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Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)

Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)

Titel: Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Braun
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sind neugierig!“, hauchte ich.
    Alec nickte nur und starrte die Seelen an. Mit langsamen Schritten ging er auf sie zu. Ich hielt ihn am Arm fest und schüttelte den Kopf.
    „Lass sie zu dir kommen!“
    Alec lächelte schief.
    „Ich habe auch schon etwas Erfahrung mit Seelen! Ich bin ein Seelenjäger, schon vergessen?“
    „Gerade das macht mir solche Sorgen!“
    Doch Alec wandte sich ab und starrte vor sich. Auf einmal würgte er und krümmte sich. Verwirrt wollte ich ihm Halt geben, er hatte sich jedoch schon wieder unter Kontrolle. Und er hatte einen Lichtpunkt ausgewürgt. Eine Seele. Diese wuchs langsam an und nahm die Gestalt eines etwa elfjährigen Jungen an. Der Junge grinste mich über beide Ohren an und hüpfte aufgeregt auf und ab. Fragend sah ich zu Alec. Der zuckte nur mit den Schultern.
    „Er heißt Mongo und ist mit elf Jahren an einer Lungenentzündung gestorben. Er hat sich mit mir verbunden, weil er schon immer einmal in die Welt reisen wollte. Er ist etwas anstrengend, seine Gedanken sind sehr … lebendig.“
    Ich musste lächeln. Mongo war allerdings ein sehr aktiver Bursche. Ihn hielt es nicht lange bei Alec und mir, er rannte auf die anderen Seelen zu. Diese nahmen ihn freudig in ihre Mitte.
    Während ich Mongo beobachtete, lag mir eine Frage auf der Zunge, die ich unbedingt stellen musste.
    „Die Verschmelzung mit Seelen … wie fühlt sich dies an?“, fragte ich leise, den Blick auf die Seelen gerichtet.
    „Es ist … besonders! Am Anfang ist es etwas ungewohnt, ein zweites Bewusstsein in sich zu tragen, aber dann lernt man die Seele erst richtig kennen und … ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll! Ich kann ihre Gedanken hören und ihre Gefühle und Emotionen spüren. Zum Glück kann ich sie auch ignorieren, doch manchmal drängen sich die Seelen vor und übernehmen meine Gedankenstränge.
    Egal, wo ich bin, egal, in welcher Situation ich mich befinde, sie sind immer da und bilden ihre eigene Meinung. Und sie können auch meine Gedanken und Gefühle vernehmen, was oft dazu führt, dass sie mir sagen wollen, was ich zu tun und zu lassen habe! Aber es ist nur bei mir und den Seelen in mir so …
    Black und Cassmira zwingen die Seelen, sie machen sie mit ihrem Willen zu Sklaven. Ich stelle den Seelen die Wahl, ob sie fortgehen wollen oder sich mit mir verbinden.“
    Überrascht sah ich Alec an. Diese Antwort hatte ich nicht erwartet.
    „Was ist?“, fragte er mich, als er meinen Blick sah.
    „Nichts. Kann ich dich noch etwas fragen?“
    „Natürlich!“
    „Tut es weh, die Seele wieder … auszuspucken?“ Wieso war ich nur so verdammt unsicher?
    Alec grinste über beide Ohren.
    „Nein! Eigentlich lösen sich die Seelen ganz leicht aus mir, nur Mongo ist so stürmisch und bricht geradezu aus mir heraus.“
    Ich musste ebenfalls lächeln. Das konnte ich Mongo sogar noch zutrauen.
    Dieser hatte inzwischen neue Freunde gefunden. Manche der Seelen hatten ihre menschliche und doch körperlose Form angenommen und strecken neugierig ihre Hände nach dem Jungen aus. Ich sah mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht zu, bis ich eine der Gestalten erkannte. Mein Lächeln erstarb.
    „Jackie? Ist alles in Ordnung?“
    Ich vernahm Alecs Stimme nur schwach wie aus der Ferne.
    Als ich nicht antwortete, berührte er mich am Arm. Wie elektrisiert machte ich einen Satz nach hinten. Für einen kurzen Moment konnte ich mich von dem bekannten Gesicht lösen und schaute Alec an. Er sah mich erschrocken an.
    „Da!“, sagte ich nur und zeigte auf die hagere Gestalt eines Jungen.
    Alec folgte meinem Blick und erblickte ebenfalls den Jungen. Er war klein und abgemagert, seine Wangen eingefallen und seine Augen waren leer. Selbst die anderen Seelen hatten einen lebendigeren Blick als er. Er streckte seinen dürren Arm, der aussah, als würde er gleich zerbrechen, nach Mongo aus. Genauso hatte ich ihn in Erinnerung. Ich kannte zwar nicht seinen Namen, doch sein Gesicht würde ich niemals vergessen können.
    Es war vor etwa neun Jahren, als ich ihm zum ersten Mal begegnet war. Ich hatte ihn im Wald getroffen, und da er so abgemagert war, gab ich ihm Brot und geräucherten Fisch. Er hatte das Essen in Windeseile verputzt. Ich konnte mich noch daran erinnern, dass er am ganzen Körper Wunden hatte. Von harmlosen Schürfwunden über blaue Flecken bis hin zu tiefen Schnittwunden und Platzwunden, an denen geronnenes Blut klebte. Ich schauderte bei dem Gedanken an die Verletzungen, die er gehabt hatte.

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