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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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Sie schloss die Augen erneut und genoss den Klang, der sie weit fort trug. Ein tiefer Atemzug und sie war auf Fuerteventura. Ihr Vater rief etwas, sie drehte sich um, lachte. Der Sand war heiß, brannte, wenn man zu lange auf einer Stelle stand. Sie lief auf ihn zu und sie fühlte den Wind in ihrem Gesicht. Ihr Vater kniete auf einer Düne und schwenkte auf sie zu. Sie sah die Sonne auf der silbernen Kamera blitzen, nur für einen kurzen Moment, aber er genügte, um innezuhalten. Sie legte die Hand vor ihre Augen und versuchte durch den Schatten besser zu sehen. Etwas tat plötzlich in ihrem Bauch weh. Sie fühlte, wie dieses Etwas wieder davonzog, aber seinen Kern dabei zurückließ.
    Nilah blieb stehen, der Sand unter ihr tat nun wirklich weh, aber sie rührte sich nicht mehr. Sie kniff die Augen zusammen und sah nur noch Licht, so viel Licht. Ein Umriss rannte auf sie zu, griff sie und zog sie empor, der heiße Sand hörte auf zu brennen.
    »Nili?«
    Sie hatte keine Worte mehr. Nur Angst. Alles Licht war Angst.
    »Ich bin ja hier, Sternchen, ich bin ja hier! Nie wieder, hörst du. Es wird nie wieder passieren,... solange ich lebe!«
    Sie bekam wieder Luft. Aber der Kern blieb und er würde nicht gehen, das wusste sie. Niemals.
    Nilah öffnete die Augen und der Berg war plötzlich viel näher. War sie gewandert oder der Berg? Sie wusste es nicht. Der Boden hatte sich verändert. Gläsern wirkte er nun, durchscheinend. Die Dünen bestanden nicht länger aus Sand, sondern aus dunklen Platten, so groß, dass sie übereinander lappten. Sie waren nachtblau wie die Zwischenräume der Sterne. Unsichtbare Energie, dunkle Materie. Und tief unter ihr waren zuckende, farbige Lichter, ferne Explosionen, sich ausdehnende Nebel. Als würde man ein Gewitter aus weiter Ferne sehen. Wetterleuchten zwischen geballten und finsteren Wolken.
     Dann stand sie vor ihm. Gigantisch wölbte sich der Berg um sie, als wollte er sich um sie winden, einer riesigen Schlange gleich. Waren seine Ausläufer noch flach ansteigend, so war die Mitte höher als die Klippen von Moher, sehr viel höher. Schroffer sahen sie aus, gefährlicher und bedrohlicher. Sie strahlten etwas aus, das Nilah nicht annähernd in Gedanken fassen konnte.
     Sie brauchte nur zwei Atemzüge lang, um zu erkennen, wem sie da gegenüber stand. Das Summen in ihrem Körper verstummte. Stattdessen war plötzlich ihr Herz in einem uralten, schlagenden Einklang.
     Sie schaute an den steilen Hängen empor, hunderte Meter, die ihre Schatten über sie warfen. Die untergehende Sonne blendete die Umrisse aus dem Berg, eine Form, die in ihre Endgültigkeit gegossen wurde.
    Eine Stimme kam aus dem Fels. Vertraut und fremd. Rau und weich raunte sie über die ganze Welt und mitten in sie hinein.
    »So lange habe ich auf dich gewartet, Nilah.«
     

 
    Das dunkle Blut der Menschen

    Tok versuchte über den Boden zurück zu der Öffnung der Trep-
pe zu kriechen. Lieber die Stufen hinunterkullern und sich die hübsche Rübe anstoßen, als noch eine Sekunde länger hier zu sein. Der Rätselfinder robbte dahin wie ein elender Wurm. Er versuchte sich eine gedankliche Notiz zu machen, damit er diesen Zustand später in würdevollere Worte fassen konnte, aber es wollten ihm keine einfallen. Verflixt und   ... Er wurde grob nach oben gerissen und baumelte dann wie ein unförmiger Apfel am ausgestreckten Arm des Blutbaumes.
    Die Kammer war zweifelsohne beeindruckend, nur war es eben nur ein Raum, den er lieber wieder ganz schnell verlassen wollte, wären da nicht gewisse einschnürende Hindernisse gewesen. Von dem zermanschten Fuß ganz zu schweigen. Seine Stirn juckte ganz fürchterlich. So ein Pech.
    Innerlich verfluchte er alles, das Namen und Gestalt hatte. Er schmeckte eine gebrochene Rippe in seiner linken Lunge und blub-briges Blut stieg auf seine Lippen. Die Hälfte des Weges hatten sie ihn über die Stufen geschleift, da ging schon mal was kaputt. 
    Der Blutbaum drehte ihn herum und Tok schwang unwillkürlich mit der Bewegung hin und her. ›Ich bin ein verdammter halbtoter Beutel, am verkohlten Ende eines Irren!‹ Aber was er sah, verschlug ihm den Atem. Ein Baum von solcher Schönheit und Pracht stand inmitten der Kammer, dass er hätte schlucken wollen, hätte er denn noch eine Zunge gehabt. Der Einzige berührte die Rinde wie ein Heiligtum. Seine bleichen, triefenden Hände schmatzten, als er seine Fingerspitzen dagegen presste.
    Seine Worte allerdings waren weniger heilig,

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