SehnSucht - Erotischer Roman: Erotischer Roman (German Edition)
Freundinnen, damit sie sich, für den Fall, dass sie völlig daneben lag, kurzfristig umentscheiden konnte.
Obwohl sie ausreichend zum Mittag gegessen hatte, lief Muriel das Wasser im Mund zusammen, als sie an den herzhaften Geschmack und die feurige Würze von Chili con Carne, Chicken Buritos und Co. dachte. Tapfer sah sie jedoch die Rezeptkarten durch und ließ Emma ihre acht Favoriten wissen. Wie sonst auch, deckten diese sich nicht mit denen der Freundin. Da Emma Muriels Vorschläge aber immer berücksichtigte und mindestens einen davon kochte, kam es hin und wieder doch vor, dass einer davon am Ende im KINGz landete.
Halb in Gedanken löffelte Muriel den Schaum von ihrem zweiten Latte und blickte hin und wieder aus dem Fenster, wobei ihr auffiel, dass die meisten Passanten grimmig dreinschauten. Sie alle schienen auf das Nieselwetter eingestimmt, zogen den Kopf zwischen die Schultern, runzelten die Stirn und eilten in langen Schritten ihres Wegs. In einiger Entfernung hielt ein Bus. Muriels Blick blieb an einer Frau hängen, die in der grauen Masse praktisch strahlte. Nicht allein durch die leuchtenden Farben, die sie trug. Sie hörte Musik über Kopfhörer, schien eher zu schweben als zu gehen, störte sich nicht an den Nieseltropfen und lächelte vor sich hin.
Der vorherige Geistesblitz war nicht einmal vierundzwanzig Stunden her, da blitzte es erneut in Muriels Kopf.
»Bus!«, rief sie, warf den Löffel auf den Teller und kramte in ihrer Tasche nach einem Zettel, auf dem sie Notizen machen konnte. Der Beleg für das Kleid würde herhalten müssen.
»So weit ist es nun auch wieder nicht«, entgegnete Emma und betrachtete sie mit einigem Argwohn.
Muriel kritzelte ein paar Stichpunkte auf den Zettel und hob den Kopf, um Emma anzustrahlen. »Nummer acht! Der Bus!«
Emma lachte. »Sorry, aber ich verstehe gar nichts! Geht es dir gut?«
»Mir geht es fantastisch«, grinste Muriel weiter und machte mehr Notizen. »Ich hatte gerade die Idee für Antrag Nummer acht«, ließ sie Emma endlich wissen.
»Oh, toll! Welcher ist Nummer sieben?«
»Die Goldschmiede. Er schmiedet ihr einen Ring, fühlt sich dabei kerlig wie Hephaistos und macht ihr damit einen Antrag.«
Emma lachte noch herzhafter. »Na bitte, es geht doch. Und was hat es mit dem Bus auf sich?«
»Dein Bus! Der Bus, der dich jeden Morgen zur Arbeit fährt. Du läufst zur Haltestelle, guter Dinge, nichtsahnend, wartest die obligatorischen fünf Minuten, die du zu früh da bist. Und dann kommt er, dein Bus, fährt heran und hält. Die Türen öffnen sich, doch du kannst dich nicht vom Fleck rühren. Du bist wie gelähmt, denn statt der üblichen Buswerbung für ein Shampoo oder einen Autohändler lacht dich dein eigenes Gesicht an.«
Emma griff die Idee auf und unterstrich sie mit einer theatralischen Geste. »Neben deinem Foto liest du die Frage aller Fragen: ›Honeymaus, willst du mich heiraten?‹« Sie lehnte sich zurück, verschränkte die Arme und zog eine abschätzende Schnute. »Das ist gut«, beschloss sie. »Verdammt gut. Vor allem, weil es eine typisch männliche Idee ist, die eine Frau total umhauen wird. Allein der Gedanke ... Dein Foto, fünffach lebensgroß auf einem Bus, und alle starren dieses Foto an. Und dann starren sie dich an, wenn du in jenen Bus steigst. Nicht zuletzt ist da die Frage, auf die du seit einer halben Ewigkeit wartest.«
Muriel lächelte und kritzelte mehr Stichpunkte auf den Zettel.
***
Am Abend fuhr Muriel zu Janis. Als sie vor dem Haus parkte, schloss die Freundin gerade das Tattoostudio, welches sich im Erdgeschoss befand. Janis’ Wohnung lag in der ersten Etage. Die zweite wurde von einer Rentnerin bewohnt, die sich regelmäßig über die düster dreinblickenden Gestalten beschwerte, die ein- und ausgingen. Nach einem abgebrochenen Kunststudium hatte Janis beschlossen, ihrer besonderen Neigung zu folgen und sich zur Tätowiererin ausbilden lassen. Jede der Kreationen, welche sie auf ihrer Haut trug, war ihrer eigenen Phantasie entsprungen und durch die Nadel eines befreundeten Kollegen gestochen worden. Janis’ Rücken war ein einziges und wahrscheinlich niemals vollendetes Kunstwerk, das über ihre Schultern bis hinauf zum Hals rankte.
In der Wohnung angelangt, öffnetet Janis einen Rotwein und erzählte von einem Mädchen, das sich am Vormittag einen Schmetterling hatte tätowieren lassen, um ihren Freund zu beeindrucken.
Janis konnte Schmetterlingstattoos nicht ausstehen, noch weniger mochte sie
Weitere Kostenlose Bücher