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Seelensunde

Seelensunde

Titel: Seelensunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silver Eve
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Ich weiß auch sonst eine ganze Menge über sie.“ Voller Verachtung fügte sie hinzu:
    „Wenn du mehr auf deinen Verstand gehört hättest als auf deinen Schwanz, hätten wir sie wahrscheinlich schon unterm Messer.“
    „Ach ja? Naphré wäre in der Tat ein besseres Opfer gewesen. Die Linie in ihrem Blut ist stark. Insofern hast du natürlich recht. Aber aus anderen Gründen taugt sie nicht für uns. Zum einen ist sie alles andere als unschuldig. Sie ist ein gelernter Auftragskiller. Und sie ließe sich nicht einfach zur Schlachtbank führen. Aber da ist noch etwas, ich habe nur noch nicht herausgefunden, was es ist. Als ich sie getroffen habe, habe ich etwas an ihr bemerkt … eine Art Makel. Als hätte sie auf noch andere Weise ihre Unschuld verloren. Als läge die Hand eines Dämons auf ihr. Eine dunkle Hand. Nein, was wir brauchen, sind wirklich unschuldige Opfer mit unbefleckten Seelen.“
    Djeserit tat so, als ließe sie sich von seinen Einwänden nicht erschüttern. „Ich dachte, es müsste doch einen Weg geben, ihrer habhaft zu werden, auch wenn sie in ihrem Handwerk noch so gut geschult ist. Es ging einfach darum, jemanden zu engagieren, der noch besser ist als sie, jemanden mit mehr Erfahrung.“
    „Du dachtest …?“ Pyotr sah sie entgeistert an. Unglaublich, dachte er, so töricht kann sie doch nicht sein. „Du willst mir doch wohl nicht erzählen, dass du ihren Lehrmeister engagiert hast, um sie zu töten? Du hast dich tatsächlich an Butcher gewandt, Djeserit? Ist es das?“
    Sie zog die Jacke aus und warf sie auf ihren Schreibtischsessel, eine sündhaft teure Spezialanfertigung. Dann nahm sie einen großen Umschlag von ihrem Schreibtisch und fächelte sich Luft zu. Pyotr bemerkte die Schweißperlen auf ihrer Oberlippe. „Unerträglich heiß hier, findest du nicht? Ich glaube, ich muss …“
    „Djeserit“, unterbrach er sie in schneidendem Ton.
    Sie sah ihn mit diesem Augenaufschlag an, bei dem sie träge die Lider senkte und wieder hob, eine Angewohnheit von ihr, die er auf den Tod nicht ausstehen konnte. „Er sollte sie gar nichttöten. Er sollte sie nur kampfunfähig machen und mir dann Bescheid sagen. Ich ließ ihn in dem Glauben, dass ich ihre Liquidation nur miterleben wollte. In Wahrheit wollte ich sie aber lebend hierher bringen.“
    Pyotr merkte, dass der letzte Teil dieser Erklärung eine Lüge war. „Wenn ich dich recht verstehe, sollte Butcher dir Bescheid geben. Du wärst dann gekommen, hättest ihn umgelegt und dir dann Naphré geschnappt.“
    „Butcher war nicht kooperativ. Er hat behauptet, so würde er nicht arbeiten, und bestand darauf, weder Zeugen noch Mitwirkende zuzulassen.“ Wieder dieser unsägliche Augenaufschlag. „Dennoch war ich der Meinung, dass der Plan gut war und dass ich ihn hätte austricksen können.“
    „Da ich Naphré hier nirgends entdecken kann, gehe ich davon aus, dass der Plan wohl doch nicht gut genug gewesen ist. Also, was ist passiert? Haben sie sich gegen dich verbündet und dich überwältigt? Hattest du dir keine Verstärkung mitgenommen?“
    „Nein, es ist anders gelaufen auf diesem Friedhof. Sie hat ihn getötet. Mit zwei Schüssen, einen in den Kopf und einen ins Herz.“
    Das musste Pyotr erst verdauen. Damit hatte er nicht gerechnet, aber es bestärkte ihn in seiner Annahme, dass Naphré nicht das geeignete Opfer gewesen wäre. Andererseits – auch wenn er sich noch so sehr darüber ärgerte, dass Djeserit hinter seinem Rücken gehandelt hatte, ganz ungelegen kam ihm der Ausgang dieser Geschichte nicht. Denn Butcher wusste zu viel und war deshalb zu einer Belastung geworden. Pyotr hatte ihn ohnehin auf der Abschussliste, hätte ihn aber eben noch nicht zu diesem Zeitpunkt aus dem Weg räumen lassen. Erst wenn er sich sicher gewesen wäre, dass er ihn nicht mehr brauchte. Diese Möglichkeit hatte Djeserit ihm jetzt vereitelt, und das war äußerst ärgerlich.
    „Na großartig! Und jetzt, nachdem alles schiefgegangen ist, hängst du hier herum und schwitzt und besäufst dich!“
    „Gar nichts ist schiefgegangen, im Gegenteil. Es hätte gar nicht besser laufen können. Aber ich habe auch keine Lust mehr, dir hier stundenlange Erklärungen abzugeben, du aufgeblasener Idiot!“ Sie kniff böse die Augen zusammen. „Wie wäre es, wenn du mir mal etwas erklärst? Zum Beispiel warum du versucht hast, mich zum Narren zu halten? Als Roxy Tam aufgekreuzt ist, um hier herumzuspionieren, hast du mir den Bären aufbinden wollen, wir suchten

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