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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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interessieren sich nicht für mich, Dr. Bishop. Sondern für Sie .«
    »Warum? Was könnten sie von mir wollen?«
    »Wissen Sie wirklich nicht, warum jeder Dämon, jede Hexe und jeder Vampir südlich von Birmingham Sie verfolgt?« Aus seiner Stimme schlug mir blanker Unglauben entgegen, er staunte mich an, als hätte er mich noch nie gesehen.
    »Nein«, sagte ich, den Blick auf zwei Männer gerichtet, die an einem Tisch in unserer Nähe bei einem Nachmittagsbier saßen. Zum Glück waren sie in ihr eigenes Gespräch vertieft. »Seit ich in Oxford bin, habe ich lediglich alte Manuskripte studiert, täglich ein paar Bahnen auf dem Fluss gezogen, mich auf meine Konferenz vorbereitet und mich ansonsten in meinem Zimmer aufgehalten. Mehr tue ich hier nicht. Kein Wesen hätte einen Grund, mir so viel Aufmerksamkeit zu schenken.«
    »Denken Sie nach, Diana.« Clairmont sah mich eindringlich an. Etwas anderes als Angst überlief meine Haut, als er mich so vertraulich ansprach. »Was haben Sie gelesen?«
    Die Lider senkten sich über seine unbeschreiblichen Augen, aber da hatte ich schon das leidenschaftliche Leuchten darin gesehen.
    Meine Tanten hatten mich gewarnt, dass Matthew Clairmont etwas von mir wollte. Sie hatten recht behalten.
    Er fixierte mich erneut mit seinen unbeschreiblichen, grau umränderten schwarzen Augen. »Diese Geschöpfe verfolgen Sie, weil sie glauben, dass Sie etwas wiedergefunden haben, was vor vielen Jahren
verloren ging«, erklärte er mir zögernd. »Sie wollen es zurückhaben, und sie glauben, dass Sie es beschaffen können.«
    Ich rief mir die Manuskripte ins Gedächtnis, die ich in den letzten Tagen studiert hatte. Das Herz rutschte mir in die Hose. Es gab nur einen Kandidaten für so viel Aufmerksamkeit.
    »Woher wollen Sie wissen, was diese Wesen suchen, wenn Sie nicht mit ihnen befreundet sind?«
    »Ich höre so manches, Dr. Bishop. Ich habe ein exzellentes Gehör«, erklärte er geduldig und mit der für ihn typischen Förmlichkeit. »Zudem bin ich ein recht guter Beobachter. Bei einem Konzert am Sonntagabend hörte ich, wie sich zwei Hexen über eine Amerikanerin  – ebenfalls eine Hexe  – unterhielten, die in Bodleys Bibliothek ein als verschollen geltendes Buch gefunden habe. Seither sind mir in Oxford zahllose neue Gesichter begegnet, und das bereitet mir Unbehagen.«
    »Wir feiern Mabon. Das erklärt, warum so viele Hexen in Oxford sind.« Ich versuchte, seinen nachsichtigen Tonfall zu imitieren, obwohl er meine letzte Frage nicht beantwortet hatte.
    Clairmont schüttelte unter einem sarkastischen Lächeln den Kopf. »Nein, es geht ihnen nicht um die Tagundnachtgleiche. Sondern um das Manuskript.«
    »Was wissen Sie über Ashmole 782 ?«, fragte ich leise.
    »Weniger als Sie.« Clairmonts Augen verengten sich zu Schlitzen. Dadurch sah er noch mehr wie ein riesiges, todbringendes Raubtier aus. »Ich habe es nie gesehen. Sie haben es in Händen gehalten. Wo ist es jetzt, Dr. Bishop? Sie waren doch nicht so töricht, es in Ihrem Zimmer zu lassen?«
    Ich war fassungslos. »Sie glauben, ich hätte es gestohlen ? Aus der Bibliothek? Wie können Sie es wagen, so etwas anzudeuten?«
    »Am Montagabend hatten Sie es nicht«, sagte er. »Und heute lag es nicht auf Ihrem Lesetisch.«
    »Sie sind wirklich ein guter Beobachter«, bemerkte ich scharf, »wenn Sie all das von Ihrem Platz aus erkennen konnten. Wenn Sie es unbedingt wissen müssen, ich habe das Manuskript am Freitag zurückgegeben.« Erst jetzt ging mir auf, dass er vielleicht meinen Lesetisch durchsucht
hatte. »Was ist an dem Manuskript so Besonderes, dass Sie dafür in der Arbeit eines Kollegen wühlen?«
    Er verzog kurz das Gesicht, aber mein Triumphgefühl, ihn bei etwas so Ungehörigem ertappt zu haben, wich sofort der beklemmenden Erkenntnis, dass dieser Vampir mir offenbar tatsächlich wie ein Schatten folgte.
    »Schlichte Neugier.« Er bleckte die Zähne. Sarah hatte mir nichts Falsches erzählt  – Vampire haben keine Fangzähne.
    »Sie erwarten doch hoffentlich nicht, dass ich das glaube.«
    »Es ist mir gleich, was Sie glauben, Dr. Bishop. Aber Sie sollten auf der Hut sein. Diese Geschöpfe meinen es ernst. Und wenn sie erst begriffen haben, was für eine außergewöhnliche Hexe Sie sind …« Clairmont schüttelte den Kopf.
    »Wie meinen Sie das?« Mir sackte das Blut aus dem Kopf, und mir wurde schwindlig.
    »Man trifft heutzutage nur noch selten Hexen mit so viel … Potenzial.« Clairmont senkte die Stimme zu

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