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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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zusammengezogenen Brauen kaute Karin missmutig auf ihrer Unterlippe. Dann setzte sie ein schiefes Lächeln auf. »Okay, ihr habt gewonnen. Bis morgen früh um acht. Keine Sekunde länger.«
    Der Arzt atmete auf. »Na gut, wenigstens etwas. Ich schau später noch einmal nach Ihnen.« Er nickte Matuschek zu, bevor er sich entfernte.
    Kaum waren sie allein, beugte sich Matuschek zu Karin hinunter. Mit gedämpfter Stimme fuhr er sie an: »Sag mal, was sollte denn das?«
    »Ich verstehe nicht … was meinst du?«
    »Mir machst du nichts vor, meine Liebe. Deine Weigerung, im Krankenhaus zu bleiben, hat doch einen Grund. Ich frag mich nur, welchen? Na komm schon, spuck’s endlich aus.«
    Nach kurzem Überlegen bat sie ihn, die Tür zu schließen. Als er wieder an ihr Bett zurückgekehrt war, gab sie sich einen Ruck. »Also gut. Es ist so: Hinter dieser Selbstmordsache scheint sich eine noch größere Story zu verbergen, als ich erwartet habe.«
    »Hab ich mir’s doch gedacht …«, begann er zu wettern, doch Karin fiel ihm sogleich ins Wort.
    »Siehst du, genau deshalb wollte ich nicht darüber reden.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und verzog schmollend den Mund. Matuschek kannte diese Geste. Er wusste, wenn er jetzt nicht klein beigab, ging sie auf Tauchstation.
    »Okay«, steckte er zurück, »du hast gewonnen, ich halte mich raus. Versprochen.«
    Als wäre nichts gewesen, fuhr sie fort: »Erinnerst du dich an den Einspalter im Lokalteil der heutigen Ausgabe, über diesen Banker, der von seiner Dachterrasse stürzte?«
    »Dunkel. Was ist damit?«
    »Dem wurde eine wertvolle Skulptur gestohlen.«
    »Ach, und deshalb hat er sich in die Tiefe gestürzt?«
    »Quatsch. Der Diebstahl passierte erst  nach  seinem Tod. Und über die Ursache des Sturzes ist die Polizei noch am Rätseln.«
    »Woher hast du das alles?«, staunte Matuschek.
    »Hat mir Wolf gesteckt. Im Gegenzug musste ich ihm verraten, was ich von Sahin wollte.«
    »Aha. Ihr habt mal wieder einen Deal ausgehandelt, ja?« Er lachte glucksend.
    »Deinen Spott kannst du dir sparen. Bisher hast du die Geschichten, die sich aus meinen Deals ergaben, noch immer mit Kusshand angenommen – oder etwa nicht?«
    »Du hast ja recht, entschuldige bitte. Hab ich das übrigens gerade richtig verstanden: Der Kerl, der von seiner Terrasse stürzte, war Banker?«
    »Ja.«
    »Muss ich mir dabei was denken? Ich meine … dieser Sahin gehörte doch derselben Zunft an, wenn ich mich nicht irre.«
    »Da liegst du richtig. Die Antwort ist: Ich weiß es nicht.  Noch  nicht. Wenn man Wolfs Worten Glauben schenken darf, ist es noch zu früh, zwischen den beiden Todesfällen einen Zusammenhang herzustellen. Aber ich werd’s rauskriegen, verlass dich drauf.«
    »Du willst also in dieser Sache weitergraben? Ja, hast du denn noch nicht genug? Mensch, Karin, das heute war ein Schuss vor den Bug! Du legst dich da nicht mit irgendwelchen harmlosen Gaunern an – diese Leute sind Schwerkriminelle, die gehen über Leichen.«
    »Weiß ich. Deshalb brauche ich deine Unterstützung.«
    »Bist du bescheuert? Keine zehn Pferde bringen mich in die Nähe dieser Leute. Das ist Sache der Polizei.«
    Sie lachte. »Keine Sorge, ich verlange ja nicht, dass  du  deine Haut zu Markte trägst, du Hasenfuß.«
    »Sondern wer?«
    »Charles.«
    »Charles de Boer?«
    »Genau der.«
    Charles de Boer, einer der Pressefotografen beim »Seekurier«, war ein blonder, unauffällig wirkender Holländer mit ausgeprägter Stirnglatze und einem besonderen Faible für Undercoveraufnahmen. Er war kein Mann vieler Worte. Doch wenn’s drauf ankam, konnte man sich hundertprozentig auf ihn verlassen. Auf ihn – und seine Taekwondo-Künste.
    Nachdenklich die Hände auf dem Rücken verschränkt, ging Matuschek mit gesenktem Kopf ein paar Schritte hin und her, bevor er sich wieder vor Karin aufbaute. »Also gut, du kannst ihn haben«, knurrte er. »Unter einer Bedingung.«
    »Und die wäre?«
    »Ihr geht kein Risiko ein. Unter keinen Umständen, hörst du?«
    »Gebongt.«
    »Ich mein es ernst.«
    »Jörg … bist du so weltfremd oder tust du nur so? Schon an den Fall zu denken, ist ein Risiko.«
    Matuschek schluckte. »Okay. Was genau gedenkst du zu unternehmen?«
    »Weiß ich noch nicht.«
    »Willst du mich verarschen?«, fuhr er auf. »Du hast doch einen Plan, das seh ich dir an der Nasenspitze an. Ich will wissen, wie der aussieht.«
    Karin ließ sich nach hinten ins Kissen fallen, kaute auf ihrer

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