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Seelenriss: Thriller

Seelenriss: Thriller

Titel: Seelenriss: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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der Laden wegen eines Lebensmittelskandals in die Schlagzeilen geraten und somit schneller, als man das Wort Schawar-ma sagen konnte, aus sämtlichen Reiseführern verschwunden war. Belling hielt das für ausgemachten Schwachsinn, für ihn gab es bei HAKIM ’s nach wie vor den besten Schawarma der Stadt. Er war sich sicher, dass dieser Skandal nichts weiter war als eine Intrige der Konkurrenz, bei der die Touristen nun Schlange standen.
    »Was zum Henker verschweigt uns dieser Pater? Warum wollte er uns verheimlichen, dass er mit Lynn Maurer in Kontakt gestanden hat?«, fragte Belling zwischen zwei Bissen Grillfleisch. Er stand neben Lena an einem Stehtisch am Fenster und sprach so gut wie immer mit vollem Mund, was Lena aber nicht weiter störte.
    »Sie meinen, ob er als Täter in Frage kommt?«, brachte Lena es auf den Punkt und stocherte lustlos in ihrem Salat. Seit sie neuerdings diese Kopfschmerzen heimsuchten, hatte sie kaum noch Appetit.
    Belling nickte ihr vielsagend zu und tupfte sich das Kinn mit einer Papierserviette ab. »Dieser Kerl hat sich am laufenden Band in Widersprüche verwickelt. Erst will er …« – er verstummte abrupt, als Ahmed Lena ihren Tee servierte, und wartete, bis der junge Mann sich wieder entfernt hatte, ehe er fortfuhr –, »erst will er Lynn Maurer nicht gekannt haben, dann auf einmal doch. Dann will er uns weismachen, sein Einkommen reiche bloß für eine Wohnung am Halleschen Tor – und nun wohnt er in einer der teuersten Gegenden der Stadt«, zählte er an seinen fettigen Fingern auf.
    Lena richtete ihren Blick auf die Straße hinaus und ließ sich die Unterredung mit Sonnenberg noch einmal durch den Kopf gehen. Sie gab Belling recht, doch aus irgendeinem Grund hatte dieser Sonnenberg zu wenig selbstsicher auf sie gewirkt. Seine Antworten waren ihm zu unkontrolliert über die Lippen gegangen, überlegte sie und sprach ihren Gedanken laut aus: »Serienmörder wissen sehr genau, was sie tun. Kontrolle verleiht ihnen ein Gefühl von Sicherheit. Daher planen sie ihre Taten bis ins allerkleinste Detail, stellen Nachforschungen über ihre Opfer an und sind auf alles vorbereitet. Der Mann, den wir suchen, würde also jederzeit damit rechnen, mit dem Mord in Verbindung gebracht zu werden, und sei es nur durch einen dummen Zufall. Wenn dem nicht so wäre, hätte er Maurers Leichnam einfach verschwinden lassen. Das würde die Ermittlungen erschweren und ihm Zeit verschaffen.« Sie nippte an ihrem Glas mit schwarzem Tee und stellte es wieder ab. »Er hätte gewusst, dass wir Maurers Anrufliste überprüfen würden, und dementsprechend agiert.« Lena sah Belling lange an. »Was ich damit sagen will, ist: Wäre Sonnenberg tatsächlich unser Mann, wäre er wohl kaum so unvorsichtig.«
    »Und was ist mit dem vielen Bargeld in seinem Schrank?«, hielt Belling dagegen. »Diese ganze Sache stinkt doch zum Himmel!«
    Lena spitzte die Lippen. »Nehmen wir an, es handelt sich bei dem Bargeld tatsächlich um Einnahmen, die er durch Erpressung mit den ihm anvertrauten Beichtgeheimnissen erzielt hat«, stellte sie zur Debatte. »Das würde ihn zwar ein paar Jahre hinter Gitter bringen, macht ihn aber noch lange nicht zu einem Killer.« Sie trank ihren Tee aus. »Serienkiller sind triebgesteuert und setzen alles daran, einen unstillbaren Drang zu befriedigen. In den meisten Fällen geht es ihnen um Macht und darum, ihre Perversionen zu befriedigen. Geld spielt so gut wie nie eine Rolle.«
    Belling warf die Serviette auf seinen Teller und sah zum Fenster hinaus. »Trotzdem«, brummte er kopfschüttelnd. »Dass dieser Kerl mit dem Mord zu tun hat, ist für mich so sicher wie das Amen in seiner gottverdammten Kirche.« Dann fügte er hinzu: »Vielleicht ist Sonnenberg es nicht selber gewesen.«
    »Serienkiller arbeiten grundsätzlich alleine«, entgegnete Lena. Sie hatte den Satz kaum ausgesprochen, da vibrierte Bellings Handy, das aufgeklappt auf dem Stehtisch lag. Unwillkürlich streiften Lenas Augen über das grünlich leuchtende Display. Unbekannter Teilnehmer , las sie.
    Belling warf einen Blick auf sein Handy, grummelte etwas in sich hinein, das sie nicht verstand, und steckte das Telefon rasch ein. Lena musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. Schon seltsam, dachte sie bei sich. Manchmal kam es ihr so vor, als sei Belling mehr als nur ihr Kollege, fast schon so etwas wie ein alter Freund, den sie seit Ewigkeiten kannte. Und dann gab es wiederum Tage, an denen sie einfach nicht schlau aus ihm

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