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Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)

Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)

Titel: Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Braun
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Meine Stimme sprang zwei Oktaven höher.
    Der Wachmann schaute mich finster an, dann drehte er sich um und verschwand in der Festung. Irgendwo hinter einer der hohen Mauern.
    Ich zerrte verzweifelt an meinen Fesseln. Ich wollte Alec helfen, ihm eine Stütze sein und bei ihm bleiben. Aber die Fesseln ließen sich einfach nicht lockern.
    „Alec, Alec! Wenn du mich hörst, dann gib bitte nicht auf! Ich brauche dich noch! Du darfst nicht sterben! Hörst du?“, rief ich verzweifelt, doch Alec rührte sich nicht.
    Auf einmal kam mir alles viel düsterer vor. Der Himmel war nicht länger dunkelgrau, sondern beinahe schwarz. Die Berge warfen lange Schatten, die alles in ihrer Nähe verschluckten. Und die Festung schien in meinen Augen noch dunkler als zuvor, falls das überhaupt möglich war …
    Tränen stiegen in meine Augen und rollten still über meine Wangen. Eine kleine Träne wurde von einer plötzlichen Windböe fortgetragen und landete auf Alecs Lippen.
    Nach einigen Augenblicken bewegte sich sein Mund und er nahm die Träne mit den Lippen auf. Seine Augenlider flatterten leicht, fielen jedoch sogleich wieder zu.
    „Alec …“, flüsterte ich mehr zu mir selbst als zu ihm.
    Doch Alec schlug schlagartig die Augen auf. Das Dunkelrot seiner Augen wirkte wie Blut. Sein blasses Gesicht war mit Staub bedeckt und ein paar Strähnen klebten an seinen Schläfen. Es fiel mir ein Stein vom Herzen. Erleichtert lächelte ich ihn an. Sofort schoss Alec in die Höhe und wollte meine Fesseln lösen. Aber er war noch zu schwach und wankte ein paar Mal hin und her, bevor er mir helfen konnte.
    Es war ein gutes Gefühl, die Hände wieder frei bewegen zu können, doch ein noch besseres Gefühl war es, Alec fest in die Arme schließen zu können. Er zuckte zusammen, als ich ausversehen eine der offenen Wunde berührte.
    „Tut mir leid!“, sagte ich schnell und rückte von ihm ab.
    Ich wollte Abstand zu Alec nehmen, doch er ließ mich nicht los. Er drückte mich noch fester an seine Brust. Diesmal mit mehr Bedacht schlang ich die Arme um seinen Hals und zog mich dicht an ihn heran. Jetzt waren wir uns so nahe, dass ich ein Pochen aus Alecs Brust spüren konnte. Das regelmäßige Schlagen seines Herzens.
    Zu meinem Bedauern löste sich Alec bald wieder von mir. Die dunkeln Kreaturen um uns herum starrten uns immer noch durchdringend an.
    „Vertraust du mir?“, fragte mich Alec flüsternd.
    „Natürlich!“, erwiderte ich ebenso leise.
    Alec sah mich an. Im nächsten Moment rannte er mit mir auf seinen Armen über die graue Ebene. Ich konnte einen Blick über seine Schulter werfen. Die Gestalten hinter uns hatten sich in Bewegung gesetzt und verfolgten uns nun. Sie waren schnell und flink, doch Alec war schneller und so flogen wir über den steinigen Untergrund zwischen den Bergen hindurch.
    Das Schreien und Fauchen der Kreaturen hinter uns konnte ich vernehmen. Und der kalte Gegenwind pfiff mir um die Ohren. Ansonsten gab es keine anderen Geräusche, bis ein lautes Krachen ertönte und zehnfach so laut von den Berghängen widerhallte. Ich wusste zuerst nicht, was dieses Geräusch verursacht haben mochte, dann sah ich es.
    Der Berg über uns wurde von einem Blitz gespalten und nun stürzten Dutzende Felsbrocken auf uns herab. Alec beschleunigte noch mehr und versuchte der Lawine zu entgehen.
    Aber der Wall von herabfallenden Felsen wollte nicht enden. Wir würden dem Tod nicht entgehen können.
    Das glaubte ich so lange, bis Alec stehen blieb, sich schützend über mich beugte und ein Felsbrocken auf ihn prallte. Der Stein zersprang wie eine zarte Glasfigur und die Splitter regneten langsam zu Boden. Erschrocken starrte ich Alec an, der mich sanft anlächelte.
    „Du hast doch nicht gedacht, ich würde dich sterben lassen!“, erklärte er mir.
    Ich konnte nur stumm den Kopf schütteln. Alecs Lächeln wurde breiter.
    Er richtete sich wieder auf und lief weiter. Die Berge zogen an uns vorbei und alles verschwamm zu einem einzigen grauen Wirrwarr. Irgendwann fielen mir die Augen zu. Das Letzte, was ich noch sah, war Alecs glattes Gesicht. Ich schlief ein mit einem Lächeln auf den Lippen, die Arme an Alecs Brust ruhend. Mein Atem passte sich seinem Herzschlag an, den ich unter seiner Haut spürte.
    Ich konnte ihn ganz dicht bei mir fühlen. Sein Körper lag direkt hinter meinem, seinen Arm hatte er über mich gelegt. Er blies seinen Atem in mein Haar und seine Schultern hoben und senkten sich gleichmäßig. Ein Lächeln huschte

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