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Seelenfeuer

Seelenfeuer

Titel: Seelenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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    Auf dem Weg durch das Lager blickte Selene zu den Sternen hinauf und suchte, wie Fatma sie gelehrt hatte, die Große Bärengöttin, die die Beduinen als Lebensspenderin und Herrscherin der Welt verehrten. In dieser Nacht wies der Schwanz der göttlichen Bärin nach Osten; das hieß, daß der Frühling gekommen war.
    Fatma, eine stolze und kluge Frau, die als die Mutter ihres Stammes galt, hatte Selene im Lauf der Monate in das praktische Wissen der Beduinenfrauen eingeweiht, das über Jahrhunderte von Mutter an Tochter überliefert worden war. Fatma konnte Vorzeichen deuten, wußte viele wirksame Zaubersprüche, konnte das Wetter vorhersagen. Schäfchenwolken am Himmel, hatte sie Selene erklärt, bedeutete Regen innerhalb eines Tages; tieffliegende Fledermäuse kündigten Sturm an. Sie hatte Selene die Zubereitung eines Kopfschmerzmittels aus Datteln gelehrt und hatte ihr gezeigt, wie sie aus Papyrus Tampons drehen konnte, die sie während des Mondflusses verwenden konnte. All das, was Selene von Fatma gelernt hatte, wollte sie mit zurücknehmen zu Andreas, um es mit ihm zu teilen.
    Selene drückte die Hand auf ihre Brust und fühlte unter ihrem Gewand warm und tröstlich das Horusauge. Mag auch die Entfernung noch so groß sein, Liebster, dachte sie, wir sind dennoch miteinander verbunden.
    Mit einem letzten Blick zum nächtlichen Himmel trat sie in das Zelt, das sie mit Wulf teilte. Es war eine typische Beduinenbehausung, aus gewobenem Ziegenhaar gefertigt, in zwei Räume unterteilt. Die Seite des Mannes war vom Wind abgewandt und offen, wie die Gastfreundschaft es gebot. Immer brannte hier ein kleines Feuer für den Fall, daß Besucher kommen sollten. Im Frauengemach verwahrten Wulf und Selene ihre wenigen Besitztümer, und hier schliefen sie auch.
    Sie hatten auch die Kleidung von den Beduinen übernommen. Wulf trug ein langes Gewand, darüber einen Umhang und über dem Kopf ein großes Tuch, das mit einem Lederband umschlungen war. Als sie noch von Wasserloch zu Wasserloch gezogen waren, wie die Beduinen das im Winter zu tun pflegten, hatte Wulf stets einen Zipfel seines Kopftuchs weit über sein Gesicht gezogen, so daß er, bis auf die blauen Augen, genauso ausgesehen hatte wie die übrigen Männer des Stammes.
    Das Leben in der Wüste war hart, ein täglicher Kampf mit Dürre, Sand und Wind, und die Nahrung der Beduinen war frugal: dicke Milch, Käse und getrocknete Früchte. Doch diese große Sippe bot Geborgenheit und die Sicherheit der Gemeinschaft. Obwohl Selene und Wulf Fremde waren, hellhäutig und sehr groß im Vergleich zu den kleinen, schlechtgenährten Arabern, obwohl sie nicht dieselben Götter verehrten und anderen Bräuchen huldigten – die Araber hatten mit ungläubigem Staunen gehört, daß weder Wulf noch Selene beschnitten waren –, hatte man sie in die Sippe aufgenommen.
    »Ich habe Neuigkeiten«, sagte Selene, als sie ins Zelt trat und ihren Schleier abnahm.
    Wulf sah von der Flickarbeit an einem Kamelsattel auf. Ihr Gesicht war gerötet, ihre Augen blitzten erregt.
    »Der König von Armenien, hörte ich diese Männer sagen, lebt in einem Palast, der einer Festung gleicht, und obwohl er sehr reich ist, fühlt er sich einsam, da sein Reich weit abgeschieden in den Bergen liegt. Einmal im Jahr, sagten die Männer, schickt der König Abgesandte aus, damit sie Gaukler und Künstler aller Art zusammenholen und zu ihm in den Palast bringen. In Babylon warten sieben Schiffe, Wulf, um alle an Bord zu nehmen, die den König von Armenien unterhalten können. Sie sind streng bewacht und segeln unter königlichem Schutz. Morgen mittag sollen die Schiffe auslaufen. Vielleicht können wir mitfahren, Wulf. Du kannst deinen Jagdtanz vorführen, und ich kann sie vielleicht in Verblüffung versetzen, wenn ich mit meinem durchsichtigen Stein Feuer schlage.«
    Wulf war nachdenklich. »Kommen die Schiffe an Magna vorüber?« fragte er.
    Die Schiffe würden den Euphrat hinauffahren, und Magna lag ja direkt an diesem Fluß, sie würden unmittelbar an Lashas Palast vorübersegeln. Aber in der dichten Menge von Menschen aus aller Herren Länder, die die Schiffe bevölkern würde, meinte Selene, würden sie und Wulf gewiß nicht auffallen.
    »Nördlich von Magna liegt die Grenze von Cilicia«, erklärte sie erregt. »Lashas Soldaten dürfen es nicht betreten, da es ein feindliches Königreich ist. Und hinter Cilicia ist Armenien. Von dort aus führt ein sicherer Weg nach Hause.«
    Selene hockte

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