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Seelenriss: Thriller

Seelenriss: Thriller

Titel: Seelenriss: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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wütend an. »Du und dein scheiß Job! Ich hasse dich! Und falls es dich interessiert – ich bin schwanger!«
    Wulf Belling war plötzlich wie zur Salzsäule erstarrt. »Was …?!«
    Das Handy summte beharrlich weiter, während die Worte seiner Tochter mit der Wucht einer Axt in seinen Verstand drangen. Marietta zuckte die Schultern und betrachtete eingehend ihre Schuhe. »Hast schon richtig gehört, ich bin schwanger …«
    Er blickte sie mit halb geöffnetem Mund an und zwang sich, weiterzuatmen. »Etwa von diesem Mikey?«
    Pikiert hob sie den Blick und warf die Hände hoch. »Nee, von einem meiner tausend anderen Liebhaber, weißte!«
    Belling hatte ein Gefühl, als kämen die Küchenwände auf ihn zu, und er verspürte das dringende Bedürfnis, frische Luft schnappen zu gehen. Er nahm sein Handy, das inzwischen verstummt war, und eilte aus dem Haus. Kaum war er im Vorgarten angelangt, entfuhr ihm ein Schrei, der in der ganzen Nachbarschaft zu hören war. Danach fühlte er sich zumindest ein klein wenig besser.
    Er nahm einen Flachmann aus der Innentasche seines Kordjacketts und leerte den Inhalt in einem Zug. Mariettas Worte echoten durch seinen Kopf, während er sich eine Zigarette anzündete und ziellos die Straße hinunterlief. Es war ein windstiller, lauer Sommerabend, und bis auf zwei Teenager, die sich bei ihm nach dem Weg zum SBahnhof erkundigten, war kein Mensch mehr auf den Straßen. Belling wies ihnen die Richtung und lief weiter geradeaus. Er inhalierte ein paar kräftige Züge seiner Zigarette und versuchte, sich zu beruhigen.
    Es verging eine Weile, bis er die Nachricht insofern verdaut hatte, dass er imstande war, Lena Peters zurückzurufen. Im Weiterlaufen wählte er ihre Nummer. Peters nahm sofort ab und teilte ihm aufgebracht mit, was sie herausgefunden hatte. Wulf Belling staunte nicht schlecht, denn ihre Erkenntnis, dass alle Opfer mit dem U-Bahn-Brand in Verbindung standen, rückte die Ermittlungen in ein ganz neues Licht. Peters hatte ausgezeichnete Arbeit geleistet. Nichtsdestotrotz war er wütend auf sie, da sie ihre Alleingänge einfach nicht lassen konnte – und das, obwohl sie längst von dem Fall entbunden war. Schließlich nahm er ihr das Versprechen ab, Hardings Witwer unter keinen Umständen allein zu befragen. »Ich bin auf dem Weg – also warten Sie, bis ich da bin, Peters!«
    In heller Aufregung lief er zurück nach Hause, um seine Wagenschlüssel zu holen, da kam ihm Marietta mit geröteten Augen im Flur entgegen. »Du hast Besuch«, sagte sie mürrisch und deutete mit dem Daumen über ihre Schulter. »Sitzt in der Küche.«
    »Sag bloß, deine Mutter ist hier?«
    Kopfschüttelnd verdrehte Marietta die Augen. »Das hättest du wohl gerne.« Dann verschwand sie auf ihr Zimmer.
    Belling blickte ihr irritiert nach. Er erwartete niemanden, und der Gedanke daran, wer um diese Uhrzeit in seiner Küche sitzen mochte, fühlte sich ganz und gar nicht gut an. Wulf Belling eilte in die Küche, und sein Gefühl hatte ihn nicht getäuscht. Im Türrahmen blieb er stehen und blickte in die Augen jenes Mannes, der so ziemlich der letzte Mensch auf Erden war, den er jetzt sehen wollte. Und schon gar nicht in seinem Haus.
    »Ihre Tochter war so nett, mich hereinzulassen«, begrüßte ihn die schmierige Gestalt im Anorak, die am Küchentisch saß und seine Marlboros rauchte.
    Belling ballte die Fäuste und spürte eine glühende Wut in sich aufsteigen. »Sie haben hier nichts zu suchen! Wir haben explizit vereinbart, dass unsere Treffen ausschließlich auf dem Parkplatz stattfinden! Zudem haben Sie mir mit Ihren ständigen Anrufen weiß Gott schon genug Ärger eingehandelt!«
    Der Mann schenkte ihm ein Grinsen, das ihm nicht gefiel. »Ganz schön zickig, die Kleine, wa?«, sagte er mit einem Kopfnicken zur Tür, anstatt auf Belling einzugehen.
    Belling rauschte das Blut in den Ohren. »Sie haben ihr doch nicht etwa gesagt, dass …«
    »Keene Sorge, wo denken Sie hin.« Die Mundwinkel des Mannes schossen abermals in die Höhe und entblößten seine schlechten Zähne. »Diskretion is mein Geschäft, dit wissen Sie doch.«
    »Den Weg hätten Sie sich sparen können – ich habe ohnehin kein Bargeld im Haus«, raunte Belling und vergewisserte sich mit einem Blick in den Flur, dass Marietta außer Hörweite war.
    »Ick bin lediglich hergekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass es vorbei is.«
    Belling verstand nicht. Verstört ging er auf den Mann zu und stützte die Hände vor ihm auf dem Tisch ab.

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