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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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war. Ein ganzer Tafelberg war ausgehöhlt und die Felswände zu beeindruckenden Befestigungen umgeformt worden. Ein tiefer Graben mit steilen Wänden umgab die Festung. Moranth- Munition oder Zauberei hatte die Brücke zerstört, die den Graben überspannt hatte, und die zerbeulten, geschwärzten Türen dahinter waren aus robustem Eisen. Ein paar vereinzelte Fenster waren zu sehen, weit oben und schmucklos, jedes mit eisernen Läden verschlossen und mit winkligen Schießscharten gespickt.
    Das Lager der Belagerer war schmutzig und verwahrlost. Ein paar hundert Soldaten, die neben Kochfeuern standen oder saßen und ohne sonderliches Interesse zusahen. Auf einer Seite, gleich nördlich der schmalen Straße, erstreckte sich ein schlichter Friedhof aus etwa hundert behelfsmäßigen, wadenhohen hölzernen Plattformen, auf denen jeweils ein eingewickelter Leichnam lag.
    Toblakai wandte sich schließlich an den Falah’d. »Wann ist zuletzt ein Malazaner auf den Befestigungen gesehen worden?«
    Der junge Herrscher zuckte zusammen und machte dann ein finsteres Gesicht. »Man hat mich«, sagte er mit seiner piepsigen Stimme, »auf eine meiner Autorität angemessene Weise als Heiligen Falah’d von Ugarat anzu …«
    »Wann?«, wollte Toblakai wissen, während sein Gesichtsausdruck sich verdüsterte.
    »Nun, äh, nun – Hauptmann Inashan, antwortet diesem Barbaren!«
    Nach einem kurzen Gruß ging der Hauptmann zu den Soldaten im Lager hinüber. Samar schaute zu, wie er mit einem halben Dutzend Belagerer sprach, sah das Schulterzucken, das er als Antwort auf seine Frage erhielt, sah, wie Inashan den Rücken streckte, und hörte, wie seine Stimme lauter wurde. Die Soldaten fingen an, sich zu streiten.
    Toblakai gab ein grunzendes Geräusch von sich. Er deutete auf sein Pferd. »Bleib hier, Havok. Töte niemanden.« Dann ging der Krieger zum Rand des Grabens.
    Samar Dev zögerte und folgte ihm dann.
    Als sie neben ihm stehen blieb, warf er ihr einen Blick zu. »Ich werde diese Festung allein stürmen, Hexe.«
    »Das wirst du gewiss«, antwortete sie. »Ich bin nur hier, um besser zusehen zu können.«
    »Ich bezweifle, dass es viel zu sehen geben wird.«
    »Was planst du, Toblakai?«
    »Ich bin Karsa Orlong, von den Teblor. Du kennst meinen Namen, und du wirst ihn benutzen. Für Sha’ik war ich Toblakai. Sie ist tot. Für Leoman von den Dreschflegeln war ich Toblakai, und er ist so gut wie tot. Für die Rebellen war ich –«
    »Schon gut, ich habe verstanden. Nur Menschen, die mittlerweile tot oder fast tot sind, haben dich Toblakai genannt, aber du solltest wissen, dass es nur dieser Name war, der dich davor bewahrt hat, den Rest deines Lebens in den Gruben des Palasts zu verrotten.«
    »Dieses Hündchen auf dem weißen Pferd ist ein Narr. Ich könnte ihn unter einem Arm zerbrechen –«
    »Ja, das würde ihn wahrscheinlich zerbrechen. Und seine Armee?«
    »Noch mehr Narren. Ich habe alles gesagt, Hexe. Schau zu.«
    Und das tat sie.
     
    Karsa kletterte in den Graben hinunter. Geröll, zerbrochene Waffen, steinerne Wurfgeschosse und vertrocknete Leichen. Eidechsen hasteten über die Felsen, Kapmotten stiegen auf wie bleiche Blätter, die von einer Brise aufgewirbelt wurden. Er begab sich zu einem Punkt direkt unterhalb der massiven, zweiflügeligen eisernen Tür. Selbst mit seiner Größe reichte er kaum an den schmalen Sims darunter. Er musterte die Trümmer der Brücke, die um ihn herumlagen, und begann, Steine aufeinanderzustapeln, wobei er sich die größten zusammensuchte und eine grobe Treppe baute.
    Einige Zeit später war er zufrieden. Er zog sein Schwert, stieg die Stufen hinauf und fand sich auf gleicher Höhe mit dem breiten, vernieteten Schließmechanismus. Nun nahm er sein Steinschwert in beide Hände und setzte die Spitze in die Fuge, in der Höhe, wo sich seiner Meinung nach auf der Innenseite der Riegel befand. Nachdem er einen Augenblick so stehen geblieben war, um sich die Position seiner Arme und den Winkel seines Schwerts einzuprägen, nahm er das Schwert weg, trat auf der behelfsmäßigen Plattform aus Geröll so weit nach hinten, wie er konnte, zog die Waffe zurück und holte aus.
    Er traf an der richtigen Stelle. Die unzerbrechliche Klinge aus Chalcedon grub sich in die Fuge zwischen den Türflügeln. Der Schwung wurde mit einem krachenden Geräusch aufgezehrt, als die Klinge auf einen unsichtbaren, massiven eisernen Stab prallte; die Erschütterungen liefen durch Karsas Arme und bis in seine

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