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Seelenfänger

Seelenfänger

Titel: Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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auf die neue Welt, noch bevor er sie ganz erreicht hatte, vermittelte ihm Eindrücke von Bitterkeit, grellen Farben und schrillen Misstönen in einer dumpfen Basismelodie. Zacharias wusste nicht, was er davon halten sollte, aber sein Instinkt sagte ihm, dass der Zielort Unangenehmes für sie bereithielt. Er versuchte, dem Flug eine Richtung zu geben, doch das gelang ihm nicht, trotz seiner neuen Kraft. Etwas anderes bestimmte die Bewegung und reagierte nicht auf seine Versuche, Einfluss darauf zu nehmen.
    Dann hatte er wieder Boden unter den Füßen und atmete Luft, die nach verbranntem Öl, altem Schweiß und Ammoniak stank. Donnergrollen brandete an seine Ohren, stammte aber nicht von einem Gewitter, sondern von Explosionen, die goldene Stränge am Himmel zerrissen, Luftschiffe zerfetzten und Flammen aus dunstigen Tiefen emporzüngeln ließen.
    Zacharias hielt noch immer Florences Hand, blinzelte und stellte fest, dass sie auf einem Turm standen. Graue Soldaten strömten aus einer nahen Kuppel, sprangen flink an Bord bereitstehender Luftschiffe und flogen mit ihnen los, um eine Welt zu erobern.
    Ein kleiner Mann trat Zacharias und Florence entgegen, begleitet von einem größeren mit weißem Haar.
    »Du hattest deine Chance, Zacharias«, sagte Salomo. Und an den Mann an seiner Seite gerichtet: »Kümmere dich um sie.«
    »Mit Vergnügen«, sagte Kronenberg, hob seine Waffe und schoss.

Ein göttliches Anliegen
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    E in Moment wie ein Loch in derZeit hielt Zacharias undalle anderen gefangen, aber seine Gedanken blieben frei, und auch seine Sinne. Er sah das Projektil im Lauf der Waffe, die Kronenberg auf ihn gerichtet hatte, einen Todesboten aus Stahl, vorn aerodynamisch spitz, angetrieben vom Druck einer kleinen Explosion, die seine Ohren als ein in die Länge gezogenes dumpfes Brummen wahrnahmen. Er sah auch die Richtung, in die die Kugel fliegen würde, eine dünne Linie, die von der Mündung ausging und mitten auf seiner Brust endete. Der Moment dehnte sich wie das Brummen, und während alles andere zwar nicht reglos blieb, aber langsam und träge – bis auf die Kugel, die den Lauf der Waffe verlassen hatte und einen kleinen Strudel aus verwirbelter Luft hinter sich herzog, als sie mit einer Geschwindigkeit von etwa fünfzehn Zentimetern in der Sekunde flog –, duckte sich Zacharias zur Seite. Er agierte, wie er es bei vielen Übungen gelernt hatte (»Die Gefahr erkennen, ihr ausweichen«), und während sein Körper handelte, während er sprang und Florence mit sich riss, dachte der analytische Teil seines Selbst, dass sein Instinkt eine Minifraktur geschaffen hatte, in der von ihm bestimmte Regeln galten, und diese Regeln sahen vor, dass er sich bewegen konnte, schneller als die Kugel jenseits der Frakturgrenzen.
    Er versuchte, die blasenförmige Fraktur mit sich zu ziehen und ihren Ereigniswinkel noch etwas zu vergrößern, aber als er zusammen mit Florence über die Turmplattform lief, erwachten die Soldaten in der Nähe aus ihrer Starre. Aus dem Augenwinkel sah Zacharias, wie einer von ihnen der Kugel zum Opfer fiel, die für ihn bestimmt gewesen war. Sie durchschlug den Hals der grauen Gestalt, und der Mann – der Humanoide – kippte, fiel über den Rand des Turms. Kronenbergs Gesicht blieb völlig unverändert, als er die Waffe herumschwang.
    Es knallte, aber diesmal waren Zacharias und Florence in Bewegung, duckten sich hinter eine Soldatengruppe, die gerade aus der Kuppel gekommen war, und erreichten einen mindestens zwei Dutzend Meter langen Steg, der offenbar als Anlegestelle diente. Mehrere große, wie Tauben gurrende Vogelwesen saßen dort, gehütet von kleinen Männern mit auffallend großen Köpfen. Jedes von ihnen trug mehrere Sättel, und das nächste drehte den Kopf und sah sie aus zwei dunklen Knopfaugen an, die über einem langen Schnabel glänzten.
    »Dorthin!«, rief Florence und versuchte, Zacharias zum ersten Vogel zu ziehen.
    »Nein.« Er hatte bereits eine andere Wahl getroffen: ein kleines Luftboot, ausgestattet mit zwei großen Propellern an einem sehr stabil wirkenden Heckausleger und einem stromlinienförmigen Stabilisierungstank auf dem Rücken, offenbar mit einem Gas gefüllt, das leichter war als gewöhnliche Luft, vermutlich Helium. Zahlreiche solche Boote waren mit Leinen am Steg festgebunden und warteten auf Salomos Soldaten. Ein langer Schritt brachte Zacharias ins erste Luftboot, und Florence folgte ihm, obwohl sie den Kopf schüttelte.
    »Ein Fugel wäre besser

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