Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelensunde

Seelensunde

Titel: Seelensunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silver Eve
Vom Netzwerk:
unschuldige Opfer, um durch den Mord an ihnen die Seelensammler anzulocken. Was für ein Schmarren!“ Sie atmete heftig. Ihre Wangen waren gerötet. „Ich bin dir auf die Schliche gekommen, mein Lieber. Und mittlerweile weiß ich auch über die Prophezeiung Bescheid. Versuch nur nicht, dich herauszureden.“
    Pyotr kochte innerlich. Er durfte ihr in diesem Augenblick nicht zu nahe kommen. Er hätte nicht mehr an sich halten können und hätte sie windelweich geschlagen. Geschlagen, bis ihr Gesicht ein einziger blutiger Brei gewesen wäre, bis er ihr jeden Knochen im Leib gebrochen und sie endlich ihren letzter Seufzer getan hätte. Aber er durfte sich nicht so gehen lassen. Die Zeiten, da er seine Fäuste sprechen ließ, waren längst vorbei. Er hatte das Arsenal seiner Waffen inzwischen verfeinert. Und wenn er nicht seinen Intellekt einsetzte, dann die fein geschliffene Klinge eines gut in der Hand liegenden Messers, wenn es sein musste.
    Abgesehen davon, fiel ihm ein, war es vielleicht keine gute Idee, sie zu töten. Sie wussten zu viel voneinander. Es war so etwas wie eine gegenseitige Rückversicherung. Wenn er sie tötete, würde sie ihr Wissen mit in die Unterwelt nehmen, und umgekehrt war es genauso.
    Ihr Mund verzog sich zu einem hässlichen Lächeln. Frauen wie Djeserit Bast, dachte Pyotr, sollten sich das Lächeln abgewöhnen. Es war abstoßend.
    „Wer ist noch auf dem Friedhof gewesen?“, fragte er bemüht, sich im Zaum zu halten.
    „ Er war da. Der, nach dem wir aus sind. Ich habe ihn miteigenen Augen gesehen.“
    „ Er war da . Was redest du?“ Doch Pyotr ahnte es bereits. Djeserit hielt den Zeigefinger und Daumen drei Zentimeter auseinander. „So nah war ich dem Reaper. Es muss auch einer von den Söhnen Sutekhs gewesen sein.“
    Das war zu viel. Sie hatte alles aufs Spiel gesetzt. Pyotr stürzte sich auf sie und drückte ihr die Kehle zu.
    Unterwelt, Sutekhs Reich
    Alastor war wütend. Wütend auf die missliche Lage, in die er sich gebracht hatte, und wütend auf sich selbst.
    Dabei hatte er in einer Zwickmühle gesteckt. Er hätte die Schwarze Seele nicht an sich nehmen dürfen, hatte aber nicht darauf verzichten können. Denn, was immer Butcher gesehen, erlebt oder vielleicht auch nur gehört hatte, wäre sonst für sie für alle Zeit verloren gewesen. Butchers Seele wäre in einem anderen Reich der Unterwelt untergetaucht. Genau wie es mit Frank Marin geschehen war.
    Allen Gesetzen der Unterwelt zum Trotz war Alastor nicht bereit, diese möglicherweise unersetzliche Informationsquelle preiszugeben. Sollte Izanami doch seine Seele als Entschädigung fordern. Fordern und bekommen waren immer noch zweierlei.
    „Ist es so, wie sie sagt?“ Sutekh sah ihn prüfend an.
    „Ich habe nichts von einer Zeremonie oder von gesprochenen Formeln bemerkt, nach denen Izanami Anspruch auf die Seele erheben könnte.“ Das scheußliche Wesen gab einen Laut des Unwillens von sich, aber Alastor ließ ihm keine Zeit für Einwände. „Rein theoretisch besteht natürlich die Möglichkeit, dass es stimmt, was sie sagt. Es hätte, bevor ich eingetroffen bin, genug Zeit dafür gegeben.“
    „Du hast die Warnung des Donnergottes missachtet“, bemerkte Izanamis Botschafterin schroff.
    Sutekh sah seinen Sohn ungerührt an. Er wartete auf eine Erklärung.
    „Ich habe Donner gehört, das stimmt. Als Warnung habe ich den aber nicht verstanden.“ Alastor zögerte eine Sekunde, dann fuhr er schnell fort: „Ich schlage einen Deal vor. Diese Schwarze Seele gegen irgendeine andere.“ Er überlegte nicht lange und dachte auch nicht daran, sich erst mit seinem Vater abzusprechen. Für gewöhnlich widerstrebte es ihm, sich in die diplomatischen und politischen Winkelzüge der Unterwelt einzumischen. Aber die Situation spitzte sich zu, und dieses eine Mal ging es eben nicht anders. Sie brauchten Butchers Informationen. „Wäre das akzeptabel?“
    „Einen Deal?“, murmelte die Madenfrau überrascht. „Ich habe keine Anweisungen, über einen Deal zu verhandeln.“
    Alastor blickte kurz auf Sutekh, der dem Ganzen regungslos wie immer gefolgt war. Dessen Miene blieb undurchdringlich.
    Sein Vorschlag mochte übereilt und Sutekh dabei zu übergehen nicht besonders clever gewesen sein. Aber Alastor wurde ungeduldig. Die Zeit verrann, und die Chancen, Lokan zurückzuholen, schwanden zusehends. Wenn es noch gelingen sollte, musste es geschehen, bevor Lokan die Speise der Toten zu sich nahm, denn sonst war er für alle Ewigkeit

Weitere Kostenlose Bücher