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Sehnsucht

Sehnsucht

Titel: Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Blue
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lang an Sams Gesicht hängen, bevor er ihn schnell abwandte.
    »Bedient euch«, sagte Bo. »Brokkoli ist auf dem Weg.«
    »Setz dich«, befahl Amy, die in diesem Moment hereinkam. Ihre nassen Locken tropften auf ihr T-Shirt. »Ich hol ihn.«
    Bevor er protestieren konnte, schlüpfte sie an ihm vorbei in die Küche. Bo schickte ihr einen düsteren Blick nach. Sam beobachtete von der anderen Seite des Tisches, wie Bo steif auf der Kante seines Stuhls saß. Sein Gesichtsausdruck strahlte vor allem Zorn aus, aber da war etwas Verlorenes und Verletzliches in seinen Augen, das Sams Herz einen Stich versetzte. Er wollte über den Tisch hinweg nach Bos Hand greifen, um ihm Trost zu spenden.
    »So«, sagte Amy fröhlich, als sie mit einer großen, dampfenden Schüssel Brokkoli in den Händen in den Raum gerauscht kam. »War etwas auf dem Material von gestern?«
    Andre schüttelte den Kopf. »Überhaupt nichts.«
    »Wir haben ein bisschen über unsere Träume gesprochen«, sagte Cecile und knabberte vorsichtig an einem Stück Hühnchen. »Es gibt eine weitere Ähnlichkeit, die wir aufgedeckt haben.«
    Bo sah das erste Mal von seinem Teller hoch. »Was denn?«
    Sam schaltete sich ins Gespräch ein, bevor Cecile antworten konnte. Natürlich nicht, damit Bo ihm Aufmerksamkeit schenkte.
    »In allen unseren Träumen ist die Struktur des Hauses…« Er suchte nach den richtigen Worten. »… irgendwie anders. Verzerrt.«
    »Du hast gesagt, dass die Winkel komplett falsch waren«, fügte Andre helfend hinzu. »Das ist eine gute Beschreibung dafür.«
    Bos Blick traf Sams, als professionelle Neugier die Traurigkeit in seinen Augen ablöste. »Also träumst du auch vom Haus?«
    »Ich bin nicht hundertprozentig sicher, aber ich glaube schon«, sagte Sam. Er leckte Kartoffelbrei von seiner Gabel, einfach nur um Bo dabei zu beobachten, wie dieser seinen Mund fixierte. »Ich kann nie wirklich meine Umgebung erkennen und es gibt keine Fenster oder Türen, aber es fühlt sich an wie Oleander House. Macht das Sinn?«
    Bo leckte sich über die Lippen und ahmte damit unbewusst die Bewegungen von Sams Zunge nach. »Du hast vorher gesagt, dass deine Träume sehr viel schlimmer sind als zuvor, genau wie Andres und Ceciles. Inwiefern schlimmer?«
    Panik blitzte in seinem Kopf auf. Er kämpfte sie nieder und brachte sich dazu, Bos Blick standzuhalten.
    »Es begann wie schon zuvor damit, dass ich Sex mit jemandem hatte, dessen Gesicht ich nicht sehen konnte. Aber dieses Mal habe ich davon geträumt, dass du und Amy tot wart. Zerfetzt.«
    Und das Ding in mir hat euch getötet , fügte er in Gedanken hinzu.
    Bo starrte ihn einen Moment lang ausdruckslos an. Sam konnte regelrecht sehen, wie es in seinem Kopf ratterte, als er eins und eins zusammen zählte. Dann weiteten sich seine Augen schlagartig, seine Wangen färbten sich rosa und er sah weg.
    Sam lächelte bitter in sein halb aufgegessenes Essen. Bo hatte begriffen, dass er der anonyme Liebhaber in Sams Träumen war.
    »Das ist ganz schön krank, Mann.« Davids Stimme klang ungewöhnlich ernst.
    Andre legte seinen Arm beschützend um Amys Schultern. »Bo, habt ihr in Gautier irgendwas herausgefunden?«
    »Ein paar Sachen«, sagte Bo leise. »Ich habe ein paar Artikel in seriösen parapsychologischen Magazinen gefunden. Sie handeln von Orten, deren Charakteristika denen von Oleander House sehr ähnlich sind. Gewaltsame Todesfälle unter mysteriösen Umständen, bei denen immer jemand physisch unverletzt überlebt, der aber psychisch vollkommen zerstört ist.«
    Andre lachte trocken. »Das klingt auf jeden Fall nach uns.«
    »Da ist noch was« fuhr Bo fort. »Ich habe einen kurzen Text von 1962 gefunden, in dem es um ein verlassenes Haus in Chicago geht, wo eine obdachlose Frau tot aufgefunden wurde. In ihrem Blut hat der Gerichtsmediziner Unmengen einer Chemikalie gefunden, die er nicht identifizieren konnte.«
    »Das ist interessant«, sagte Cecile zögernd. »Aber was hat das mit uns zu tun?«
    »Wirst du noch sehen.« Bo lehnte sich vor und verschränkte die Finger. »Ein paar Tage, nachdem die Leiche gefunden worden war, wurde ein Junge in den psychiatrischen Trakt des lokalen Krankenhauses eingeliefert. Die Polizei hat ihn als einen Stricher identifiziert, da sie ihn schon einige Male wegen Prostitution aufgegriffen hatten.«
    »Lass mich raten«, sagte Amy. »Er war katatonisch.«
    Davids Augenbrauen zogen sich nach oben. »Hat er dir das nicht schon erzählt?«
    Amy zuckte mit den Schultern.

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