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Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman

Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman

Titel: Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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musste. Wir sind ganz methodisch vorgegangen: Zuerst haben wir uns durch die französischen Weine gearbeitet, dann durch die italienischen. Wir haben sogar kalifornische Weißweine verkostet, obwohl mein Freund in diesem Punkt ein arger Snob war. Für ihn zählten eigentlich nur die Roten.«
    »Hmm, ich frage mich, ob Sie der einzige Weinconnoisseur sind, der schon Menschen getötet hat. Irgendwie passt das nicht recht zusammen, finden Sie nicht auch?«
    King senkte sein Glas und blickte sie leicht amüsiert an. »Muss man zart besaitet sein, um bei Ihnen als Weinkenner durchzugehen? Wissen Sie eigentlich, wie viel Blut schon um des Weines willen vergossen worden ist?«
    »Meinen Sie beim Trinken oder beim Reden darüber?«
    »Spielt das eine Rolle? Tot ist tot, oder?«
    »Das dürften Sie besser wissen als ich.«
    »Wenn Sie meinen, dass man danach einfach eine Kerbe in seinen Gewehrkolben schneidet, und das wär’s, dann liegen Sie falsch.«
    »Nein, das meine ich nicht. Ich dachte eher an eine Kerbe in Ihrer Seele.«
    King stellte sein Glas ab. »Wie wär’s mit einem Informationsaustausch?«
    »Ich bin dabei – innerhalb vernünftiger Grenzen.«
    »Quid pro quo. Jeweils Gleichwertiges.«
    »Und wer beurteilt das?«
    »Ich mach’s Ihnen leicht und fange einfach an.«
    Michelle lehnte sich zurück. »Na, da bin ich aber neugierig. Wie kommen Sie darauf?«
    »Ich denke, wir können uns auf den gemeinsamen Nenner einigen, dass Sie den Albtraum, den Sie gerade durchleben, genauso wenig mögen wie ich den meinen vor acht Jahren.«
    »Ja. Sie haben von Leidensgefährten gesprochen.«
    »Joan Dillinger war damals im Fairmount-Hotel.«
    »In Ihrem Zimmer?«
    King schüttelte den Kopf. »Sie sind dran.«
    Michelle dachte erst nach, bevor sie antwortete. »Okay. Ich habe mit einem der Zimmermädchen gesprochen, die damals im Hotel arbeiteten. Die Frau heißt Loretta Baldwin.« King sah sie verwirrt an. »Loretta erzählte mir, dass am Morgen, als sie Ihr Zimmer reinigte, ein schwarzes Spitzenhöschen an der Deckenlampe hing.« Michelle machte eine kurze Pause und fuhr dann, ohne mit der Wimper zu zucken, fort: »Ich gehe davon aus, dass dieses Höschen nicht Ihnen gehört hat. Sie sehen mir nicht aus wie einer, der selbst so was trägt.«
    »Nein. Ich trage generell keine schwarze Unterwäsche.«
    »Waren Sie damals nicht verheiratet?«
    »Wir lebten getrennt. Meine Frau hatte die ärgerliche Angewohnheit, mit anderen Männern zu schlafen, wenn ich unterwegs war – also praktisch immer. Wenn ich mich richtig entsinne, brachten die sogar schon ihre Schlafanzüge und Zahnbürsten mit ins Haus. Ich hab mich damals echt abgeschrieben gefühlt.«
    »Schön, dass Sie das heute ins Lächerliche ziehen können.«
    »Hätten Sie mich vor acht Jahren danach befragt, wäre ich nicht so auskunftsfreudig gewesen. Dass die Zeit alle Wunden heilt, würde ich zwar nicht unterschreiben, aber nach einer Weile nimmt man alles nicht mehr so ernst.«
    »Dann hatten Sie damals also eine… na, sagen wir mal: eine Affäre mit Joan Dillinger?«
    »Damals sah es sogar nach ein bisschen mehr aus. Eigentlich blöde, wenn man heute darüber nachdenkt. Joan ist keine Frau für was Festes.«
    Michelle beugte sich vor. »Um noch einmal auf diesen Fahrstuhl zurückzukommen…«
    King unterbrach sie. » Sie sind dran! Ich hab’s bald satt, Sie dauernd daran erinnern zu müssen.«
    Michelle seufzte und lehnte sich wieder zurück. »Okay, Joan Dillinger ist nicht mehr beim Service.«
    »Das zählt nicht, weil ich es schon weiß. Sonst noch was?«
    »Loretta Baldwin sagte mir, dass sie sich nach dem Attentat in einer Besenkammer am anderen Ende des Flurs versteckt hat.«
    Das schien King zu interessieren. »Warum?«
    »Sie hatte Todesangst und ist davongelaufen, so wie alle anderen auch.«
    »Nicht alle«, korrigierte King trocken. »Ich bin ziemlich genau an Ort und Stelle stehen geblieben.«
    »Die Sache mit dem Fahrstuhl…«
    »Warum hacken Sie denn schon wieder darauf herum?«, gab er in scharfem Ton zurück.
    »Weil da etwas war, das Sie offenbar sehr interessiert hat! Und zwar so sehr, dass Sie den Attentäter, der unmittelbar vor Ihnen stand, erst erkannten, als er bereits geschossen hatte.«
    »Ich habe einfach weggeschaut.«
    »Glaub ich nicht. Ich habe ein Geräusch auf dem Videofilm gehört, und es klang wie ein haltender Fahrstuhl. Ich bin überzeugt davon, dass in dem Moment, als die Türen aufgingen, irgendjemand oder irgendetwas Ihre

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