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Seelenriss: Thriller

Seelenriss: Thriller

Titel: Seelenriss: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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sich in dem Schrank dort drüben.«
    »Und wann kommt diese Frau Doktor?«, fragte Lena ungeduldig.
    »Sie müsste jeden Moment hier sein«, erklärte die Schwester in sachlich nüchternem Tonfall. »Wir haben die zuletzt gewählte Nummer in Ihrem Handy angerufen« – sie warf einen flüchtigen Blick auf das Klemmbrett –, »und es hat sich ein gewisser Doktor Matthias Reuter gemeldet. Er ist sofort hergekommen und hat eine ganze Weile auf dem Flur gewartet, ehe er vor ein paar Minuten gegangen ist.«
    Fassungslos starrte Lena sie an und wollte nicht glauben, was die Schwester da sagte. »Wie viel Uhr ist es? Wie lange bin ich schon hier?«
    »Es ist kurz nach acht Uhr«, sagte die Schwester und fügte aufgrund von Lenas irritiertem Blick hinzu: »Am Abend.«
    »Was?!« Entsetzt schlug Lena mit der freien Hand die Decke beiseite, um aus dem Bett zu steigen.
    »Frau Peters, um Gottes willen – bleiben Sie liegen!«
    Lena schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, ich arbeite für die Mordkommission und stecke in den Ermittlungen zu einem wichtigen Fall. Bitte richten Sie der Ärztin aus, dass ich mich in den nächsten Tagen bei ihr …« – »Ich kann Ihnen nur dringend davon abraten, dieses Bett zu verlassen«, unterbrach die Schwester sie und warf ihr einen warnenden Blick zu. »Wir haben Ihnen ein Schmerzmittel sowie ein starkes Beruhigungsmittel gespritzt.«
    »Hören Sie, ich habe keine Zeit zu verlieren – da draußen sterben Menschen, während ich hier herumliege!«
    In diesem Moment öffnete sich die Tür erneut, und eine Frau in den Dreißigern mit einem militärischen Kurzhaarschnitt trat im Arztkittel herein. »Guten Tag, ich bin Doktor Hoffmann«, stellte sie sich kurz vor und blieb am Fußende des Bettes stehen, während Lena sie fragend anblickte.
    »Es tut mir leid, Frau Peters – aber ich habe leider schlechte Nachrichten«, erklärte sie und betrachtete Lena aus freundlichen, wachen Augen.
    Lena hörte der Frau gebannt zu, und keine fünf Minuten später änderte sich ihr Leben auf einen Schlag. Ihr Gesicht war aschfahl geworden, während sie die Ärztin weiter fassungslos anstarrte. Doktor Hoffmanns Lippen bewegten sich, doch ihre Stimme schien mit einem Mal kilometerweit weg. Worte wie »Tumor-Therapie«, »Wachstumsstadien« und »Heilungschancen« schossen wie Giftpfeile an Lena vorbei.
    »Und Sie sind ganz sicher, dass es sich dabei nicht um einen Irrtum handelt?«, hörte sie ihre eigene Stimme nach einer Weile fragen.
    Das Kopfschütteln von Doktor Hoffmann ließ nicht den geringsten Zweifel zu.
    Lena kam es so vor, als sei die Temperatur im Krankenzimmer schlagartig um ein paar Grad gesunken. Allmählich begriff sie, was es mit diesen permanenten Kopfschmerzen auf sich hatte, die sie fälschlicherweise als Migräne-Anfälle abgetan hatte. Panik stieg in ihr auf, und sie betete darum, nur in einem bösen Traum gefangen zu sein. Nur ein Traum, nichts weiter.
    Doch sie erwachte nicht. Der Traum war real, und diese Realität war entsetzlicher als der schlimmste Alptraum. Einen Moment lang brachte sie keinen Ton heraus, und ihr war, als würde sich plötzlich vor ihren Augen alles drehen. »Wie kann das sein?«, fragte Lena mit belegter Stimme und sah verwirrt auf. »Ich meine … ein Gehirntumor? Das … das ist doch absurd!«
    Schwester Marina und die Ärztin wechselten Blicke.
    »Und was jetzt?«, stieß Lena leise hervor, hauptsächlich weil sie nicht wusste, was sie sonst sagen sollte.
    »Die Möglichkeit einer operativen Entfernung müssen wir leider ausschließen«, offenbarte Doktor Hoffmann, »aber solange der Tumor nicht weiter wächst, haben Sie gute Chancen, damit alt zu werden.« Ihr Lächeln sollte tröstlich wirken.
    Benommen nickte Lena. Sie wollte aufspringen, einen Schrei ausstoßen oder in Tränen ausbrechen, doch sie erlaubte sich nicht einmal ein Kopfschütteln und saß da wie festgefroren. Im Nachhinein fragte sie sich, wie lange sie wohl so dagesessen hatte, ehe sie Doktor Hoffmann und Schwester Marina darum bat, sie einen Moment allein zu lassen.

43
    Endlose Minuten vergingen, in denen Lena im Bett lag und mit blutunterlaufenen Augen an die Decke des Krankenzimmers starrte. Die niederschmetternde Diagnose bedeutete mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht nur das Ende ihrer Laufbahn als Profilerin, sondern mit etwas Pech auch das Ende ihres Lebens. Sie hatte tagtäglich mit dem Tod zu tun gehabt, doch nie zuvor mit ihrem eigenen. Dabei war es nicht so, dass sie bei ihren

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