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Seelenfänger

Seelenfänger

Titel: Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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vorbereiten?«
    Matthias schüttelte den Kopf. »Nein. Es genügt, das Programm zu starten.«
    »Gut.« Sie sah ihn an, als er zögerte. »Bitte, Matthias. Du wirst sehen. Du wirst sehen, dass ich recht habe.«
    Er ging, nicht ohne ein letztes Zögern, und Florence war mit Zacharias allein. Sie ließ seine kalte Hand los, sah auf ihn hinab und spürte, wie die Fragen zurückkehrten. Wenn dies der Space von Haruko war – und wie konnte er es nicht sein? –, wieso existierte dann diese Foundation, mit Personen, die ihr vertraut waren, dem Patienten, den Fukuroku nach Sea City gebracht hatte, aber fremd sein mussten? Nach dem, was Florence wusste, konnte die Antwort nur lauten: Es musste tatsächlich eine Konzeptualisierung stattgefunden haben, und zwar eine, die weit über das bekannte Maß hinausging. Dass Salomo damit in Zusammenhang stand, daran zweifelte Florence nicht. Er war zwar überrascht gewesen, halb überrumpelt, aber er hatte ihre Rückkehr zur richtigen Foundation verhindert. Er hatte Zacharias und sie festgehalten, wenn auch nicht so vollständig wie Teneker, aber sie waren ihm nicht ganz entkommen. Zacharias befand sich noch immer in einer Sea City, von der nur Ruinen übrig waren, abgesehen vom Hauptturm der Stadt, der stilisierten Hand, die sich dem Himmel entgegenstreckte, und sie hatte es nach dem Ende der Tetranol-Phase hierherverschlagen, in eine Sea City, die angegriffen wurde. Gab es eine Verbindung zwischen den beiden Städten? War die Ruinenstadt das Ergebnis des Angriffs der Taiwanischen Renegaten, von denen sie hier zum ersten Mal gehört hatte?
    Halt, dachte Florence und spürte wieder das Messer in ihrem Kopf. Es zerschnitt keine Gedanken, denn sie waren zu schnell, sprangen hin und her und verharrten nicht lange genug, um von der Klinge berührt zu werden, die erneut über die Innenseiten des Schädels kratzte. Halt, dachte sie noch einmal und meinte damit einen bestimmten Gedanken. Sie hielt ihn an einer Stelle, die das Messer nicht erreichen konnte, und betrachtete ihn. Er lautete: Wenn meine T-Phase wirklich zu Ende gegangen ist, müsste ich zur Foundation, zur richtigen Foundation zurückgekehrt sein. Aber ich bin hier erwacht, noch immer im Space. In wessen Space? Zachs Theorie fiel ihr ein. Er hatte vermutet, dass sie sich in einer Fraktur befanden, geschaffen von Teneker bei dem Versuch, dem Seelenfänger zu entkommen. Aber Frakturen waren normalerweise klein und winzig, wie die Hütte auf der Kuppe des Hügels, der von einer Wüste umgeben gewesen war. Selbst wenn die zerstörte Stadt zu Tenekers Fraktur gehörte hatte – diese Sea City war bestimmt nicht Teil davon.
    Was noch immer nicht ihre Frage beantwortete, warum das Ende der Tetranol-Phase sie nicht zu Rasmussen und den anderen zurückgebracht hatte.
    Als Florence in die Ecke des Zimmers eilte und den Stuhl mit dem mobilen Interface holte, wurde ihr plötzlich klar, dass die Antwort direkt vor ihr lag – sie hatte sie nur nicht sehen wollen.
    Das Ende ihrer T-Phase hatte sie nicht zur richtigen Foundation zurückgebracht, weil Salomo es verhindert hat te. Er hielt sie, irgendwie, im Space fest. Was bedeutete, dass eine Verbindung zu ihm existierte.
    Florence richtete einen argwöhnischen Blick auf die Tür, als sie den Stuhl neben Zacharias’ Bett stellte und die Interface-Kabel mit dem Datenanschluss an der Wand verband. Dann nahm sie auf dem Stuhl Platz, befestigte die Sensoren an Stirn und Schläfen, lehnte sich zurück und versuchte, sich zu entspannen, wie sie es vor Jahren gelernt hatte, als sie zur Foundation gekommen war, und wie sie es die Traveller lehrte. Man musste sich entspannen, wenn nicht den Körper, so doch den Geist, wenn man mit einer Reise beginnen und sie kontrollieren wollte. Andernfalls warfen einen die Gezeiten von Tetranol und Space an fremde Gestade.
    Dort lag Zacharias, von Maschinen am Leben erhalten, und für einen schrecklichen Moment stellte sich Florence vor, einer Selbsttäuschung erlegen zu sein, verursacht vielleicht vom Rückkehr-Schock. Sie stellte sich vor, dass dies die richtige Foundation war, die Realität, die auch ohne Tetranol und Interface-Programme existierte, und dass die anderen Bilder in ihrem Kopf nicht mehr waren als das: Bilder ohne Substanz, Erinnerungen an Träume oder Reisen, von einem müden, gestressten Geist durcheinandergebracht. Der Gedanke erschreckte sie so sehr, dass sie einige Sekunden lang stocksteif dasaß und nicht einmal zu atmen wagte, als könnte

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