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Seelen im Eis: Island-Thriller (German Edition)

Seelen im Eis: Island-Thriller (German Edition)

Titel: Seelen im Eis: Island-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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ich kann dir versichern, dass sich im Himmel niemand den Kopf darüber zerbricht, ob jemand sein Zimmer aufgeräumt oder etwas Hässliches gesagt hat. Da ist nur noch das wichtig, was gut war und einen glücklich gemacht hat.«
    »Ich wünschte, Mama hätte nach dem Sturz wenigstens noch kurz gelebt. Sie war sauer auf mich, als ich ins Bett gegangen bin.«
    Óðinn konnte ihr nicht zustimmen. Lára war sofort tot gewesen, und er bezweifelte, dass es Rún geholfen hätte, am Bett ihrer sterbenden Mutter zu sitzen.
    »Ich weiß, was du machst. Während ich mit Oma spreche, schreibst du Mama einen Brief«, schlug er vor.
    »Wie soll sie den denn lesen?«, fragte Rún und verschränkte die Arme, schien die Idee aber nicht sofort zu verwerfen, wie Óðinn befürchtet hatte.
    »Ich weiß es nicht genau, das finden wir noch heraus. Vielleicht können wir ihn auf ihr Grab legen oder verbrennen, so dass die Botschaft mit dem Rauch zum Himmel aufsteigt, oder du bewahrst ihn in deinem Zimmer auf, und wenn du das nächste Mal einen Albtraum hast, sagst du Mama, sie soll den Brief lesen. Was hältst du davon? Versuch es doch wenigstens mal!«
    Rún stimmte widerwillig zu. Óðinn holte einen Block und einen Stift und schickte sie in ihr Zimmer. Da konnte sie ihrer Mutter in Ruhe ihr Herz ausschütten, während er mit ihrer Großmutter telefonierte. Bevor Rún aus dem Wohnzimmer ging, stellte er ihr noch eine Frage, die ihm in der letzten Zeit auf den Fingern brannte:
    »Ich wollte dich noch was fragen, Rún. Du musst mir nicht antworten, wenn es dir unangenehm ist.«
    »Was denn?«, fragte sie stirnrunzelnd.
    »Ist es möglich, dass du an dem Morgen, als Mama gestorben ist, wach geworden bist und in der Wohnung jemanden gehört hast? Jemanden, den du kennst?«
    Rún starrte ihn verständnislos an, und Óðinn dachte an seine wirkliche Frage und die Antwort, die er darauf hören wollte: War ich in der Wohnung? Nein, Papa, natürlich warst du nicht bei uns.
    »Warum fragst du das?«
    Ihre Augen sahen bekümmert aus, als wolle sie ihn bitten, die Sache nicht noch komplizierter zu machen. Sag mir nicht, dass Mama etwas angetan wurde. Bitte nicht. Sie ist einfach nur gefallen.
    »Nur so, ich habe nur nachgedacht«, antwortete er. Wie idiotisch von ihm, das anzusprechen!
    »Ich habe niemanden gesehen. Ich hab geschlafen und bin nicht aufgewacht. Da war niemand, da bin ich mir ganz sicher.«
    Rún drehte sich auf dem Absatz um und ging in ihr Zimmer, wobei sie den Block wie einen Schutzschild vor ihren Körper hielt. Óðinn blieb bestürzt zurück. Er verbarg den Kopf in seinen Händen und schloss die Augen. Rún hatte gelogen. Er kannte sie gut genug, um das zu merken. Sie hatte etwas gesehen oder gemerkt. Das war schrecklich und vielleicht die Erklärung dafür, dass es ihr so schwerfiel, den Verlust zu verarbeiten. Aber warum sagte sie nichts? Es gab bestimmt nicht viele Menschen, über die sie ihre schützende Hand halten würde. Er war einer davon.
    Ohne nachzudenken, rief Óðinn bei seiner Schwiegermutter an.
    »Hallo«, sagte er, lehnte sich zurück und starrte an die Decke.
    »Wer ist da?«, fragte sie, als ob sie viele Anrufe von Männern bekäme.
    »Óðinn.«
    »Oh.« Sie konnte ihre Enttäuschung nicht verbergen. »Ist was passiert?«
    »Nein, nein, nicht wirklich.« Óðinn lehnte sich so abrupt vor, dass ihm schwindelig wurde. »Ich habe gehört, dass du Rún in der Schule angerufen hast.«
    »Ja, darf ich das nicht?«
    Was für eine kindische Entgegnung – wenn sie mit ihrem Enkelkind sprechen wollte, wäre es normal, nach der Schule anzurufen.
    »Nein, eigentlich nicht. Sie soll in der Schule nicht telefonieren.«
    Óðinn merkte, dass sich das Gespräch in eine unglückliche Richtung bewegte. Wie alle ihre Gespräche. Sie konnten einfach nicht miteinander reden, ohne sich früher oder später zu streiten. Immer dieselbe Geschichte. Die Frau konnte ihm nicht verzeihen, dass er ihre Tochter im ungünstigsten Moment verlassen hatte, und er konnte es nicht ertragen, daran erinnert zu werden. Würde das denn ewig so bleiben?
    »Ich muss dir was sagen, was ich schon längst hätte machen sollen«, sagte er.
    »Was?« Dieses eine kleine Wort triefte vor Misstrauen.
    »Ich möchte nur, dass du weißt, wie sehr mir die ganze Sache mit Lára leidtut. Ich sage nicht, dass es falsch war, mich von ihr zu trennen, aber ich hätte es mit mehr Anstand tun sollen und Rún und Lára besser behandeln können. Es ist jetzt zu spät,

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