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Seeherzen (German Edition)

Seeherzen (German Edition)

Titel: Seeherzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margo Lanagan
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sein Eheglück zu kaufen. Jetzt, da Able seine Ivy hatte, würde sich kein Mann aus Rollrock mehr mit einer rothaarigen Frau zufriedengeben wollen. Und alle Mädchen, die lachend ihre Röcke und Haare herumschwangen und bei meinem Anblick verächtlich die Lippen verzogen oder aus deren Blicken und Tonfall mir das Mitleid förmlich entgegensprang, würden nun am eigenen Leib erfahren, wie es war, von Männern verachtet oder einfach nur übersehen zu werden.
    Ich tippte an meine Tasche. «Danke, Able. Und den Rest krieg ich noch, egal was passiert.»
    «Wie vereinbart. Pass nur bloß gut auf den Pelz da auf. Schließlich kennen wir sie ja noch nicht, und wer weiß, auf was für Ideen sie sonst kommt?»
    Ich stieg hinter dem händchenhaltenden Liebespaar den Küstenpfad hinauf. Able strahlte stolz und zufrieden vor sich hin, während das Meermädchen sich abmühte, die Füße und Röcke beim Gehen unter Kontrolle zu bringen; sie war genauso unbeholfen und auf ihn angewiesen, wie er es sich gewünscht hatte.
    Ich begleitete sie wie besprochen zur Anlegestelle, denn wenn die Leute mich mit Able zusammen sahen, würden sie ihn vermutlich nicht fragen, was er vorhatte. Able und Ivy sollten ungehindert aufbrechen können.
    Doch natürlich würde die Tatsache, dass wir dort zusammen herumstanden, offenbaren, was ich wirklich war, was ich tun konnte und getan hatte. Von diesem Tag an würde jeder wissen, dass ich nicht nur Froman und Gussy Prouts unverheiratete Tochter war, die Letztgeborene, die nichts mehr von dem Aussehen der anderen Prout-Mädchen abbekommen hatte. Auf gewisse Weise war ich stolz, dieses Meermädchen und diesen Handel ganz allein bewerkstelligt zu haben, aus eigener Kraft. Doch bei dem Gedanken daran, die Leute könnten nun Bescheid wissen, mich verurteilen, fürchten oder verachten, lief es mir so eiskalt den Rücken hinunter wie eh und je.
    Ich hielt das Geldbündel unter meinem Rockbund fest umklammert, den einzigen Trost, der mir blieb. Die
Fey
legte ab, durch das Fenster erkannte ich ihre beiden Köpfe, rot und schwarz. Die kleine Menschenmenge am Steg hielt Abstand von mir und schwieg; in den Blicken, die mir die Männer und besonders die Frauen zuwarfen, las ich die Fragen:
Was bist du
,
welches Übel hast du heraufbeschworen, und was führst du als Nächstes im Schilde, alte Hexen-Jungfer?
Ich stand mit dem Robbenfell-Bündel im Arm in der Sonne, im Wind.
Das Bündel da kann nur eins sein
, dachten sie. Und das Boot tuckerte davon.

Bet Winch
    W ir wollten gerade ins Bett gehen, als sie klopfte. Geedre lag sogar schon im Bett und hielt ihren Schönheitsschlaf, den sie jetzt bräuchte, wie Mum meinte. (
Und
wie
du ihn brauchst
, hatte ich zu Geedre gesagt.
Du brauchst jede Menge Schönheitsschlaf,
woraufhin sie mich zu Boden drückte und nach mir schlug,
du solltest den ganzen Tag über schlafen! Vielleicht kriegst du dann doch noch ein bisschen Schönheit ab!
)
    Schon ihr Klopfen klang ängstlich. «Das ist bestimmt wieder Sophie», sagte ich. «Die geht Mum schon den ganzen Nachmittag über auf die Nerven.»
    «Warum hat Nase sie eigentlich geheiratet», fragte Snell, «wenn er nicht bei ihr zu Hause bleiben will?»
    «Ich kann’s ihm nicht verübeln», meinte Byrne. «Zwei schreiende Babys und dazu ihr dauerndes Gejammer.»
    «Ruhe, Jungs.» Mum kam mit verkniffenem Gesichtsausdruck an uns vorbei, öffnete die Haustür und blockierte mit ihrem Körper den Türeingang, verbarg Sophie vor unseren Blicken. «Was gibt’s, Sophie? Du kannst einfach reinkommen, das weißt du doch. Steh da nicht und klopf und lass uns jedes Mal angerannt kommen, um dir aufzumachen. Du gehörst doch jetzt zur Familie.» Das hatte sie ihr schon hundertmal gesagt. Doch Sophie machte es einfach nicht; sie hatte zu große Angst vor uns und am meisten vor Mum. Sie hatte vor allem Angst. Ihr Hochzeitstag war der einzige Tag gewesen, an dem sie glücklich und gefasst gewirkt hatte.
    «Es ist nur – ist er hier? Ich will euch nicht stören, wenn er nicht hier ist.»
    Snell rutschte auf seinem Stuhl vor und rang mit sorgenvoller Miene die Hände –
genau
wie Sophie. Byrne prustete los und schlug sich schnell die Hände vors Gesicht.
    «Natürlich ist er nicht hier», sagte Mum. «Warum sollte er zu dieser Tageszeit hier sein? Er hat eine Frau und zwei kleine Kinder.» Als wäre Sophie derart dämlich, dass sie nicht einmal das bemerkt hätte.
    «In Wholemans Pub ist er auch nicht.»
    «Na, zum Glück. Wo wir gerade von

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