Seekers 03: Auf dem Rauchberg
stinkendes Wasser spritzte ihr um die Tatzen, aber sie achtete nicht auf das widerlich klebrige Gefühl, das der Matsch in ihrem Fell hinterließ. Sie musste Taqqiq einholen, bevor er zu den Krallenlosen gelangte. Was, wenn er versuchte, ihnen die Nahrung zu stehlen und sie ihn dafür mit dem Feuerstock töteten?
Plötzlich spürte sie harte Erde unter den Tatzen. Sie war auf dem Schwarzpfad. Nun hatte sie den großen offenen Platz rings um die Krallenlosenhöhle erreicht. Drei der großen Feuerbiester waren hier versammelt und starrten genau in ihre Richtung. Mit einem Grollen schoss Kallik auf einen großen silbernen Behälter zu, der an der Rückwand der Krallenlosenhöhle stand. Eine Vielzahl seltsamer Gerüche ging von ihm aus, hauptsächlich roch es nach Faulfutter. Sie stürmte in den Schatten dahinter, wo die Feuerbiester sie nicht sehen konnten, und prallte unversehens gegen ein warmes Bündel Fell.
»Hey!«, protestierte der Fellhaufen, und da erkannte sie, dass es Taqqiq war.
»Oh, dir ist nichts passiert«, stieß sie erleichtert hervor. »Ich hatte solche Angst, eines der Feuerbiester könnte dir etwas tun!«
Taqqiq schnaubte verächtlich. »Ich habe keine Angst vor denen! Salik und ich haben oft mit Feuerbiestern zu tun gehabt«, prahlte er. »Wenn die schlafen, kriegen die gar nichts mit. Du kannst ihnen direkt ins Gesicht brüllen und die rühren sich nicht mal.«
»So etwas hast du gemacht?«, fragte Kallik schaudernd. »Aber warum bloß? Das ist doch gefährlich.«
»Ach was.« Taqqiq warf den Kopf herum. »Wir haben uns ständig mit Feuerbiestern angelegt. Die haben sich nie getraut, uns auch nur ein Haar zu krümmen.«
Kallik blickte sich um. »Warum versteckst du dich dann hier im Schatten, wenn du keine Angst vor ihnen hast?«
»Ich verstecke mich nicht«, erwiderte Taqqiq gereizt. »Ich wollte schauen, ob es hier drin was zu fressen gibt.« Er deutete auf den Behälter neben sich. »Ich kenne diese Dinger. Salik hat da oft gutes Fressen drin gefunden, überall dort, wo haufenweise Feuerbiester und Krallenlose beisammen waren. Aber ich krieg’s nicht auf.«
Kallik beschnupperte den Behälter. Sie hatte schon andere dieser Art hinter großen Krallenlosenhöhlen gesehen, aber noch nie versucht, einen zu öffnen. »Hm. Wie funktioniert das?«
»Der obere Teil lässt sich hochschieben.« Taqqiq drückte mit einer Tatze gegen den Behälter.
»Vielleicht, wenn wir versuchen, ihn gemeinsam anzuheben?«, schlug sie vor. Sie presste ihre Tatzen gegen ein Stück, das aus dem oberen Teil des Behälters hervorragte. Taqqiq lehnte sich mit den Schultern dagegen und stemmte sich hoch. Zu Kalliks Überraschung ging der Behälter tatsächlich auf und das Oberteil krachte gegen die Wand dahinter. Kallik zuckte erschrocken zusammen, aber es kamen keine Krallenlosen nach draußen, um zu sehen, was los war. Sie konnte es kaum fassen, dass ein solcher Krach die Krallenlosen nicht aufscheuchte, aber andererseits waren die Geräusche, die aus der Höhle drangen, so laut, dass sie wahrscheinlich alles andere übertönten.
»Hier ist nichts«, knurrte Taqqiq, während er sich durch lauter glänzendes, weiches, zerfleddertes Zeug und zerbrochene Krallenlosendinge wühlte. Er ließ sich auf alle viere zurückfallen und scharrte mit den Krallen über den Boden, um seinem Unmut Ausdruck zu verleihen.
»Macht nichts«, beruhigte ihn Kallik. »Wir finden schon was.«
»Hrrrmpf«, grummelte Taqqiq. Er ließ seinen Blick über die Höhle und die Feuerbiester schweifen, dann sah er Kallik an. »Ich bin nicht nur ein nutzloser Fellklumpen, weißt du.«
Kallik blinzelte überrascht. »Das weiß ich doch.«
»Du findest die anderen Bären ja immer so toll, als wären sie die Einzigen, die Fressen finden und wissen, wo es langgeht.« Er stieß mit der Tatze gegen den silbernen Behälter. »Ich habe eine ganze Weile allein überlebt, genau wie du, hast du das vergessen? Jedenfalls behandelst du mich so, als würdest du mir absolut nichts zutrauen.«
»Das ist nicht wahr!«, widersprach Kallik, nicht ohne schlechtes Gewissen. »Ich meine … dies ist nicht die richtige Welt für uns. Natürlich tun wir uns schwerer mit dem Jagen, wenn wir nicht auf dem Eis sind.«
»Erst lässt du kein gutes Haar an meinen Freunden«, ließ Taqqiq nicht locker, »und schleifst mich mit auf eine Reise mit anderen Bären. Und dann wirst du sauer, wenn ich mich über deine Freunde beklage. Und das sind noch nicht mal Eisbären! Was
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