Reporter entfernt, blieb der Roboter stehen, bückte sich und hob etwas auf. Lange Zeit stand er reglos da und starrte auf das kleine Ding in seiner Hand. Cliff wußte, daß es die Spottdrossel war, obwohl er sie nicht sehen konnte. Nein, ihre Leiche – denn er war sicher, daß ihr Lied für immer verstummt war. Dann wandte Gnut sich ab, und ohne Cliff einen Blick zu schenken, kehrte er zum Schiff zurück und ging wieder hinein.
    Einige Stunden verstrichen, während Cliff auf eine Fortsetzung seiner erstaunlichen Erlebnisse wartete. Vielleicht lag es an seiner Neugier, daß seine Angst vor dem Roboter nachließ. Wenn der Mechanismus ihm feindlich gesinnt war und ihm etwas antun wollte, hätte er ihn längst getötet. Sollte er es wagen, einen Blick in das Schiff zu werfen? Und ein Photo zu machen? Daran mußte er unbedingt denken. Er vergaß immer wieder, warum er hier war.
    Im schwindenden Dunkel der ersten Morgendämmerung hatte er endlich genug Mut gefaßt, um das Wagnis auf sich zu nehmen. Er zog seine Schuhe aus, band sie an den Schnürsenkeln zusammen und schlang sie über die Schultern. Dann lief er auf Socken hinter den ersten der Roboter, die an der Wand postiert waren, blieb stehen, wartete auf ein Geräusch, das ihm verraten würde, ob Gnut seinen Stellungswechsel mitbekommen hatte. Als er nichts hörte, schlüpfte er hinter den nächsten Roboter und blieb wieder stehen. Wieder blieb alles still. Ermutigt spurtete er zum sechsten und letzten Roboter, der direkt gegenüber der Luke stand. Dort erwartete ihn eine Enttäuschung. Kein Licht war im Innern des Schiffes zu sehen. Nur Dunkelheit – und Stille … Trotzdem beschloß er, eine Aufnahme zu machen. Er hob die Kamera, stellte sie auf die schwarze Öffnung ein, knipste ein Photo mit langer Belichtungszeit. Dann stand er da und wußte nicht, was er als nächstes tun sollte.
    Plötzlich drangen gedämpfte Geräusche an sein Ohr, die offenbar aus dem Schiff kamen. Tierische Laute – ein Scharren und Keuchen, begleitet von einem Klicken, das sich mehrmals wiederholte, dann ein tiefes, heiseres Knurren, unterbrochen von weiteren scharrenden, keuchenden Geräuschen, als ob da drinnen irgendein Kampf stattfinden würde … Und dann, bevor Cliff auch nur den Entschluß fassen konnte, zum Tisch zurückzulaufen, sprang ein langer, niedriger Schatten aus der Luke, wirbelte herum, wuchs zur Größe eines Mannes an. Eine grausige Angst stieg in Cliff auf, noch bevor er wußte, was das für ein Schatten war.
    Im nächsten Augenblick erschien Gnut in der Luke, lief ohne zu zögern die Rampe herab, auf den Schatten zu, der langsam zurückwich. Doch dann blieb die dunkle Gestalt stehen, dicke Arme erhoben sich an beiden Seiten, begannen laut auf die Brust zu trommeln, während sich ein tiefes Knurren der Entrüstung aus der Kehle rang. Nur ein einziges Wesen auf der ganzen Welt würde so auf seine Brust trommeln und solche Laute von sich geben. Der Schatten war ein Gorilla.
    Ein riesengroßer Gorilla …
Gnut ging auf ihn zu, und als er nahe genug herangekommen war, sprang er vor und packte das Tier. Cliff hätte nicht geglaubt, daß sich der Roboter so schnell bewegen könnte. Im Dunkel konnte er nicht genau sehen, was nun geschah. Er wußte nur, daß die beiden großen Schatten, der titanische, metallische Gnut und der vierschrötige, aber

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