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Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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überzeugt.«

Ulik-Botschaft, Zone Süd
    »Der Große Rat Süden ist versammelt«, erklärte Ortega von seinem Büro aus feierlich, aber das war nur ein Ritual. Es bedeutete, daß sämtliche Botschaften in Zone jetzt zu einem komplizierten Kommunikationsnetz zusammengeschlossen waren. Die Wesen, die Wasser atmeten, diejenigen, die das eine oder andere Luftgemisch atmeten, und einige, die eigentlich gar nicht atmeten, konnten jetzt alle miteinander sprechen. Nicht alle Hexagons der südlichen Halbkugel waren vertreten, und manche, wie Gedemondas, schickten niemals Leute. Ihre Büros standen leer. Eine ziemlich große Anzahl von Räten, wie Ortega, waren Neuzugänge – Leute, die ursprünglich von anderen Orten und Rassen im riesigen Universum stammten und durch Zufall in markovische Tore geraten waren. Sie waren gute Ratsmitglieder; solche Leute waren in der Regel geschickter darin, Neulinge durchzuschleusen, da sie das persönlich erlebt hatten.
    »Diese Sitzung ist auf mein Ersuchen anberaumt worden, weil ich es für unabdingbar halte, daß wir alle begreifen, was vorgeht, und uns auf eine gemeinsame Politik dagegen einigen«, fuhr Ortega fort. Er schilderte kurz die Lage, so, wie er sie sah, ohne etwas zu verschweigen.
    Schließlich kam er zur Sache selbst.
    »Wir haben mehrere Möglichkeiten«, erklärte er. »Die erste ist die, gar nichts zu tun. Das wird zu einer zeitweiligen Verdoppelung der Bevölkerung auf der Sechseck-Welt führen, zu einer starken Belastung – aber nur für kurze Zeit. Unbehindert würde Brazil zum Schacht gehen, tun, was er zu tun hat, und die Bevölkerung um denselben Faktor verringern, um den er sie erhöht hat. Das würde zu Unannehmlichkeiten führen, gewiß, aber nicht zu Dingen, mit denen wir nicht fertig werden könnten.«
    »Wenn er die Neulinge nur dazu verwendet, um diese Neubesiedelung zu bewältigen«, stellte jemand fest. »Wenn er uns alle benützt, ist dies das Ende. Oder übrigens auch, wenn er nicht lange überlegt, ob es Neulinge oder Einheimische sind.«
    Ortega nickte gewohnheitsmäßig, obwohl es keine Fernsehbilder gab.
    »Das ist natürlich der springende Punkt. Ich kenne Brazil. Ich weiß, daß man auf sein Wort bauen kann. Aber wenn wir ganz offen sein wollen, wird er ganz allein etwas tun, das die Markovier als Rasse getan haben – und so ist das System nicht eingerichtet worden. Wir wissen nicht, ob er die nötige Beherrschung oder Zuversicht besitzt. Er wird das zum allererstenmal tun und kann es eigentlich selbst nicht wissen. Er ist ganz gewiß ein Markovier – ich habe ihn in seiner natürlichen Erscheinung gesehen. Aber wenn wir auf seine Behauptungen vertrauen – und obwohl ich sein Ehrenwort im allgemeinen akzeptiere, würde ich keiner seiner Geschichten ohne Beweise glauben –, war er nach seinen eigenen Angaben ein Techniker in Hex 41. Ein Techniker, aber nicht der Schöpfer. Die Tatsache, daß er auch behauptet, Gott zu sein, der Erste Beweger, der höchste Schöpfer des Universums, sollte Ihnen zeigen, was man eigentlich glauben kann.«
    »Ich neige dazu, es zu glauben«, erklärte eine andere fremde Stimme. Die Schaltungen waren so eingerichtet, daß derjenige, der als erster auf die Sprechtaste drückte, die anderen allesamt blockierte, so daß immer nur einer sprechen konnte. Im anderen Fall hätte es ein zweites Babel gegeben.
    »Daß er Gott ist?« fragte Ortega fassungslos.
    »Nein, natürlich nicht«, erwiderte der Botschafter. »Das ist eben der Punkt, verstehen Sie? Seine Behauptungen sind von grandiosester Art. Er behauptet, Gott zu sein, oder hält sich dafür. Jemand, der das behauptet, würde fast im Reflex behaupten, er sei der Schöpfer eines Hexagons, und nicht ein bloßer Techniker, wenn er sich gezwungen sähe, etwas zu erfinden. Das hat er nicht getan, so daß ich mich der Ansicht anschließe, daß er tiefer stand. Das stört mich natürlich noch mehr. Wir haben hier in Ragamin sehr fortschrittliche Computer. Wenn kleinere Reparaturen erforderlich sind, würde ich einem Techniker vertrauen. Sollte einer aber von Anfang an programmiert werden müssen und gäbe es keine Kopie des Urprogramms, dann würde ich auf einen Fachmann Wert legen. Brazil hat nichts programmiert, nicht einmal Hex 41 – wie können wir also darauf vertrauen, daß er weiß, was er macht, wenn es sich um den Schacht selbst handelt, etwas so Komplexes, daß kein Gehirn, das ich kenne, es sich vorstellen kann?«
    Ortega schnitt jeden weiteren Kommentar

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