Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)
Flöhe. Ich war wohl einfach zu verwöhnt, dachte ich. Aber auch Alec verzog das Gesicht.
„Ganz und gar nicht erwünscht!“, murmelte er.
Ich ging auf das Bett zu. Es war nicht gerade weich und das Stroh kratzte. Doch ich war zu müde, um mich noch lange darüber aufzuregen. Erschöpft legte ich mich hin. Es tat gut, den Rücken und die Beine zu entlasten. Ich stöhnte leise.
Es dauerte nicht lange, bis ich einschlief. Meine Träume waren ausnahmsweise einmal nicht so grau und dunkel. Ich war auf der Insel bei den Ruinen der Seelen. Bei mir waren der Junge aus dem Wald und Mongo.
Sie sprangen fröhlich herum und spielten Fangen. Es war ein schöner Traum.
Als ich erwachte, lag jemand neben mir. Erst bekam ich einen Schreck, doch dann beruhigte ich mich wieder. Es war Alec. Vorsichtig drehte ich mich um, sodass ich ihm ins Gesicht sehen konnte. Ich musste lächeln. Ich fand es einfach nur schön, wenn Alec schlief. Ganz ohne Sorgen und Ängste. Wie ein kleines Kind. Er lag ganz ruhig da, ich neben ihm.
Plötzlich wandte er mir sein Gesicht zu. Aus Angst, ich hätte ihn geweckt, schloss ich schnell die Augen und versteckte mein Gesicht im Stroh. Bis ich merkte, dass er noch tief und fest schlief. Beruhigt betrachtete ich ihn weiter. Wie ein Engel, dachte ich.
Nach einer Weile stand ich auf und ging auf die Waschschüssel zu. Vorsichtig, darauf bedacht, nicht zu laut zu sein, schüttete ich mir mit der Hand Wasser über den Nacken und wusch mein Gesicht. Ich schielte zu Alec herüber und stellte fest, dass er noch immer tief und fest schlief. Also zog ich meine Kleider aus und schöpfte Wasser über meinen Körper. Dabei färbte sich das Wasser noch brauner, als es sowieso schon war. Wenn ich mir vorstellte, dass ich die letzten Tage so dreckig herumgelaufen war … Ich war froh, mich nun endlich waschen zu können. Es tat gut, den ganzen Dreck von sich abzuwaschen. Danach fühlte ich mich gleich viel frischer und sauberer. Ich zog mich wieder an und drehte mich um.
Alec lag noch genauso da wie zuvor. Doch es war etwas anders, ich konnte nur nicht sagen, was. Ich ging zum Bett und setzte mich auf die Kante.
„Guten Morgen!“, sagte eine Stimme hinter mir.
Ich zuckte zusammen.
„Du bist wach?“, fragte ich erschrocken.
„Wieso so überrascht?“, gab Alec zurück.
Ich schüttelte den Kopf.
„Nicht so wichtig!“, entgegnete ich.
Ich drehte mich zu ihm um und sah ihm in die Augen. Erneut zuckte ich zusammen. Sie waren blutrot. Alec runzelte die Stirn, als er meinen Blick bemerkte. Schnell drehte er sich weg und schlug die Augen nieder.
„Nein, das ist nicht … ich meine … sie sind nicht … ich finde sie nicht …“, stotterte ich, als ich begriff, warum er sich abgewandt hatte.
„Sie machen dir Angst!“, stellte Alec fest.
„Nein, ich meine … es ist ungewohnt, aber nicht … Furcht einflößend!“, versuchte ich zu erklären.
Langsam hob Alec den Kopf, sah mich jedoch noch immer nicht an. Ich versuchte etwas zu sagen, doch ich fand nicht die richtigen Worte. Also streckte ich nur die Hand aus und berührte Alecs Wange. Ich drehte sein Gesicht zu mir und sah ihm direkt in die Augen. Lange sahen wir uns so an, bis jemand laut an die Tür klopfte.
Alec sprang auf und ging zur Tür, um zu öffnen. Draußen vor dem Zimmer stand die Frau des Wirtes. Ihr Blick war kühl und verschlossen.
„Da ist jemand, der Euch sprechen möchte, junger Herr!“, sagte sie in monotonen Tonfall und ging sogleich wieder.
Alec schloss die Tür wieder und zog seine Jacke über. Ich sah ihm dabei zu. Ich war zu verwirrt, um zu fragen, wer es sein könnte, der ihn sprechen wollte. Ich musste zuerst meine durcheinandergewürfelten Gefühle sortieren, bevor ich einen klaren Gedanken fassen konnte.
Alec wandte sich um, um zu gehen, und sah mich kurz fragend an. Ich erwiderte seinen Blick.
„Willst du mitkommen oder hierbleiben?“, fragte er schließlich.
Ich holte tief Luft. Ich wollte schon gerne mitkommen, denn ich war neugierig auf den Fremden, doch ich konnte mich nicht rühren. Also schüttelte ich nur den Kopf. Alec verstand und verließ den Raum. Sobald er die Tür hinter sich geschlossen hatte, bekam ich eine Panikattacke. Ich bekam keine Luft. Ich hyperventilierte. Meine Gedanken überschlugen sich und meine Gefühle spielten verrückt. Mein Herz tanzte einen äußerst wilden Tanz und wollte sich nicht beruhigen. Keine Panik, sagte ich zu mir, was nicht viel half. Ich musste es geschehen
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