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Seelensplitter: Thriller (German Edition)

Seelensplitter: Thriller (German Edition)

Titel: Seelensplitter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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versetzte Paul Ender mit Horrorgeschichten über Sturmfluten in Panik, und Isabel begann, ihren gesamten Freundeskreis abzutelefonieren. Carolin rückte damit heraus, dass sie ihren Freund vermisste. Der ist wahrscheinlich froh, Zeit für seine Geliebte zu haben, dachte Lina. Doch Carolin glaubte felsenfest an seine Treue. Zumindest sagte sie das. In Momenten jedoch, in denen ihr die Wahrheit über ihre Beziehung bewusst wurde, begann sie verzweifelt an sich herumzuritzen. Und sie glaubte in Hamburg Verfolger zu haben, die auf Hooge natürlich ausfielen. Keine Büsche, hinter denen sich jemand verstecken konnte, kaum andere Touristen. Und so weit, dass sie sich von einem Satellitenauge aus dem All beobachtet fühlte, war sie noch nicht.
    Christina Hansen zog sich schließlich zurück und verbrachte längere Zeit damit, sich ausgiebig zu schminken. Pia verkroch sich in eine ruhige Ecke und vertiefte sich in ihre Reiselektüre. Stefanie entschloss sich, mit ihrer Kamera auf Motivsuche zu gehen. Lina blätterte in einem Bildband über das Wattenmeer, der an der Rezeption auslag.
    So hatte jede ihren Plan, um den anderen möglichst aus dem Weg zu gehen. Lina staunte über Paul Ender, der am ersten Abend perfekt geschminkt und in einem schicken Kleid im Speisesaal aufkreuzte. Schließlich sei man hier ja unter sich, meinte er, nachdem er wie eine Stummfilmdiva hereingerauscht war. Lina fand ihn in dem Outfit richtig attraktiv.
    In der Folge ergaben sich Grüppchen und Cliquen, wechselnde Fronten und kleinere Streitereien – nichts Außergewöhnliches für derartige Situationen, fand Lina.
    Sie hatte ihr nächtliches Gespräch mit der verzweifelten Carolin am Anleger, das am nächsten Tag von Isabel ironisch kommentiert wurde: »Die beiden sind sich nähergekommen.« Carolin zuckte nicht zusammen, sondern blickte Isabel offen ins Gesicht, als wollte sie sagen: Na und? Was ist dabei?
    Lina hatte für sich beschlossen, dass die Geschichte von dem bösen Bruder in der Pflegefamilie reichen musste. Wenn sie das Stoppschild am Ende dieses ersten Kapitels beachtete und die rote Linie nicht überschritt, konnte ihr eigentlich nichts passieren. Sie durfte nur keine weiteren Details ausplaudern. Er war gemein, dieser Bruder. Aha. So was kommt vor. Er war eifersüchtig auf sie. Er wollte seinen Platz nicht mit der neuen Schwester teilen. Typisch. Aber klar, auch verständlich. Was ist aus ihm geworden? Keine Ahnung. Und jetzt: Stoppschild hoch! Bis hierhin und nicht weiter. Keine Frage mehr beantworten.
    Dabei wusste Lina genau, was aus ihm geworden war. Futter für die Würmer, für Käfer und was sonst noch im Erdreich herumkrabbelte und sich an die Arbeit machte, sobald ein Sarg in die Erde versenkt wurde. Käfer und Würmer, die keine Sekunde zögerten, auch dann nicht, wenn ein Mädchen in einem schwarzen Kleidchen am Grab stand und krampfhaft zu weinen versuchte.
    Der Trick mit der Zwiebel in ihrem Handtäschchen, über die sie mit ihren Fingerkuppen fuhr, um sich dann die Augen zu reiben, hatte nicht funktioniert. Es hatte zwar furchtbar gebrannt, aber Tränen waren keine geflossen.
    »Dreckschwein«, hatte sie ihm hinterhergerufen. »Schade, dass du nicht in einem Misthaufen vergammelst.« Aber natürlich nicht laut, sondern leise in ihr Taschentuch hinein. Schließlich konnte sie nicht wissen, ob nicht einer seiner Klassenkameraden, die um das Grab standen und sich ihr blödes Kichern nicht verkneifen konnten, einen Verdacht hatte. Es hätte sie nicht gewundert, wenn Ralf in der Schule erzählt hätte, was er mit ihr anstellte. Nein, Lina musste die trauernde Schwester spielen. Sie hatte keine Lust, noch jemanden umzubringen.

    12
    D ie Kollegen von der Mordkommission suchen Astrid. Sie haben festgestellt, dass die Schrift auf der Rückseite des im Flur hängenden Fotos Ähnlichkeit mit ihrer Handschrift aufweist. Astrid hat ehrlich überrascht gewirkt, als Lina sie damit konfrontierte. Warum sollte Astrid sich überhaupt bei Lina melden, wenn sie tatsächlich die Täterin ist? Warum hatte sie gesagt, sie würde nach Beweisen suchen? Beweisen, wofür? Warum behauptet sie, dass Lina eine wichtige Rolle spielt? Will sie Lina in etwas hineinziehen? Astrid ist nicht so blöd, mit ihrer Handschrift eine Nachricht im Namen einer anderen Person zu hinterlassen.
    Wenn Lina Astrid an Sven verrät, hat sie keine Möglichkeit mehr, das sich auftürmende Chaos zu verstehen. Astrid würde die Tat leugnen, und es besteht die Gefahr,

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