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Seelenfänger

Seelenfänger

Titel: Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Irgendwas mit der Kühlung ist kaputt. Sehen Sie nur all den Dampf, Signor.«
    »Vielleicht hat deshalb auch die Klimaanlage nicht funktioniert.« Helen stand in der Nähe, mit verschränkten Armen, die Sonnenbrille groß und schwarz in ihrem Gesicht. Die Gläser zeigten Thorpe sein Spiegelbild.
    Dies gefiel ihm nicht. Die verschiedenen Szenarien sahen keine Panne vor, und außerdem wäre es ihm lieber gewesen, die Touristen alle im Blick zu haben. Es hatten sich mehrere Gruppen gebildet, und jede von ihnen musste integriert bleiben.
    »Bitte entfernen Sie sich nicht vom Bus!«, rief er in die staubige Hitze, die über der Straße und ihnen allen lag. Und den Fahrer fragte er: »Können Sie den Schaden reparieren?«
    Riccardo schüttelte den Kopf und holte sein Handy hervor. »Nein, ich bin Fahrer, kein Mechaniker, Signor. Ich gebe der Zentrale Bescheid, damit sie uns einen anderen Bus schickt.«
    Das dauert zu lange, dachte Thorpe und suchte in den Optionen nach einer anderen Möglichkeit. Konditionierung und Integration funktionierten nur, wenn die Gruppe zusammenblieb und unterwegs war, wenn Sinne und Bewusstsein der Integrierten genug zu tun bekamen.
    »Das ging schnell«, sagte Helen.
    Zwei oder drei Kilometer entfernt stieg eine Staubwolke auf, als wollte sie mit dem Rauch über dem Vesuv wetteifern. Thorpe beschattete sich die Augen, hielt Ausschau und sah einen Bus, ebenso groß wie der, mit dem sie bisher unterwegs gewesen waren. Riccardo ließ sein Handy wieder sinken, sah Thorpe an und zuckte die Schultern. Sie warteten.
    Es kann zu Interaktionen kommen, Thorpe. Sie werden es mit fähigen Travellern zu tun haben, die daran gewöhnt sind, mit Space-Szenarien umzugehen und sie zu beeinflussen. Deshalb müssen Konditionierung und Integration gleich zu Anfang möglichst vollständig sein. Aber selbst dann sind interaktive Veränderungen nicht ausgeschlossen. Lernen Sie, damit umzugehen. Lassen Sie sich auf keinen Fall die Kontrolle nehmen.
    »Die Kontrolle behalten«, sagte Thorpe, aber er sagte es so leise, dass selbst Helen, die ganz nahe bei ihm stand, nur ein Murmeln hörte, ohne die Worte zu verstehen.
    Thorpe machte sich daran, die neuen Entwicklungen seinem Szenario hinzuzufügen. »Bitte kehren Sie zurück!«, rief er den Touristen zu, die die Straßenböschung zu den Ruinen hinuntergeklettert waren. »Wir werden abgeholt.« Wer auch immer sich den anderen Bus ausgedacht hatte, er konnte ihn für seine Zwecke übernehmen. Die Fahrt musste fortgesetzt werden, bis er – der andere Thorpe – sein Ziel erreichte.
    Die Gruppe versammelte sich am Straßenrand, und zu ihr gehörte auch der stille, unscheinbare Mann, der im Bus ganz hinten gesessen hatte und dem niemand Beachtung schenkte, obwohl er der Wichtigste von ihnen allen war: ein kleiner, schmächtiger Mann mit asiatischen Gesichtszügen, der hier Kisho hieß; dieser Name stand zumindest auf der Passagierliste. Aber sein wahrer Name lautete Haruko Isamu Abe. Er war nur eine Hülle, selbst hier, seinerseits ein Container, wie Thorpe, ein Behälter, der das Ich von Teneker, Florence und Zacharias enthielt.
    Halten Sie alles fest und bringen Sie es zu uns, Thorpe. Das ist Ihre Aufgabe.
    »Festhalten«, murmelte er.
    Der Bus hielt, und der Fahrer stieg aus, ein junger Mann mit glattem Gesicht und Schirmmütze.
    »Die Zentrale schickt mich«, sagte er und machte eine einladende Geste zu den offenen Türen vorn und hinten. »Ich soll euch abholen.«
    Die Zentrale schickt dich bestimmt nicht, dachte Thorpe. Der junge Mann war ihm unbekannt – das glatte Gesicht weckte keine Erinnerungen –, aber er fügte ihn der von ihm kontrollierten Szene hinzu. Die Touristen stiegen ein, und er hörte ihre erleichterten Bemerkungen darüber, dass diesmal die Klimaanlage funktionierte.
    Helen bildete den Abschluss und verschwand ebenfalls im Bus, mit einem nachdenklichen Blick auf Thorpe. Als er ihr folgen wollte, trat ihm der Fahrer in den Weg.
    »Nein, du nicht«, sagte der junge Mann mit der Schirmmütze.
    »Was?«, fragte Thorpe verdutzt.
    »Du bleibst hier.« Der junge Mann winkte, die Türen schlossen sich, und der Bus fuhr los, gelenkt von einem anderen Fahrer. Bevor der Reisebus in einer Staubwolke verschwand, sah Thorpe noch Helens Gesicht an der großen Heckscheibe und die Verblüffung darin.
    Er hustete, und als sich die Staubwolke wieder legte, sah er drei Männer auf der anderen Straßenseite. Einer von ihnen hatte weißblondes Haar, und seine blauen

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