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Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Titel: Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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gewusst, wie schädlich die Sonne ist. Sonnenbrand gehörte im Sommer einfach mit dazu. Du hast doch sicher auch immer einen verbrannten Rücken gehabt, oder nicht?«
    »Doch, klar«, räumte er zögernd ein.
    »Damit ist nicht zu spaßen«, mischte sich nun auch Emile in die Diskussion ein und Peter Nachtigall ärgerte sich. Schließlich ging ihn das nun wirklich nichts an. Noch waren sie nicht miteinander verschwägert. »Wenn man es früh genug entfernt, kann man recht wirkungsvolle Therapien ansetzen. Du darfst das nicht auf sich beruhen lassen«, mahnte der junge Mann eindringlich.
    »Apropos – dein Urlaub geht dem Ende entgegen, Emile, oder? Ich hab da nämlich ein Problem, das ich nun wirklich nicht auf sich beruhen lassen kann«, wechselte Nachtigall flugs das Thema und während des Essens sprachen sie nicht mehr über unerfreuliche Erkrankungen oder spektakuläre neue Therapien.
     
    In dieser Nacht träumte Peter Nachtigall von dicken Menschen, die in Foltermaschinen von Wachmännern in Trainingsanzügen bedroht, tonnenschwere Gewichte zu stemmen hatten. Er sah sonnenverbrannte Typen, deren Haut sich abschälte und denen schwarze Mäuse an den Beinen hochkrochen. Er träumte von tödlichem Essen, in dem man kein Gift nachweisen konnte, weil es einfach nur dadurch seine Wirkung entfaltete, dass man aß und zunahm, und von Katzen, die ihre vegetarischen Besitzer ermordeten, um sich über deren verborgene Fleischvorräte herzumachen. Gegen Morgen schreckte er hoch. Das Gefühl einer großen Last auf seinem Brustkorb ließ ihn schon das Schlimmste befürchten. Doch als er etwas klarer denken konnte, erkannte er Casanova, der sich quer über ihn gelegt hatte. Wie war denn der Kater diesmal wieder in sein Schlafzimmer gelangt? Er würde wohl an der Schlafzimmertür einen Drehknauf montieren müssen, wenn er sein Bett nicht auf Dauer mit ihm teilen wollte.
    Beim Zähneputzen ging er seine Liste für den Tag durch. Zeit für einen Besuch beim Hautarzt würde wohl kaum bleiben – umso besser. Schließlich war das seine Beule. Er würde sich nicht der Fraktion der Hysteriker anschließen.

36
    Freitag
     
    »Guten Morgen«, begrüßte ihn Dr. März schon auf dem Gang und sein Ton verhieß nichts Gutes. Nachtigall öffnete die Bürotür und ließ ihm den Vortritt. Die Arme fest in die Seiten gestützt blieb der Staatsanwalt vor der Pinnwand stehen und betrachtete kritisch die bisherigen Ergebnisse ihrer Ermittlungen. Dann seufzte er und drehte sich zu Peter Nachtigall um.
    »Es gibt Fälle, die erfordern eine gewisse Tiefe bei den Nachforschungen – dabei ergeben sich mitunter ganz neue Zusammenhänge und bisher nicht bedachte Verdächtige können ins Visier genommen werden«, begann er ruhig. »Im Gegensatz dazu gibt es Fälle, die sind so klar, dass man praktisch im Vorbeigehen die Lösung findet«, er steigerte die Lautstärke. »Und solche Fälle dürften nach circa achtundvierzig Stunden abgeschlossen sein!«
    Er seufzte erneut.
    »Sie bearbeiten mit Ihrem Team schon seit fünf Tagen einen vollkommen klaren Fall! Natürlich kann man sich eine Ermittlung unnötig erschweren, wenn man an zu vielen Stellen zu tief bohrt und am Ende den Überblick verliert! Ich rate Ihnen dringend, diese Angelegenheit zu einem Abschluss zu bringen! Und sollten Sie glauben, sie könnten nun ständig irgendwelche sinnlosen Obduktionen fordern, dann haben sie sich getäuscht! Die Zustimmung habe ich Ihnen nur erteilt, damit sie Ihr Gesicht nicht verlieren, aber das sind alles Kosten, die der Steuerzahler aufbringen muss! Vergegenwärtigen Sie sich das!«
     
    Sie starrten sich eine Weile schweigend an.
    Gerade als Peter Nachtigall zu einer Erwiderung ansetzen wollte, wurde die Tür zu seinem Büro schwungvoll geöffnet und Emile Couvier rauschte herein.
    »Guten Morgen! Das LKA hat mich hierher abgestellt damit ich Sie beim Fall Petzold unterstützen kann«, verkündete er fröhlich und reichte Dr. März die Hand.
    »Wieso stellt das LKA Berlin Sie ab? Ich habe doch gar niemanden angefordert.«
    »Meine Dienststelle liest auch Zeitung und hört Nachrichten. Ich habe mich ohnehin momentan in Cottbus aufgehalten und so hat man sich bei mir erkundigt, ob ich mich nicht hier nützlich machen möchte. Eine Nachfrage ergab, dass Ihr eigener Fachmann für operative Fallanalysen in Neuruppin mit einem Erpressungsfall beschäftigt ist . Und schließlich habe ich mit diesem Team doch schon erfolgreich zusammengearbeitet. Also habe ich diesem

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