Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelenfeuer

Seelenfeuer

Titel: Seelenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Haller
Vom Netzwerk:
gestehen!«
    Luzia konnte nicht zählen, wie oft sie bereits gesagt hatte, dass sie weder den Sturm noch den Hagel herbeigerufen habe, weil sie keine Hexe sei. »Ich bin keine Hexe und habe das Unwetter nicht gemacht! Soll ich Euch etwa belügen?«
    »Nein! Gelogen hast du bereits mehr als genug, oder hast du etwa nicht im Beisein der heiligen Inquisition behauptet, du seist noch unberührt?«, fragte Grumper lauernd.
    »Das war ich auch!«, schleuderte ihm Luzia ins Gesicht. »Bis mir Schwarzenberger im Gefängnis Gewalt angetan hat! Er hat mich geschändet!« Allein der Gedanke an die furchtbare Nacht sorgte dafür, dass sich ihr Magen wieder schmerzhaft zusammenkrampfte.
    Kramer umrundete ihren Schemel und trat an den Tisch, um in einigen Papieren zu blättern.
    »Unsinn! Wäre dem so gewesen, wäre es dem ehrwürdigen Doktor Sauerwein aufgefallen. In seinem Bericht«, er hielt ein Pergament in die Höhe, »erklärt er eindeutig, dass du schon seit langer Zeit, mit wem auch immer, fleischlich verkehrst! Also bezichtige zu allem Überfluss nicht auch noch den Medicus der Lüge! Deine Lage ist bereits schlimm genug«, zischte Kramer und durchmaß die Folterkammer mit langen Schritten, ehe er sich erneut zu Luzia herabbeugte. »Hat dir der Teufel befohlen, das ungetaufte Kind der Löfflerin bei der Buche auf der Kuppelaue zu schlachten und den armen Wurm anschließend ohne Taufsegen zu verscharren?«
    Luzia schüttelte den Kopf. »Die Metzgersfrau hatte eine Fehlgeburt erlitten. Das Kind war ohne Atem, ohne Herzschlag, ohne Leben! Und weil die Blutung nicht nachlassen
wollte, suchte ich auf der Kuppelaue neben der Buche nach den Wurzeln des Hirtentäschels.«
    »Und was hast du dort vergraben? Der Torwächter Schwarzenberger behauptet, es sei ein lebendes Neugeborenes gewesen …«
     
    So ging es über Stunden weiter. Die triste Helligkeit war längst wieder aus dem kleinen Fenster gewichen, hinter dem der Holzmarkt lag.
    »Du untersuchst jeden Zentimeter der Gassnerin nach dem Hexenmal, mit dem der Teufel sie gezeichnet hat. Wenn du es gefunden hast, zeige ich dir, wie die Nadelprobe durchgeführt wird!«, befahl Kramer dem Henker.
    Jerg Ungelehrt nickte. Er befahl Luzia, aufzustehen, und drehte sie hin und her, um ihren nackten Leib abzusuchen.
    Luzia zuckte unter seinen groben Händen zusammen.
    »So nicht!«, fuhr Kramer den Henker an und schob ihn zur Seite. »Was glaubst du, wie der Teufel die Gassnerin vor dem Tod im Weiher bewahrt hat?«
    »Von diesen Dingen weiß ich nichts«, sagte Jerg entschuldigend. Er übte den Henkerberuf bereits seit etlichen Jahren aus, aber mit einer Hexe kannte er sich nicht aus. »So sagt Ihr es mir!«
    »Zuallererst rasierst du die Hexe. Jedes einzelne Haar muss von ihrem Körper geschoren werden, denn ein Teil der Hexenkraft liegt im Weiberhaar. Ihr stimmt mir sicher zu?«, fragte Kramer seinen Notar, der mit begierigen Blicken Luzias vergebliche Bemühungen verfolgte, Brüste und Scham zu bedecken.
    »Ja, die Zauberkraft schwindet mit den Haaren«, bestätigte Grumper.

    »Deshalb schlage ich vor, du beginnst unter den Achseln der Hexe!«, wies Kramer den Henker an.
    Eusebius Grumper lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Ein begieriges Lächeln spielte mit den Mundwinkeln des Kaplans und setzte sich im begehrlichen Glanz seiner Augen fort.
    Auch Heinrich Kramer wandte nicht einen Moment seine Augen ab, während der dicke Ungelehrt Luzias Achseln mit einem stumpfen Rasiermesser zu Leibe rückte.
    »Das genügt! Jetzt rasierst du der Hexe den Kopf.«
    Luzia verabschiedete sich von den dichten, roten Strähnen wie von einer lebenslangen Freundin, die stets ihre Seele behütet hatte. Mit ihrem langen Haar hatte sie wenigstens noch einen Teil ihres Gesichts und die Brust verbergen können, nun kam sie sich noch nackter vor. Völlig schutzlos zitterte sie unter der plötzlichen Kälte.
    Kramer schob Luzias Haar mit dem Fuß in eine Ecke. »Teufelszeug!«, zischte er und sprengte Weihwasser darüber. »Wende dich jetzt der geheimsten Stelle der Gassnerin zu!«, befahl Grumper.
    Luzia entging die erregte Spitze in seiner Stimme nicht.
    »Aber ich kann doch nicht …«
    »Doch, du kannst!«, schnitt Heinrich Kramer dem Henker das Wort ab. In seinen Worten lag so viel Schärfe, dass Jerg Ungelehrt nicht wagte, noch einmal zu widersprechen. Mit eiserner Hand zwang der Henker sie auf den Tisch neben die Folterwerkzeuge, um ihr im Anschluss das rote, lockige Dreieck ihrer Weiblichkeit zu

Weitere Kostenlose Bücher