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vertrauten Verhältnis zur Wissenschaft und der wissenschaftlichen Untersuchung der Meditation selbst gefunden. Dies gilt sogar für diejenigen, die eine klassische Unterweisung in einer alten Meditationstradition wie dem Buddhismus erhalten haben. Viele meiner Freunde sehen in den folgenden Worten des Dalai-Lama das bemerkenswerteste Beispiel für diesen entspannten Umgang mit der Wissenschaft: »Sollte die Wissenschaft abschlieÃend nachweisen können, dass gewisse Behauptungen des Buddhismus falsch sind, müssen wir die Erkenntnisse der Wissenschaft annehmen und überholte Anschauungen revidieren.« 4
Lassen Sie uns in diesem Sinne einen schnellen Blick auf einige der von Fachleuten beurteilten wissenschaftlichen Untersuchungen zum Thema Meditation werfen.
Eine der informativsten wissenschaftlichen Studien zur Meditation stammt von zwei Pionieren auf dem Gebiet der kontemplativen Neurowissenschaften, Richard J. Davidson und Jon Kabat-Zinn. 5 Diese Arbeit nimmt aus vielen Gründen eine Schlüsselposition ein. So war es die erste groÃe Studie in
einem betrieblichen Umfeld, bei der die Angestellten eines Biotechnologieunternehmens als Probanden dienten. Dies macht sie für jemanden wie mich, der in der Wirtschaft tätig ist, äuÃerst relevant. Die Studie konnte zeigen, dass die Testpersonen nach nur acht Wochen Achtsamkeitstraining messbar weniger Angst hatten. Das ist sehr schön, aber nicht weiter überraschend, schlieÃlich trägt Jon Kabat-Zinns Schulungsprogramm die Bezeichnung Stressbewältigung durch Achtsamkeit. Da wäre es doch eher peinlich gewesen, wenn die Angst nicht deutlich zurückgegangen wäre.
Ãberraschender war da schon Folgendes: Als man die elektrische Aktivität im Gehirn der Probanden maÃ, waren bei der Gruppe der Meditierenden jene Gehirnareale deutlich aktiver, die positiven Gefühlen zugeordnet sind. Die faszinierendste Entdeckung aber betraf die Immunfunktion der Testpersonen. Als gegen Ende der Studie alle Teilnehmer gegen Grippe geimpft wurden, bildete die Gruppe der Meditierenden mehr Antikörper gegen den Impfstoff. Die Probanden waren mit anderen Worten nach nur acht Wochen Achtsamkeitsmeditation nachweislich glücklicher (wie die Messungen ihres Gehirns ergaben) und zeigten eine deutlich gesteigerte Abwehrfunktion. Bitte bedenken Sie, dass im Rahmen dieser Studie keineswegs kahlköpfige Kerle untersucht wurden, die Mönchskutten trugen und in einem Kloster lebten. Es handelte sich vielmehr um ganz normale Menschen mit einem echten Leben und sehr stressigen Jobs in der amerikanischen Wirtschaft.
Eine spätere Studie von Heleen Slagter, Antoine Lutz, Richard Davidson et al. war dem Thema Aufmerksamkeit gewidmet. 6 Sie untersuchte im Besonderen den Zusammenhang zwischen der Meditation und einem interessanten Phänomen namens »Aufmerksamkeitsblinzeln«. Dieses kuriose Phänomen ist leicht erklärt. Nehmen wir an, Sie bekämen auf einem Computerbildschirm nacheinander eine Reihe von Schriftzeichen
gezeigt, wobei es sich entweder um Buchstaben oder um Ziffern handeln kann. Die Zeichen folgen blitzschnell aufeinander. Der Abstand beträgt etwa fünfzig Millisekunden, also etwa eine Fünftelsekunde. Nehmen wir weiter an, die Abfolge bestünde bis auf zwei Ziffern aus Buchstaben, und lautete zum Beispiel: P, U, H, 3, W, N, A, 9, T, Y. Die Buchstabenreihe enthält also auch zwei Zahlen. Ihre Aufgabe besteht nun darin, die beiden Zahlen zu finden.
Jetzt wirdâs interessant: Folgen die beiden Ziffern innerhalb von einer halben Sekunde aufeinander, wird die zweite oft nicht erkannt. Dieses Phänomen ist unter der Bezeichnung Aufmerksamkeitsblinzeln bekannt. Nachdem die erste Auffälligkeit erkannt wurde, »blinzelt« die geistige Aufmerksamkeit aus unerfindlichen Gründen, und es dauert eine Weile, bis das Gehirn die nächste Ausnahme erkennen kann.
Zunächst wurde angenommen, dass das Aufmerksamkeitsblinzeln durch die Verdrahtung unseres Gehirns bedingt und daher unabänderlich sei. Slagters Studie zeigt, dass die Pobanden nach einem nur dreimonatigen regelmäÃigen und intensiven Training in Achtsamkeitsmeditation ihr Achtsamkeitsblinzeln deutlich verringern konnten. Die entsprechende Theorie dazu lautet, dass das Gehirn durch das Training der Achtsamkeitsmeditation lernt, Reize effektiver zu verarbeiten, und daher nach der ersten Auffälligkeit über genügend
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