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Seelengrab (German Edition)

Seelengrab (German Edition)

Titel: Seelengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Buranaseda
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Zeit zum Packen“, entgegnete Johanna widerwillig.
    Noch konnte sie eine Ausrede erfinden und sich eine andere Mitfahrgelegenheit nach Berlin suchen. Andererseits war es schon spät und Franzi hatte ihr unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass sie Jo jetzt brauchte. Außerdem schien der BMW M3 für die lange Fahrt genügend Komfort zu bieten, auch wenn der Typ verschwiegen hatte, dass es sich um ein Cabriolet handelte. Nur Snobs fuhren solche Autos.
    „Dann steig mal ein“, forderte er Johanna auf und hielt ihr die Beifahrertür auf.
    Ihre Reisetasche hatte er auf den Rücksitz geworfen. Jo setzte sich. Er schlug die Tür zu und umrundete den BMW. Als er neben Johanna Platz genommen hatte, warf er einen Blick in den Rückspiegel, um sich das Haar zu richten. Dann beugte er sich unvermittelt über Jo und griff nach dem Gurt. Sein Mentholatem streifte ihr Gesicht, als er den Riemen zu sich zog und im Gurtschloss einrasten ließ.
    „In diesem schnellen Schlitten solltest du nicht unangeschnallt fahren, Kleines“, sagte er lächelnd und ließ den Motor an.

54
    Du hast keine Ahnung, was ich mit dir vorhabe. Noch lächelst du mich an. Versuchst, Eindruck auf mich zu machen mit deinem Augenaufschlag. Aber das wird dir nicht gelingen. Hab dich längst durchschaut. Von der ersten Sekunde an. Ich kenne dich besser, als du denkst. Hast dich kaum verändert über die Jahre. Bist dieselbe geblieben, daran besteht kein Zweifel. Diese Augen kann man nicht vergessen. Als würdest du direkt in mein Innerstes blicken. Doch ich halte sie geheim, diese Tür, hinter der meine Albträume verschlossen sind. Seit unserer letzten Begegnung bin ich nicht mehr dort gewesen. Hatte den Schlüssel weggeworfen. Doch du wolltest mir keine Ruhe lassen. Jetzt ist die Tür angelehnt. Wenn ich sie öffne, bist du verloren. Die Schatten werden dich hineinziehen und mit Haut und Haaren verschlingen. Denn jetzt ist meine Zeit gekommen. Jetzt hab ich die Kontrolle.
    Ich kann gar nicht glauben, dass es so einfach ist. Du lässt alles geschehen, wovon ich die ganze Zeit geträumt hab. Muss nur die Hand ausstrecken, um dich zu berühren. Bald gehörst du mir. Mir ganz allein. Niemand wird uns stören. Ab jetzt bleiben wir zusammen. Ich bring dich fort von hier und lass dich nicht mehr gehen.

55
    Jo bewegte sich unruhig auf dem Beifahrersitz hin und her. Dieser Typ war ihr nicht geheuer. Da half auch die Sitzheizung nichts. Im Gegenteil: Die Wärme machte sie schläfrig. Sie durfte ihm auf keinen Fall noch einmal Gelegenheit geben, ihr zu nahe zu kommen. Was würde er erst mit ihr anstellen, wenn sie einnickte? Vielleicht bildete Johanna sich das Ganze auch nur ein. Schließlich war ihr Bruder bei der Kripo. Mit einem natürlichen Misstrauen gegenüber fremden Menschen war sie aufgewachsen. Lutz hatte jeden Tag mit Fällen zu tun, die so begannen wie diese Fahrt. Je länger Jo über diesen Umstand nachdachte, desto unruhiger wurde sie.
    „Alles in Ordnung mit dir?“, erkundigte er sich.
    Sie hatten den Bahnhof hinter sich gelassen und fuhren am Alten Friedhof vorbei.
    „Du solltest dich etwas entspannen“, fuhr er fort, als Johanna schwieg, und drehte das Radio an.
    Als er keinen passenden Sender fand, schaltete er den CD-Player ein. Leise Jazzmusik erklang aus den Boxen.
    „Gefällt dir das?“
    „Nö“, gab Jo zurück und bereute ihre Antwort sofort. Sie durfte ihn nicht verärgern. Bei der nächsten Gelegenheit würde sie ihre Sachen schnappen und abhauen. Franzi war zwar ihre beste Freundin, aber um ihren Liebeskummer musste sie sich später kümmern.
    „Worauf stehst du denn so?“, wollte er wissen und überprüfte seine Frisur ein weiteres Mal im Rückspiegel.
    „So dies und das“, antwortete Johanna vage und überlegte verzweifelt, wie sie den Wagen verlassen konnte. Wenn sie erst auf der Autobahn waren, war ihr Vorhaben zum Scheitern verurteilt.
    „Ich glaub, ich hab mein Handy im Bus verloren“, log Jo, als sie in 100 Meter Entfernung eine Ampel entdeckte.
    „Halb so wild“, erwiderte er und schaltete einen Gang runter. Seine Hand streifte ihr Knie. „Dann kaufst du dir ein neues. Kostet ja heutzutage nicht mehr die Welt.“
    „Aber …“, wollte Johanna widersprechen. Der Handabdruck brannte auf ihrem Knie. Wut stieg in ihr auf und sie war versucht, dem Kerl ins Gesicht zu sagen, was sie von ihm hielt. Aber in diesem Augenblick schaltete die Ampel auf Gelb. Jo durfte sich diese Chance nicht entgehen lassen.
    „Ich

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