Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi
den Schläfen ergrauten brünetten Haare lockten sich um ihren Kopf.
»Uns sind ein paar Dinge immer noch nicht ganz klar.«
Das Wohnzimmer war hell und freundlich eingerichtet, die Möbel modern. Ein Panoramafenster erlaubte den Blick auf den großzügigen Balkon. Auf dem Feld hinter dem Haus stand der Raps schon hoch.
Auf dem weißen Sofa in bekanntem schwedischem Design saß die zweite Frau. Sie hatte ihre aschblonden Haare streng zusammengefasst, trug einen schwarzen Rollkragenpulli und eine graue Hose.
Fischer musterte die beiden. Sie sahen mürrisch aus, aber das war nicht ungewöhnlich, wenn man Besuch von der Polizei bekam.
Auf dem Couchtisch standen Kaffeetassen, eine Flasche Cognac und zwei Schwenker.
Verena sah Iris Goeken fragend an, doch diese drehte sich weg und schaute aus dem Fenster. Die Kommissarin nahm ungebeten Platz und zückte ihr Notizbuch.
Fischer stellte sich ein wenig abseits schräg hinter ihren Sessel. So hatte er beide Frauen gut im Blick.
»Frau Goeken«, wandte sich Verena nun an Maria Goeken aus Krefeld. »Sie haben Freitagnacht erfahren, dass Ihr Schwager gestorben ist?«
»Das sagte ich bereits.« Maria Goeken blickte unwillig auf.
»Am Samstagmorgen sind Sie dann zu seiner Wohnung gefahren?«
»Ja.«
»Woher wussten Sie von dem Geld?«
Maria Goeken warf ihrer Schwägerin einen schnellen Blick zu, dann senkte sie den Kopf. »Ich wusste nur, dass er ein zweites Konto hatte.«
»Woher?«, wiederholte Verena ihre Frage.
»Das … das weiß ich nicht mehr. Vermutlich hat er es mir erzählt.«
Sie lügt, dachte Fischer. An der Körperhaltung seiner Kollegin erkannte er, dass sie wohl auch so dachte.
»Er hat Ihnen von einem Konto erzählt? Auch, wie viel Geld er hatte?«
»Nein. Ich wusste nur, dass er ein Konto mit Schwarzgeld hatte.«
»Schwarzgeld?« Verena setzte sich auf. Fischer trat einen Schritt nach vorn – jetzt konnte er auch das Gesicht seiner Kollegin erkennen.
»Ja, keine Ahnung, was genau er gemacht hat.« Maria Goeken wirkte genervt. »Wir hatten schon eine Weile keinen Kontakt mehr.«
»Wie sind Sie in die Wohnung gekommen?«
»Ich habe einen Schlüssel.«
»Obwohl Sie keinen Kontakt mehr hatten, besitzen Sie einen Schlüssel zur Wohnung?«
»Das ist noch mein Schlüssel«, mischte sich nun Iris Goeken ein. »Ich habe ihn damals bei Maria gelassen, als ich weggezogen bin.«
»Wieso?«
»Na, für alle Fälle.« Iris Goeken setzte sich nun neben ihre Schwägerin und strich den Rock glatt.
»Für alle Fälle? Aha.« Verena notierte sich etwas, die beiden Frauen wechselten wieder einen Blick. »Und Sie haben also den Schlüssel genommen und sind am frühen Samstagmorgen zur Wohnung Ihres verstorbenen Schwagers gefahren?«
Maria Goeken nickte nur.
»Sie haben aufgeschlossen und haben dann was gemacht?«
»Ich habe seinen Ausweis und die Kontokarte geholt.«
»Seinen Ausweis?«
»Ja, er hatte den Ausweis und die Kontokarte in einer kleinen Kiste in seinem Nachtschrank.«
»Woher wussten Sie das?«
Diesmal antwortete die Frau nicht.
»Sie sind also schnurstracks in die Wohnung, dann ins Schlafzimmer und haben sich die beiden Sachen genommen?«
Maria Goeken rührte sich nicht.
»Bitte beantworten Sie meine Frage.«
»Ja. Ja, genau so war es.«
»In welchem Zustand war die Wohnung?«
»Na, wie immer halt«, sagte sie ungehalten.
Fischer hatte Verena von den Müllbergen und dem Dreck in der Wohnung erzählt. Woher, dachte er nun, wusste Maria Goeken, wie die Wohnung üblicherweise aussah? Irgendetwas verschwieg sie.
»Können Sie mir die Wohnung beschreiben?«
»Dreckloch passt wohl am besten.« Maria Goeken verdrehte die Augen. »Einen Schweinestall hatte er. Obwohl er ja nun nicht in der feinsten Gegend wohnt, hat es bei ihm manchmal derartig gestunken, dass sich sogar die Nachbarn beschwert haben.«
»Ach? Woher wissen Sie das denn? Ich dachte, Sie hatten keinen Kontakt?«
Wieder schwieg die Frau. Fischer unterdrückte ein Stöhnen, die ganze Situation machte ihn nervös. Offensichtlich hatte Maria Goeken doch Verbindung zu ihrem Schwager gehabt, vielleicht war sie sogar in die Mafiamachenschaften verwickelt.
Verena Hälble schaute ihn kurz an. Immer mit der Ruhe, schien ihr Blick zu sagen.
»Warum ist das wichtig für Sie?«, fauchte Maria Goeken. »Ich habe doch zugegeben, dass ich die Sachen aus der Wohnung genommen habe. Wir haben auch zugegeben, dass wir das Geld abgehoben haben. Warum stellen Sie all diese Fragen?«
»Wir
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