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Seelenglanz

Seelenglanz

Titel: Seelenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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wie ich.«
    »Du weißt, dass er ein begnadeter Schauspieler ist«, gab Japhael zu bedenken.
    »Dann bist du immer noch der Ansicht, dass er nach wie vor für Luzifer arbeitet?«, forschte Uriel nach. »Obwohl wir ihn auf unsere Seite geholt haben?«
    »Unsere Seite. Pah!« Japhael schnaubte. »Für Kyriel gibt es nur eine Seite, nämlich seine eigene.« Trotzdem zögerte er plötzlich. »Ich habe kein Anzeichen gesehen, das ist wahr. Aber wir sprechen hier über Kyriel – und dem traue ich alles zu. Abgesehen davon haben wir alle erlebt, wie er sich in den letzten Monaten benommen hat.« Mir entging das Schmunzeln nicht, das Akashiel bei Japhaels letzten Worten zu unterdrücken versuchte. Der Oberste Schutzengel jedoch fuhr unbeirrt fort: »Er benimmt sich wie …«
    Das war mein Stichwort. Ich stieß die Tür auf und trat auf die Schwelle. »Ich benehme mich wie jemand, der einen Job hat, den er nicht haben will.«
    Japhael sprang auf. Er mochte alt aussehen, und zweifelsohne war er auch steinalt, aber er besaß die Stärke und Geschmeidigkeit eines Kriegers. In spätestens einer Sekunde hätte er seinen Flammenspeer in der Hand. Doch davon ließ ich mich jetzt nicht mehr aufhalten. »Ich weiß, was du getan hast, Japhael! Du hast den Auftrag verändert, um mir eine Falle zu stellen. Aber ich sag dir was: Um aus diesem Job zu fliegen, brauche ich deine Hilfe nicht!«
    Japhael erwiderte meinen Blick mit regloser Miene. Seine Züge waren so starr, als wären sie aus Stein gemeißelt. Selbst die Falten wirkten hart und unnachgiebig. Trotzdem erkannte ich die Wahrheit in seinen Augen. Es ging ihm nicht darum, mich als Schutzengel loszuwerden. Ich weiß nicht, wann er es beschlossen hatte, aber es war unverkennbar, dass er eine nachhaltigere Lösung wollte: meinen Tod.
    Reizender Vorgesetzter!
    »Fang nicht schon wieder damit an«, versuchte Akashiel mich zu bremsen, aber ich hatte keine Lust mehr, meine Gedanken länger für mich zu behalten.
    »Warum? Weil du dir sonst eingestehen müsstest, dass ich recht habe und dass dein Freund hier nicht so freundlich ist, wie er zu sein vorgibt? Frag ihn doch nach dem Auftrag.«
    »Was für ein Auftrag?«, mischte sich Uriel ein.
    Akashiel seufzte. »Kyriel ist der Überzeugung, dass Japhael einen Auftrag manipuliert hat, um ihn in Schwierigkeiten zu bringen.« Er wandte sich an Japhael. »Das hast du nicht getan, oder?«
    »Wofür hältst du mich!«, schnappte der Oberste Schutzengel. »Du weißt, wie unser Job ist. Wir arbeiten ständig unter Zeitdruck. Manchmal passieren Fehler. Und manchmal«, fügte er mit einem Blick zu mir hinzu, »vertraut man den falschen Leuten.«
    Ich schnaubte. Der Kerl war definitiv der Falsche, um ihm zu vertrauen. »Wenn ihr denkt, dass ich es bin, der hier die Seelen von Nephilim einsammelt, könnt ihr gerne meine Taschen durchsuchen.«
    »Sehr komisch, Gefallener!«
    »Ebenso komisch wie deine Anschuldigungen«, sagte ich. »Du meine Güte, hörst du dich überhaupt reden, Japhael? Als ich für die Gegenseite gearbeitet habe, habe ich keinen von euch umgebracht – und das nicht etwa aus Mangel an Gelegenheiten –, und jetzt, wo ich auf eurer Seite stehe, sollte ich plötzlich damit anfangen? Du bist wirklich ein Trottel!«
    Japhael wollte sich auf mich stürzen, doch Akashiel kam ihm zuvor. Er war so schnell auf den Beinen und um den Schreibtisch herum, dass ich seiner Bewegung kaum hatte folgen können. »Ich kümmere mich um Kyriel.«
    Bevor Japhael reagieren konnte, schob er mich auf den Gang hinaus und hinüber ins Wohnzimmer.
    Im Gegensatz zu meinem Apartment mit den chaotisch zusammengewürfelten Möbeln war Akashiels Wohnung eine unverschämt gelungene Mischung aus schicker Designereinrichtung und Behaglichkeit. Ich hätte meine Teppiche nicht gegen sein Parkett eintauschen wollen, aber allein für die Fensterfront hätte ich töten können, denn statt auf eine zwei Meter entfernte Ziegelmauer, wie es bei mir zu Hause der Fall war, eröffnete sie den Blick auf die Space Needle und eine Reihe in der Morgensonne schimmernde Wolkenkratzer.
    Rachel saß auf der Couch und blätterte gelangweilt in einer Zeitschrift. Als wir hereinkamen, sah sie auf. Trotz der erstaunt hochgezogenen Augenbraue hatte sie ein freundliches »Hi« für mich und einen fragenden Blick für Akashiel übrig.
    Akashiel ging nicht darauf ein. Stattdessen fuhr er zu mir herum. »Bist du verrückt, hier einfach aufzutauchen? Ich habe dir gesagt, dass ich mich melde,

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