Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
eine Mücke ist eine Premiere.« Er hielt inne und sah Costello an, als habe er sie gerade erst bemerkt. »Kenne ich Sie von irgendwoher, Süße?«, erkundigte er sich.
»Ich war mal ein großer Fan von Ihnen«, sagte Costello und warf verstohlen einen Blick auf den Grundriss der Schule. »Das ist sehr großzügig von Ihnen, Mr. O’Neill. Sicherheitspersonal ist nicht gerade billig.« Sie kannte sich mit den Preisen nicht aus, aber es erschien ihr irgendwie logisch.
»Meine Freunde nennen mich Rogue. Kein Problem: Ich weiß, wie knapp das Personal bei Ihnen wegen dieser Grippewelle und wegen Weihnachten ist. Wo kommen Sie denn her, Mädel?«, fragte er weiter.
»Cardonald«, antwortete Costello.
»Und Sie waren ein Fan von mir, sagen Sie?«
»Das Video vom Blackfriars-Konzert habe ich noch.«
»Vom Blackfriars-Konzert? Das war …?« Rogan ließ den Zeigefinger kreisen.
»Einer Ihrer Fans hat es gedreht. Vielleicht erinnern Sie sich an ihn – das war dieser Verrückte, der innerhalb einer Woche einen Heroinentzug gemacht hat und bei den Zeugen Jehovas eingetreten ist. Er hat Sie gebeten, auf der Bühne nicht zu fluchen.«
»Und später hat er dann Doppelglasfenster verkauft?«
»Genau der«, bestätigte Costello.
»Ach so, dann weiß ich, wen Sie meinen. Der hat die Videos kopiert und sie für ein paar Pfund verhökert. Die Knete hat er uns gegeben – und damals haben wir die dringend gebraucht.«
»Ich weiß, ich musste es kaufen, viermal. Ich habe vielleicht ein Glück, wie?«, warf die Pediküre trocken ein.
Rogan betrachtete Costello, als erscheine sie ihm in einem neuen Licht. »Waren Sie auch eines meiner Tambourine-Girls?«, fragte er und lächelte flirtend.
Anderson grinste.
»Ja, na klar.« Sie errötete ein wenig.
»Waren Sie nur auf der Bühne oder sind Sie auch mit hinten in den Bus gekommen?« Rogan lachte. »Antworten Sie nicht – wir haben nur die hübschen Mädels ausgesucht«, informierte er Anderson. »Wissen Sie, in meiner Vorstellung sind diese Mädchen niemals erwachsen geworden.«
»Ich war damals erst sechzehn, wenn überhaupt.«
»Das hätte ihn nicht gestört«, sagte die Pediküre. »Er holt nur Frauen aus dem Publikum auf die Bühne, die höchstens halb so alt sind wie er – na, heutzutage ist es wohl nur ein Drittel seines Alters und ein Viertel, wenn er in Amerika unterwegs ist.« Die Pediküre grinste vor sich hin.
Rogan zwinkerte Costello zu. »Damals waren Sie bestimmt eine umwerfende Braut.« Er wandte sich Anderson zu. »Und das ist eben das Problem: Die kommen zwanzig Jahre später aus den Ecken gekrochen, und dann liest man diese Geschichten in der Zeitung.« Er hielt ein Boulevardblatt hoch mit der Schlagzeile: Mein flotter Dreier mit Rogue . Rogan sah sich die Seite an und schob zufrieden die Unterlippe vor.
Costello sann auf Rache und ergriff sofort die Gelegenheit. »Oh, DI Anderson hat eine CD mitgebracht, die Sie signieren sollen. Für eine Freundin .«
Rogan langte in die Tasche und holte einen Stift hervor. »Welche haben Sie denn, Junge?«
DI Colin Anderson errötete, weil er »Junge« genannt wurde. »Ihre CD-Kollektion als Geschenkbox. Und sie ist nicht für eine Freundin, sondern für die Freundin eines Kollegen. Vielleicht könnten Sie ›Für Fran‹ dazuschreiben?«
»Na klar, kein Problem. Sieht sie gut aus?«
»Vergiss nicht, Rogue, du sollst den fürsorglichen Vater vortäuschen. Du rettest Kinder, du bumst sie nicht mehr«, sagte die Pediküre. »Ganz egal, was in der Zeitung steht.«
»Ich wünschte, ich hätte noch so viel Power. Waren Sie kürzlich mal in Cardonald …? Sorry, Süße, wie war der Name?«
»Costello.«
»Haben Sie auch einen Vornamen?« Rogan zwinkerte gewinnend.
»Detective Sergeant.« Sie erwiderte das Zwinkern und weigerte sich, Anderson anzusehen. Zu ihrer Erleichterung öffnete sich die Tür eines der Nachbarzimmer.
Auch ohne Make-up und mit hinter dem Kopf zusammengehaltenem Haar, wo es in alle Richtungen spross wie ein blonder Kaktus, sah Lauren McCrae umwerfend aus.
»Hi«, sagte sie und gab mit einem breiten Lächeln den Blick auf ihre unglaublich weißen und makellosen Zähne frei. Anderson wäre fast vom Hocker gefallen, und sogar Costello fand es schwierig, sie nicht anzustarren.
»Hol uns aus der Bar was zu trinken, Schatz«, befahl Rogan. »Ich nehme ein Bier.«
»Liebling, du hast nachher einen Auftritt. Trink lieber eine Cola.«
Rogan hörte nicht auf sie. »Im Glas, ja?«
»Woran ist
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