Seelenfeuer
Während sein Blick durch die niedrige Kammer glitt und vom deckenhohen Bücherregal zum sorgfältig geordneten Schreibtisch flog, kam er zu dem Schluss, dass die Gassnerin die Wasserprobe nicht bestehen konnte. »Sie wird vom Wasser abgestoßen werden, schließlich ist sie eine Hexe!«, murmelte er vor sich hin.
»Natürlich ist sie eine Hexe! Sonst hätte ich Euch nicht herbemüht«, beeilte sich Grumper einzuwerfen, obwohl ihn Kramer nicht gefragt hatte. »Diese Probe wird sie als Hexe entlarven, und im Anschluss können wir ohne Aufschub mit der peinlichen Befragung beginnen!«, stieß er eifrig hervor.
»Dann fehlt uns nur noch der Nachweis der Unzucht durch den ehrenwerten Sauerwein«, gab Kramer zu bedenken. »Seid Ihr sicher, dass …«
»Das lasst allein meine Sorge sein! Die erste Ravensburger Hexe ist uns sicher!«, versicherte ihm Grumper.
Der schwere Riegel wurde zurückgeschoben. Ein Schlüssel quietschte im Schloss. Luzia schreckte in wilder Panik zusammen. Am Vortag hatte der Rat verlangt, sie der Hexenprobe zu unterziehen. Und jetzt kamen sie, um sie zu holen. »Heilige Maria Muttergottes!«, flehte sie. Luzia wusste nicht, was ihr mehr Angst bereitete: die Blicke der Neugierigen, die sich immer scharenweise einfanden, wenn sich ihnen ein Schauspiel bot, oder die Aussicht, wie eine räudige Katze zu ertrinken. Sie hatte beschlossen, darauf zu hoffen, dass die Büttel sie rechtzeitig wieder aus dem Wasser ziehen würden. Dann steht mir nur noch die Untersuchung bevor, dachte sie. Sauerwein würde zu dem Ergebnis gelangen, dass sie die Wahrheit gesagt hatte und immer noch unberührt war. Sie konnte nur hoffen, dass Gott sich ihrer Seele gnädig erwies.
Knarzend wurde die schwere Tür aufgestoßen und eine Pechfackel in dem Eisenring in der Wand befestigt. Zuerst sickerte das rußende Licht über Boden und Wände, dann übergoss es den Wachmann mit seinen schaurigen Zungen.
»Schwarzenberger! Heilige Maria Muttergottes, jeder, nur nicht Schwarzenberger!« Die Angst leckte ihr wie ein nasses Ungeheuer über den Rücken und grub sich in ihre Eingeweide.
Höhnisch grinsend schob Berthold Schwarzenberger die Tür zu und kam geradewegs auf sie zu. Er beugte sich über Luzia und schlug ihr ohne ein Wort ins Gesicht. Vom Grauen gepackt, wollte sie zurückweichen, doch die schweren Eisenfesseln und die Kette, die ihre Füße am Boden fixierten, hinderte sie daran.
»Bevor ich dich morgen zur Hexenprobe fahre, vergnügen wir uns noch ein wenig. Schließlich wäre es doch schade,
wenn du diese Welt verlassen würdest, ohne jemals einen richtigen Mann in dir gespürt zu haben!«
Jetzt erst verstand Luzia. Sie wollte schreien, aber ihre Kehle war wie zugeschnürt.
Berthold griff in die Tasche seines Lederwamses und förderte ein prall gefülltes Salzsäckchen zutage. »Kaplan Grumper hat das Pech der Fackel gesegnet, und das heilige Salz kennst du ja sicher!«, spottete Schwarzenberger und streute die weißen Kristalle auf Luzias Haar. Dann packte er ihre Beine und zerrte sie aus ihrer kauernden Lage derb auf den Rücken.
Erst als sich ein lauter Schrei aus ihrer zusammengeschnürten Kehle befreite, begann sie zu treten und wild um sich zu schlagen. »Verschwinde! Lass mich in Ruhe, oder ich kratze dir die Augen aus!«, schrie Luzia außer sich und spuckte ihrem Peiniger ins Gesicht.
»Ja, wehr dich! Ich mag es, wenn die Weiber wie Wildkatzen kratzen und um sich beißen!«, feuerte der Wachmann sich an und riss ihr das Hemd entzwei. Ihr Kleid und die Schuhe hatten ihr die Büttel gleich zu Beginn genommen. Sein gieriger Blick wanderte von Luzias nackten Brüsten zu ihrem unbedeckten Schoß. »Rot und feurig, wie es sich für eine Hexe gehört!«, grunzte er, während er hastig seinen Hosenlatz öffnete und sein schnell wachsendes Glied hervorholte. Mit wildem Gelächter verhöhnte er Luzia und genoss sichtlich, wie sie in wilder Panik zurückwich, bis sie die Fußfesseln jäh stoppten und es kein Entrinnen mehr gab. Schwarzenberger schlug ihr abermals hart ins Gesicht. Sie spürte, wie ihre Lippe aufriss, und schmeckte Blut.
Ohne ein weiteres Wort stieß er sie grob auf den Rücken.
Als er sich auf sie warf und sich zwischen ihre nackten Beine drängte, glaubte Luzia zu ersticken. Sie roch seinen fauligen Atem und den ekelerregend sauren Schweiß. Mit seinem ganzen Gewicht lastete der widerliche Kerl auf ihr und drang mit einem rohen Stoß in sie ein. Glühender Schmerz zerriss ihr Innerstes und
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