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Seelenglanz

Seelenglanz

Titel: Seelenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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können.
    Vielleicht würden sie Jules auch einfach in einem Kampf verheizen so wie Amber oder die Nephilim, die ihre Schutzengel angegriffen hatten.
    Entschlossen, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um das zu verhindern, stand ich auf und zog Jules auf die Beine. »Zieh dir etwas an.«
    Ich wartete, bis sie in Jeans und T-Shirt zurückkehrte, schlang meinen Arm um ihre Taille und versetzte mich mit ihr zurück in Luzifers Lavahöhle.
    Den Augenblick, in dem wir uns materialisierten, nutzte ich, um mir einen Überblick zu verschaffen. Hitze schlug mir entgegen und kroch mir schon mit dem ersten Atemzug tief in die Lungen. Wie schon vorhin war Luzifer in Gesellschaft einer Schar Gefallener. Dieses Mal jedoch thronte er nicht über ihnen, sondern befand sich in ihrer Mitte.
    Als er mich sah, verdrehte er die Augen. »Was willst du schon wieder hier?«
    Ohne den Blick von ihm zu nehmen, schob ich mich vor Jules, sorgsam darauf bedacht, dass ihr keiner der Anwesenden zu nahe kam. »Ich habe dir ein Angebot zu machen, Morgenstern.« Ich wusste, dass es nur einen Weg gab, um ihre Seele zu retten. Und ich würde ihn beschreiten.
    Mit einer fast schon genervten Geste winkte Luzifer die Gefallenen fort. Sobald wir allein waren, rückte er seine Krawatte zurecht und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf mich. »Ich höre.«
    Jules griff hinter meinem Rücken nach meiner Hand, stumm erwiderte ich den sanften Druck ihrer Finger, ohne den Blick von Luzifer zu nehmen. Die Hitze machte mich fast verrückt, ihm jedoch schien sie nicht das Mindeste anzuhaben. Seiner bekannten Vorliebe für derart schweißtreibende Temperaturen waren die Geschichten über das Fegefeuer zu verdanken, die unter den Menschen kursierten. Er hatte mir nie gesagt, ob sie einen wahren Kern beinhalteten, doch so, wie es aussah, war ich sowieso auf dem besten Weg, das selbst herauszufinden.
    »Ich will, dass ihr sie in Ruhe lasst«, verlangte ich. »Gebt sie frei.«
    Luzifer verzog keine Miene. »Du hast von einem Angebot gesprochen, nicht von einer Forderung.«
    »Wenn du sie freigibst, kehre ich aus freien Stücken an deine Seite zurück.«
    Hinter mir stieß Jules ein Zischen aus. »Das darfst du nicht tun!«
    Ich drückte ihre Hand, ließ aber Luzifer weiterhin nicht aus den Augen.
    »Ich soll mein Geschenk aufgeben?«
    »Dein Geschenk?« Sag, dass das nicht wahr ist! Das durfte es einfach nicht sein!
    »Während deine kleine Nephilim sich mit den Folgen ihrer Wiedergeburt abplagen musste, übergab mir Shandraziel ihre Seele.« Luzifer lächelte, als führte er sich eine lieb gewonnene Erinnerung vor Augen. »Ich habe sie meiner Sammlung hinzugefügt, und du weißt, wie sehr ich meine Sammlung schätze.«
    Seine Sammlung war ein Raum voller Seelen, auf die er zugriff, wann immer es ihm beliebte, und die nur darauf warteten, eines fernen Tages in der großen Schlacht gegen die himmlischen Heerscharen zum Einsatz zu kommen. Jener Schlacht, die Luzifer die Rückkehr nach Oben und die Übernahme des Throns des Hirten ermöglichen sollte.
    »Abgesehen davon«, fügte er hinzu und strich sich in einer gespielt nachdenklichen Geste übers Kinn, »glaubst du ernsthaft, du könntest mir irgendwelche Bedingungen diktieren?«
    Er nahm auf seinem Thron Platz, schlug in einer lässigen Geste die Beine übereinander und griff nach einer Akte, die auf einem Tisch neben ihm lag. »Du willst das hier?« Er hielt die Mappe in die Höhe. »Ihren Vertrag? Ich soll ihn vernichten, damit du zu mir zurückkehrst?«
    »Ja.« Dem Papier so nah zu sein, dessen Vernichtung Jules’ Freiheit garantierte, ließ meine Fingerspitzen jucken. Die Muskeln in meinen Beinen zuckten, und ich musste mich mit aller Macht beherrschen, nicht nach vorne zu stürzen und zu versuchen, Luzifer den Vertrag zu entreißen. Ich wusste, dass das nicht möglich war. An diesem Ort war Luzifer unangreifbar. Es würde mich nur das Leben kosten, und Jules wäre ihrer Seele keinen Schritt näher gekommen.
    Luzifer warf die Akte wieder auf den Tisch, wo sie auf einem Stapel anderer Vertragsakten landete. »Wir machen einen Deal«, sagte er. »Aber zu meinen Bedingungen.«
    »Welche?«
    »Du bleibst bei mir. Dafür gebe ich dir mein Wort, dass wir keinen Gebrauch von ihrer Seele machen werden – solange du dich ruhig verhältst.«
    »Ich will, dass ihr Vertrag vernichtet wird.«
    Luzifer lachte. »Glaubst du ernsthaft, ich würde das tun?Mein einziges Druckmittel zerstören, das ich gegen dich habe?« Er

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