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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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über ihren ganzen Körper ausbreitete. In ihrem Kopf pochte es. Ein Streifen Sonnenlicht verwandelte die Oberfläche des Sees in Gold. Die fahlen Pferde scheuten zurück. Licht tanzte über das Wasser, verirrte sich bis in ihr Versteck. Darejan erstarrte, als die Grauen Krieger wieder in ihre Richtung sahen. » Nein! « Das Wort entwich ihr als hilfloser Hauch. Tiefe Risse fraßen sich in den Grund des Brunnens. Etwas Eisiges, Ekelerregendes strich über ihr Gewebe aus Schatten und Macht, zerrte daran. Sie grub die Zähne in die Lippe, schmeckte Blut, kämpfte darum, es aufrecht zu halten, nur ein kleines bisschen länger. Magie verbrannte ihre Adern, sog ihr die Kraft aus den Gliedern. Keuchend tastete Darejan nach einem Halt. Um sie her wurde die Welt trüb, verschwamm vor ihrem Blick. Die Grauen setzten sich in Bewegung, nicht mehr als konturlose Schatten vor dunklem Wabern. Sie hörte noch das Gischten des Teiches unter den Hufen der fahlen Streitrösser, dann schlugen Wasser und Finsternis über ihr zusammen.
    Hände, die sie packten, in die Höhe zogen. Eine Stimme, rau und brüchig: » Schafft sie in den Palast! Beide! « Unsanft wurde sie vorwärtsgeschleppt. Sie konnte sich nicht aus Kälte und Dunkelheit befreien, nicht atmen, nicht atmen. Hart schlug sie auf stacheligen Boden. Schmerz presste ihre Brust zusammen. Selbst um die Augen zu öffnen, fehlte ihr die Kraft. Etwas hatte ihre Knochen in Qual verwandelt und jede Faser ihres Wesens schrie. Ein Wimmern war in ihrer Kehle. Sie versuchte sich zu bewegen… Schmerz brandete über sie hinweg und drohte ihren Geist wieder in die Finsternis zu stoßen. Schreie! Gellende Schreie, wie durch unzählige Mauern gedämpft. Angst kroch eisig ihren Nacken hinauf, nistet sich in ihrem Inneren ein. Als es ihr endlich gelang, die Augen aufzuschlagen, war die Welt um sie her verschwommen und voller Schatten. Einer war direkt über ihr. Seloran beugt sich über sie. Eine Stimme in ihrem Kopf. Vergiss ihn! Klauen gruben sich in ihren Verstand, zerrissen ihn, zerrten an ihm. Der Schatten näherte sich ihr. Darejan hörte jemanden schreien. Eine Hand presste sich auf ihren Mund, nahm ihr den Atem. Sie bäumte sich auf, wollte gegen den Schatten kämpfen. Schwäche schlug über ihr zusammen und spülte sie zurück in Dunkelheit.
    Irgendwann zwitscherte in der Ferne ein Vogel. Wärme koste eine Hälfte ihres Gesichts und ihren Nacken. Darejan blinzelte, bemühte sich, ihre Sinne aus der trüben Benommenheit zu befreien, die noch immer wie eine schwere Decke über ihr lag. Verwirrt starrte sie auf stoppelige Grashalme, die direkt vor ihrem Auge im Sonnenlicht emporsprossen und sich in ihre Wange bohrten. Ihren ganzen Arm hinauf spürte sie ein Pochen. Nur langsam begriff sie, dass die Qual, die in der Tiefe ihrer Knochen brannte, der Nachhall der von ihr beschworenen Magie war. Für einen zitternden Atemzug schloss sie die Lider, versuchte einen Rest ihrer Macht in ihrem Inneren zu spüren, aber da war nichts außer Leere. Etwas saß würgend in ihrer Kehle. Darejan zuckte zusammen, als ein Schatten auf sie fiel. Riss die Augen auf. Der Verrückte starrte auf sie hinab, schweigend.
    Sie schaffte es, das Gesicht aus dem Gras zu heben. » Was ist passiert? « Auf ihrer Zunge war ein saurer Geschmack. » Die Grauen Krieger… « Schwerfällig versuchte sie, sich weiter in die Höhe zu stemmen. Es gelang ihr erst nach dem zweiten Versuch. Ein Vogel beäugte sie von seinem Ast aus und flog dann davon. Hinter ihr ragte der silberne Stamm der Narlbirke in den Morgenhimmel. Sie ließ sich dagegen sinken, erwiderte den Blick des Verrückten. Seine Augen waren erschreckend klar.
    » Was ist… « , setzte sie noch einmal an.
    » Ich weiß nicht, was du getan hast oder wie, Hexe, aber du hast verhindert, dass die Grauen uns in die Finger bekommen haben « , unterbrach er sie unwillig.
    Darejan räusperte sich. » Was ist passiert? «
    Seine Brauen zogen sich zusammen. In einer müden Bewegung rieb er sich über die Stirn. » Ich hätte jeden Schwur geleistet, dass sie genau wussten, wo wir waren. Dann kam dieser Kerl den Bachlauf herunter und brüllte, sie hätten unsere Spuren gefunden. « Er presste die Lippen zu einem Strich zusammen, blickte ins Leere. » Und sie folgen ihm. « Als könne er es immer noch nicht glauben, schüttelte er den Kopf. » Und dann bist du untergegangen. « Er sah zu ihr her.
    » Nakeen…? « Sie begriff einen Herzschlag zu spät, dass die Frage nach dem

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