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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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könnte das Licht ihn beschützen. Blinzelnd starrte er zur Reling und glaubte, jeden Moment würde sich etwas Unaussprechliches dort hinüber schlängeln, seine Beine packen und ihn für immer in die kalte Finsternis hinab ziehen. Kaum hatte er dieses Bild vor Augen, zog er seine Beine an die Brust und nahm sich vor, nach allem zu treten, was da kommen sollte.
    Selbst hartgesottene und abgebrühte Seemänner wie er konnten sich nicht davor schützen. Wenn man solch eine gähnende Schwärze unter sich sah, dann krochen all die Geschichten aus ihren Löchern, die man einst in weinseliger Laune ausgelacht hatte.
    Da war etwas unter ihrem Kiel getaucht, er war sich ganz sicher, verdammt und zugenäht.
    Doch nichts passierte. Er hockte in Dunkelheit und Stille, aber nichts stieg aus dem Meer, nichts warf plötzlich seine Fangarme über die Reling, nichts schwappte auch nur oder machte den leisesten Ton. Allmählich beruhigte sich der Bretone und zwang sich aufzustehen. Er wollte hier weg. Und da der Wind sich anscheinend entschlossen hatte irgendwo anders weiter sein Unwesen zu treiben, blieb als letztes der Motor.
    Vorsichtig tappte er möglichst in der Mitte des Schiffes entlang, so dass er zu beiden Seiten die Reling im Auge behalten konnte und machte sich daran, die Luke im Heck zu öffnen. Auch sie hatte ein paar Treffer abbekommen. Jedes Mal, wenn er den Kopf senkte und sich an den Verschlüssen zu schaffen machte, hob er ihn ruckartig wieder, spähte mit angehaltenem Atem in die Finsternis. War da was? Er hatte doch was gehört. War da eben nicht ein leises Platschen gewesen, so wie es Fische zuweilen machten, wenn sie sich Mücken von der Wasseroberfläche schnappten? ›Jetzt halt aber mal die Luft an, Jean Luc!‹, schalt er sich. ›Was sollen denn deine Kinder von dir denken, wenn sie dich so sehen würden? Reiß dich zusammen, verdammt noch eins!‹
    Endlich hatte er die Luke auf und hielt die Gaslampe darüber. Der Motor, fabrikneu, sah immer noch fabrikneu aus. Schläuche – o.k. Verteilerkappe – o.k. Noch ein Wunder. Selbst das Feuer, das zeitweise das Heck erfasst hatte, hatte keinen sichtbaren Schaden angerichtet. Das hob die Stimmung. Deckel zu. Jetzt brauchte er nur noch aus dem zertrümmerten Ruderhaus die richtigen Kabel herauszusuchen, aneinanderzuhalten und wenn der Motor dann auch noch ansprang ...
    Ein paar Minuten später fluchte er in seinen Bart. Die stetigen Tropfen von der Decke, die sich leise in die Pfützen am Boden fallen ließen, gingen ihm auf die Nerven. Es war ihm viel zu laut. Dann kniete er sich wieder im Schein der Lampe nieder und wühlte im Kabelsalat. Er sah das GPS-Gerät an, das aussah, als hätte man es aus großer Höhe fallen lassen, und plötzlich wurde ihm bewusst, dass selbst wenn er den Motor zum Laufen kriegen sollte, er nicht wusste, wohin sie fahren mussten. Solange der Himmel von diesen rabenschwarzen Wolken verhangen war, konnte er keinen Kurs bestimmen. Und bevor er kostbares Benzin vergeudete und womöglich Richtung Südpol statt nach Irland steuerte, war der Motor auch nicht weiter nützlich. Er brauchte dringend einen Schnaps.
     
    Nilah schlief tief und fest. Ihr Gesicht war schon rosiger geworden, ein gutes Zeichen. Er betrachtete es einen Moment lang, während er einen Schluck Medizin aus der Cascogne nahm. Sie hatte schon etwas Überirdisches an sich, das konnte er nicht leugnen. Der Mann, der jetzt auf dem Meeresgrund lag, hatte sie wie ein Berserker verteidigt und sein Leben für sie gegeben. Noch nie hatte der Bretone so viel Mut erlebt. Er konnte sich nicht im Mindesten vorstellen, wie man sein musste, um mit einem Schwert bewaffnet auf solche Kreaturen loszugehen, wie die, die an Bord gesprungen waren. Ein Schauer überlief ihn.
    War sie wirklich so wichtig? Hatte sie wirklich etwas an oder in sich, das die Welt vor einem Abgrund bewahren konnte? Er wusste es nicht. Aber er würde jetzt nicht einfach aufgeben. Er würde sie nach Irland bringen, irgendwie, und wenn er mit den Händen paddeln musste.
    Oben öffnete er erneut die Luke. Er wollte sehen, welche Kabel für die Zündung zuständig waren und welche Farbe sie hatten. Vielleicht würde er sie dann aus dem Wust im Ruderhaus herauspicken können. Er stellte die Lampe auf den Rand und beugte sich in den Motorraum. Verflixt, er kannte sich mit dieser neuen Technik nicht richtig aus. Was war das da? Ah, die Kabel sahen gut aus ...
    Wie gestochen fuhr er hoch. Die Laterne kippte um und rollte in

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