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Seelengrab (German Edition)

Seelengrab (German Edition)

Titel: Seelengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Buranaseda
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überdimensionierte Schultertasche, aus der eine Haarbürste, eine Packung Taschentücher und ein paar Schminkutensilien auf den Fußboden gefallen waren. Während Hirschfeld die Sachen zurück in die Tasche packte, musste er unweigerlich an den Trekkingrucksack denken, den Susanne Bach in der WG zurückgelassen hatte, bevor sie verschwand. Die Vorstellung, dass ihr toter Körper in dem weißen Holzsarg unter der Erde lag, behagte ihm nicht.
    In diesem Augenblick erfasste ihn eine plötzliche Unruhe, die er nicht verstand. Die Beerdigung, das Grab seiner Mutter, all das hatte er weggeschoben, seit er den Friedhof mit Renee verlassen hatte. Hirschfeld begriff nicht, was ihn so nervös machte. Nur eines stand fest: Es musste etwas mit dem Friedhof zu tun haben. Ein Detail, das er übersehen hatte? Hirschfeld versuchte, den Gedanken einzufangen. Nach einer Weile ging er schließlich wieder hinunter ins Erdgeschoss. Es hatte keinen Sinn. Er würde nicht darauf kommen. Frustriert machte sich Hirschfeld auf den Weg in sein Hotel. Wahrscheinlich war Johanna, ähnlich wie er, vor den Trümmern ihrer Vergangenheit geflohen und bei einer früheren Schulfreundin untergekommen. Morgen, dachte er, als er bereits im Taxi saß, würde er Jo noch einmal anrufen, um sich mit ihr zu verabreden. Irgendwann musste er sie schließlich ans Telefon bekommen.

53
    Johanna Hirschfeld hörte das Taxi nicht mehr, das vor dem Haus ihrer Eltern hielt. Die Tür des Linienbusses übertönte das verebbende Motorengeräusch des Wagens, als sie langsam zur Seite glitt. Jo nahm die Reisetasche auf und stieg ein. Der Fahrer blickte nicht einmal zu ihr auf, als sie das abgezählte Geld für die Fahrkarte auf das elektronische Kassiersystem legte. Das Ticket schob sich mit einem leisen Summen aus dem Automaten. Jo nahm die noch warme, leicht gebogene Karte entgegen und stopfte sie in ihre Jackentasche. Während der Linienbus sich schaukelnd in Bewegung setzte, lief sie durch den schmalen Gang, um sich einen freien Platz zu suchen. Als der Bus in eine Kurve fuhr, rempelte Jo eine ältere Dame an, die mit beiden Händen eine braune Handtasche auf ihrem Schoß umklammert hielt.
    „Verzeihung“, sagte sie und beeilte sich, in den hinteren Teil des Linienbusses zu kommen.
    Empörte Senioren waren das Letzte, was Jo im Moment gebrauchen konnte. Ihr Vater zählte mit seinen 57 Jahren für sie bereits zu dieser Kategorie. Obwohl sie sich ein paar Wochen nicht gesehen hatten, war das Bild, das Heinrich Hirschfeld am Vortag geboten hatte, nichts Neues für sie. Im Gegensatz zu ihrem Bruder hatte Johanna ihren Vater erst in den Weihnachtsferien besucht und seinen körperlichen und psychischen Verfall miterlebt. Irgendwie war sie froh, dass ihre Mutter ihn nicht mehr so sehen musste.
    Jo ließ sich auf die letzte Bank fallen und blies sich den schwarzen Pony aus der Stirn. Zu ihrer Schulzeit hatte sie sich immer für die hintere Reihe entschieden. Von hier aus konnte sie die Fahrgäste im Bus in aller Ruhe beobachten. An diesem Abend hatte sie jedoch keinen Blick übrig für die in dicke Winterjacken eingepackten Menschen. Sie musste ständig an Franziska denken, ihre beste Freundin aus früheren Tagen. Franzi hatte sich gerade erst von ihrem Freund getrennt, nachdem sie festgestellt hatte, dass sie nicht die einzige Frau in seinem Leben war.
    „Männer …“, murmelte Jo vor sich hin und kaute auf ihrer Unterlippe. Sie konnte sich glücklich schätzen, dachte sie, dass sie sich mit diesem Problem zurzeit nicht herumschlagen musste.
    Eine Viertelstunde später überquerte Johanna den Busbahnhof, der in das gelb-orange Licht der Straßenlaternen getaucht war, und hielt Ausschau nach einem schwarzen BMW. Das Fahrzeug stand auf einem Behindertenparkplatz hinter der Haltestelle für den Flughafenbus. Der Typ, der gerade den Kofferraum des Wagens zuschlug, war älter, als seine Stimme am Telefon geklungen hatte. Er hatte schwarze, kurze Haare. Ein Bartschatten zeichnete sich auf dem glatt rasierten Gesicht ab. Er trug einen dunkelblauen Pullunder und Jeans. Seine Füße steckten in teuren Lederschuhen. Für einen kurzen Augenblick war Johanna versucht, umzudrehen und ihre Mitfahrgelegenheit zu versetzen. Doch der Mann hatte sie bereits entdeckt.
    „Na, das nenne ich eine hübsche Gesellschaft für die nächsten Stunden“, rief er aus und kam lächelnd auf Jo zu, um ihr die Tasche abzunehmen. „Hast nicht gerade viel Gepäck dabei.“
    „Ich hatte nicht viel

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