Seelenbrand (German Edition)
Wochen die Handwerker aus dem Dorf für weitere Arbeiten an der Kirche wieder eingestellt. Und seit dem war er ständig auf Reisen. Ich hab’ ihn hier kaum noch gesehen.«
Pierre blätterte in den Papieren. »Wußten Sie, daß er in diesem Jahr hier, warten Sie ... mindestens achtmal in Rom gewesen ist?«
»Nein, niemand von uns wußte, wohin er reiste. Irgendwann tauchte er wieder auf ... und das war’s dann, bis zum nächsten Mal.«
Pierre legte den Stapel Papier zur Seite. »Halten Sie es für möglich ... aus archäologischer Sicht meine ich, daß der Alte hier in Rennes etwas gefunden hat, das er irgendwie zu Geld machen konnte?«
»Hm? Sie haben ja selbst die Geschichte mit der goldgefüllten Schatulle gehört!« Marie trocknete sich die Hände ab und setzte sich zu ihm an den Tisch. »Und wer weiß, was er noch gefunden hat? Denken Sie allein an die Götterfiguren in der Halle unter dem Friedhof.«
Pierre rieb sich das Kinn. »Wäre es denn nicht möglich, daß er diese Götter gesammelt und okkulte Messen abgehalten hat?«
»Glauben Sie?« Marie war schockiert. Auf diesen Gedanken war sie wohl noch nicht gekommen.
»Ich habe oben auf dem Dachboden der Villa Hunderte von Holzkisten gefunden, gefüllt mit Sägespänen, also zweifelsfrei Transportbehältnisse.« Er dachte nach. »Auf zweien stand ein Absender aus Kairo und Bombay. Ich hab’ das zuerst nicht für so wichtig gehalten. Aber jetzt ...«, er deutete zur Villa hinüber, »... ist es zu spät, um noch mal nachzusehen.«
»Wenn wir wieder unten in dieser okkulten Halle sind ...«, Marie war schon wieder Feuer und Flamme für ihre eigene Idee, »... werde ich nachsehen, ob ich dort etwas aus Indien oder Ägypten entdecken kann.«
»Was auch immer bei Ihrer Untersuchung«, er sah sie wichtig an, »herauskommen mag ... Ich glaube jedenfalls nicht, daß der Dachstuhl von selbst Feuer gefangen hat.«
»Es war doch dieses Gewitter, oder?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich habe Ihnen doch von dieser Gestalt erzählt, die ich bis in den Keller verfolgt habe ...«
Marie unterbrach ihn. »... die dann durch diese Geheimtür im Keller verschwunden ist?«
Er nickte. »Ich glaube, daß sie etwas mit dem Feuer zu tun hat. Vielleicht wollte dieses Phantom irgendwelche Beweise zerstören?« Er deutete auf die Papiere. »Vielleicht sogar diese Listen!«
»Warum?«
»Das weiß ich nicht. Noch nicht! Aber ich finde, es wird Zeit, daß wir diesem schwarzen Geist endlich das Handwerk legen. Mittlerweile höre ich es in der Nacht schon überall knacken und wispern. Und den Schlüssel für diese verdammte Kellertür, den habe ich immer noch nicht gefunden.«
»Schieben Sie deshalb immer die große Truhe vor die Tür?«
»Woher wissen Sie das?« Peinlich berührt, Marie könne ihn für einen Angsthasen halten, wollte er schnell nach einer Ausrede suchen ... aber ihm fiel keine ein. Mist!
»Ich habe doch Augen im Kopf!« Sie hatte schon wieder Oberwasser. »Sie sollten sich mal die häßlichen Streifen und Kratzer auf dem Boden ansehen. Die sind mir beim Ausfegen aufgefallen.«
»Müssen Sie eigentlich überall Ihre Nase reinstecken?«
»Haben Sie mir denn nicht x-mal gepredigt, ich solle endlich den Flur fegen?« verteidigte sie sich und erhob sich beleidigt vom Tisch.
»Na, wie dem auch sei ...«, Pierre machte eine beschwichtigende Handbewegung, »... ich finde wir sollten etwas gegen diese Person unternehmen, die hier hinter unserem Rücken herumschleicht. Weiß der Himmel, was sie sonst noch im Schilde führt. Waren Sie eigentlich schon mal auf dem Kirchturm?«
»Von den Leuten aus der Gemeinde war noch niemand auf dem Turm. Der alte Abbé mochte es nicht besonders, wenn man sich außerhalb der Messen an der Kirche aufhielt. Sie war immer abgeschlossen.«
»Na, gut! Wenn es Ihre Pflichten als Haushälterin zulassen, lade ich Sie heute abend nach Sonnenuntergang auf den Kirchturm ein.« Oh! Hoffentlich hatte er jetzt nichts Dummesgesagt, das sie falsch verstehen konnte. »Oder wäre das in den Augen des Pfarrkomitees unmoralisch und unsittlich?« schob er schnell nach. Sie sollte doch schließlich nicht glauben, daß er ... es war rein dienstlich.
Sie mußte lachen. »Darüber machen Sie sich mal keine Sorgen!« Sie redete jetzt leiser. »Eigentlich darf ich es Ihnen ja gar nicht sagen ...«, sie zögerte, gab sich dann aber einen Schubs, »... aber das Pfarrkomitee ist brennend daran interessiert, was Sie so machen, wenn Sie nicht gerade der nette
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