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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Bergen. So dichter Regen, dass man keine zwei Meter weit sehen konnte. Aber hinterher hatten die Kiefern so wunderbar geduftet, und unter den Füßen das zertretene Moos. Hier gab es nicht viele Bäume. Es gab praktisch keinerlei Möglichkeit, sich zu verstecken, abgesehen von diesen »Scharrkuhlen«. Ihm behagte die Vorstellung dieser unsichtbaren Verstecke ganz und gar nicht. »Wir sind ein ganzes Ende weg von Los Angeles«, sagte er leise.
    Hestler kicherte. »Töten ist Töten«, sagte er. »Spielt keine Rolle, wo man’s erledigt oder für wen.«
    »Da«, sagte Choa und streckte den Finger aus. Er hatte gute Augen. Er hatte als Erster die ausgescharrte Kuhle gesehen, und jetzt hatte er einen kleinen Fleck auf dem Boden bemerkt. Als sie hingingen und sich daneben hockten, war der Fleck feucht und fühlte sich klebrig an. Es war Blut.
    »Der Wichser hat was abgekriegt!«, sagte Hestler.
    »Wir funken Jay an und sagen’s ihm.«
    »Scheiß drauf, der Wichser könnte direkt hinter der nächsten Biegung sein. Wir schnappen ihn uns.«
    Hestler ging los, aber Choa zögerte. Er schnallte das Funkgerät von seinem Koppel.
    »Hier ist was«, sagte er in das Gerät. Dann, da Hestler schon fast außer Sichtweite war: »Hey! Wart noch einen Moment!« Aber Hestler ging unbeirrt weiter.
    »Was denn?«, fragte Jays Stimme. Er klang leicht kurzatmig, aber nicht sehr.
    »Blut, ganz frisch.«
    »Unmöglich.«
    »Ich sag dir doch...«
    »Ich glaube nicht, dass er verwundet ist.«
    »Vielleicht eine der Granaten?«
    »So wie er ans Ufer geschwommen ist – nein. Ich hab ihn die ganze Zeit durch das Fernglas beobachtet, vergiss das nicht. Und diesen ersten Hang ist er wie eine Bergziege raufgeklettert.«
    »Tja, es ist jedenfalls Blut.« Choa verrieb etwas davon zwischen Daumen und Zeigefinger. Es war klebrig und kalt.
    »Wie schmeckt’s?«, fragte Jay.
    »Was?« Choa traute seinen Ohren nicht.
    »Tu dir was davon auf die Zunge«, befahl Jay.
    Choa sah seine Finger an.
    »Los!«
    Choa legte die Zunge an das Blut. Er schmeckte überhaupt nichts. Er leckte an seinen Fingern, kostete, spuckte dann aus.
    »Und?«
    Choa führte wieder das Funkgerät an den Mund. »Schmeckt komisch«, sagte er.
    »Irgendwie metallisch, so wie Blut?«
    Choa musste zugeben, dass es nicht so war. »Irgendwie kalkig«, sagte er.
    »So wie Farbe?«, vermutete Jay.
    »Woher weißt du das?«
    »Es ist nicht echt. Er legt eine falsche Fährte.«
    Choa schaute sich um. Von Hestler war nichts zu sehen.
    »Hestler!«, rief er. »Komm zurück!«
    Dann ertönte ein einzelner Schuss. Choa war nicht so dumm, direkt in die Richtung loszulaufen, aber er blieb auch nicht wie festgefroren dahocken. Er stieg den Hang hinunter und näherte sich in einem weiten Bogen der Stelle, an der es geknallt hatte. Das Walkie-Talkie hatte er ausgeschaltet, damit es nicht seine Position verriet. Seine Maschinenpistole war entsichert und schussbereit.
    Ein Stück weiter vor ihm lag in einer tiefen Rinne eine leblose Gestalt. Wie es aussah, hatte Hestler eine Abkürzung genommen. Statt die Rinne zu umgehen, war er hinuntergestiegen und hatte dadurch für jeden, der sich hinter dem jenseitigen Rand versteckte, ein prächtiges Ziel abgegeben. Wie auf dem Präsentierteller.
    Choa wagte nicht, in die Rinne hinunterzusteigen. Außerdem war das Loch in Hestlers Hinterkopf groß genug und auch aus der Entfernung gut zu sehen. Er hielt sich das Funkgerät an Ohr und Mund.
    »Was?«, sagte Jay leise. Er hatte den Schuss gehört.
    »Hestler ist ausgeschieden«, sagte Choa schlicht.
    »Was ist passiert?«
    »Jemand hat ihm eine neue Mundöffnung verpasst, bloß an der falschen Kopfseite.«
    Choa schaltete das Funkgerät aus. Er brauchte beide Hände für die MP. Reeve war ganz in der Nähe. Er umrundete die kleine Schlucht. Die Landschaft war so mit Senken und Erhebungen übersät, dass er in keiner Richtung weiter als fünfundzwanzig Meter sehen konnte. Abgesehen vom Regen, der auf ihn einprasselte, und dem Wind in seinen Ohren, war absolut nichts zu hören. Keine Vogelstimmen, keine rauschenden Blätter. Der Himmel war wie eine Platte aus Granit.
    Choa gelangte zu einer Entscheidung, die ihm augenblicklich richtig erschien: zurück zu den Schlauchbooten, eins davon nehmen und davonpaddeln. Bei dem Gedanken fühlte er sich gleich besser. Das war Jays Kampf, nicht seiner. Er hatte das Gefühl, dass Reeve ihn beobachtete, auch wenn er einen Scheißdreck sehen konnte. Seine ausgezeichneten Augen halfen

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