Seeteufel
beabsichtigte Wirkung. Zwar rang der Mann sichtlich mit sich selbst, schien vor irgendetwas Angst zu haben, bequemte sich aber schlieÃlich zu einer Antwort: »Ich heiÃen Kacinsky, Zygmunt Kacinsky. War Montag ⦠nein, Dienstagabend, dicker Mann mit viel weiÃe Haar, ungefähr so groàâ¦Â« Er deutete mit der rechten Hand eine KörpergröÃe an, die zwischen einssechzig und einssiebzig liegen mochte.
»Haben Sie den Mann gekannt?«
»Nix kennen. Hat nach Auge gefragt, hab ihm gegeben.«
»Hat er Sie dafür bezahlt?«
»Nix bezahlen.« Die Antwort erfolgte viel zu schnell, natürlich hatte er gelogen.
In diesem Augenblick wurde die Tür der Halle aufgerissen, Jeschke erschien und bekam augenblicklich einen roten Kopf.
»Dacht ich mirâs doch«, schnaubte er. »Hab ich Ihnen nicht bereits alles beantwortet? Was gibt es da noch herumzuschnüffeln? Wenn Sie nicht augenblicklich den Betrieb verlassen, werde ich Sie vor die Tür setzen lassen, haben wir uns verstanden?«
»Kann ich helfen, Lady?«, ertönte in derselben Sekunde eine Stimme hinter Jos Rücken. Von allen unbemerkt war Tom Schürmann an sie herangetreten. Er baute sich neben Jo auf und meinte entschuldigend: »Sie waren überfällig. Dachte, ich muss mal nach dem Rechten sehen.«
»Alles in Ordnung. Ich wollte gerade gehen. Auf Wiedersehen, meine Herren.« Und an Jeschke gewandt fügte sie hinzu: »Lassen Sie Ihren Frust nicht an Ihrem Mitarbeiter aus. Er hat rundweg abgelehnt, mit mir zu sprechen.«
Zurück im Taxi, stieà Jo erst mal hörbar die Luft aus.
»Ãrger?«, fragte Tom.
»Im Gegenteil. Erfolg auf der ganzen Linie«, erwiderte Jo mit zufriedenem Lächeln.
*Â *Â *
Es ging bereits auf eins zu, als Wolf, hungrig wie seine vierbeinigen Namensvettern, aus dem Dienstwagen kletterte. Die Fahrt nach Augsburg hatte er sich etwas anders vorgestellt. Normalerweise nahm die Strecke über Lindau, Memmingen und Landsberg alles in allem nicht mehr als drei Stunden in Anspruch. Doch kurz nach Wasserburg war die B 31 dicht gewesen, eine volle Stunde lang war kein Vor und kein Zurück mehr möglich. Stau!
Dabei hatte alles so gut angefangen. Jakoby, bei dem es sich tatsächlich um seinen alten Kollegen handelte, war über seinen Anruf höchst erfreut gewesen und hatte Wolf jede Unterstützung bei seinen Recherchen zugesagt. Der hatte sich daraufhin bei Sommer abgemeldet, alle Unterlagen in seiner schwarzen, abgegriffenen Collegemappe verstaut, die ihn auf Dienstfahrten stets begleitete, und war gestartet. Als er dem Stau entkommen war und endlich die Stadtgrenze Augsburgs erreichte, fingen die Schwierigkeiten erst richtig an. Seine Erinnerung hatte ihn völlig im Stich gelassen, mühsam musste er sich zur Gögginger StraÃe durchfragen, dem Sitz der Polizeidirektion Augsburg, in der er sich mit Jakoby verabredet hatte.
»Mensch, Leo, alter Gauner, hab schon gedacht, du hättest es dir anders überlegt. Sei gegrüÃt!« Mit ausgestreckten Pratzen schoss ein stattliches Mannsbild auf Wolf zu und schüttelte ihm überschwänglich die Hand.
Fast hätte Wolf ihn nicht wiedererkannt. Jakoby hatte seit jenem Lehrgang gute zwanzig Pfund zugelegt. Er trug jetzt einen respektablen Schnauzer, dafür waren die Haare auf dem Kopf merklich lichter geworden. Nach der BegrüÃung führte er Wolf in sein Büro, wo er ihm seine beiden engsten Mitarbeiter vorstellte. Dann forderte er einen der beiden Kollegen auf, in die Kantine zu gehen und Butterbrezeln zu beschaffen, da Wolf für ein ordentliches Mittagessen die Zeit zu schade war.
»Aber heute Abend kommst du mir nicht aus. Da lassen wir die Puppen tanzen, so wie damals in Lindau, was, Leo?« Lachend knuffte Jakoby Wolf in die Rippen.
»Und wie. Doch Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps, deshalb lass uns erst mal über den Arsenraub reden.«
»Richtig, der Arsenraub. Eine verteufelte Geschichte.« Jakoby räusperte sich. »Also: Vor etwa fünf Monaten, genauer gesagt am 13. Mai, dem Dienstag nach Pfingsten, wurden wir in eine Apotheke in der Altstadt gerufen. Folgendes war passiert: Kurz nach Ãffnung des Geschäftes um halb neun, der Betrieb war noch gar nicht richtig angelaufen, legte ein Kunde ein Rezept vor. Die Angestellte war eben dabei, das Medikament herauszusuchen, als ein zweiter anwesender
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